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Knochenzeichen

Knochenzeichen

Titel: Knochenzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kylie Brant
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Moment lang bereut.
    Doch es war, als hätte sie nicht gesprochen. »Ich habe noch mal mit Cee Cee telefoniert. Duran Cosmetics ist verzweifelt auf der Suche nach dem richtigen Gesicht. Wir werden Paris im Sturm erobern, Schätzchen. Es wird sein wie vor ein paar Jahren, weißt du noch? Wir kommen wieder ganz an die Spitze.«
    Der erste Anflug von Besorgnis durchdrang Caits Ärger. »Es war nicht vor ein paar Jahren, Mutter. Es ist über fünfzehn Jahre her. Und ich gehe nicht zurück in die Branche. Das hab ich dir gesagt.«
    Ein verträumter Ausdruck erschien auf Lydias Gesicht. »Natürlich ist Paris um diese Jahreszeit grässlich, aber du wirst ohnehin wochenlang mit Art Directors und Maßnehmen und einem strengen Diät- und Trainingsprogramm beschäftigt sein. Wenigstens hast du dich nicht gehen lassen. Das ist ein Segen. Aber falls das auf deiner Nase Sommersprossen sind, dann schwöre ich dir, dass ich …«
    »Mutter!«, sagte sie scharf. Wenn sie diesen Streit noch einmal führen mussten, dann bitte schön. Alles lieber als dieses mulmige Gefühl einer bösen Vorahnung, das sich allmählich in ihrem Magen ausbreitete. »Du musst wieder nach Hause fahren. Wir reden, wenn ich mit den Ermittlungen fertig bin. Aber nicht über Paris. Ich gehe nicht nach Paris. Und du auch nicht.«
    »Ich wusste, dass du das sagen würdest.« Da war wieder die alte Lydia, die über alles bestimmte. Einen Moment lang hatte Cait sich gefragt, ob sie sich diese Verwechslung von Vergangenheit und Gegenwart nur eingebildet hatte. »Ich wusste, wie schwierig es werden würde, dich zu überzeugen. Ich wollte das nicht einsetzen, aber jetzt tue ich es. Weil es zu deinem eigenen Besten ist. Es ist für uns beide am besten. Genau wie früher.«
    Lydia stellte die Reisetasche ab und nahm eine dunkle Holzkiste heraus. Cait schnürte es die Kehle zu. Ihr Atem klang in ihren Ohren wie das Stampfen einer Lokomotive.
    Der geschnitzte Deckel war glatt poliert. Als Lydia ihn abnahm, kam das mit weichem grünem Samt bezogene Innere zum Vorschein. Doch es war der doppelte Boden, der die Schrecken von Caits Vergangenheit barg.
    »Du wirst genau das tun, was ich sage. Sonst erfährt die ganze Welt, was du wirklich bist. Du hast quasi deinen Vater umgebracht. Hast du gedacht, ich weiß das nicht? Ich habe dich immer gedeckt. Dafür bist du mir etwas schuldig!«
    Cait nahm die Worte kaum wahr. Sie konnten den Würgegriff der Vergangenheit nicht lösen.
    Du musst mein braves Mädchen sein, Caitie. Präg dir die Geschichte ein. Verrate nie, wie es wirklich war.
    »Es ging nur so. Ich verstehe das, aber die Behörden würden das ganz anders sehen. Du wärst in diesem Beruf ruiniert, also kannst du genauso gut zu dem Leben zurückkehren, das ich für uns geplant habe. Es war all die Mühe wert. Und all die Opfer.« Der Blick ihrer Mutter schweifte in die Ferne, während sie Anstalten machte, als wollte sie einer wesentlich jüngeren Cait übers Haar streichen. »Du brauchst keine Schuldgefühle zu haben, Schätzchen. Dein Vater hätte mit seinen Depressionen alles ruiniert. Uns mit nichts zurückgelassen. Aber ich war für dich da. Ich wusste immer, wie ich alles für dich regeln muss.«
    Eine Eisschicht legte sich über ihre Haut. Eis jagte durch ihre Adern. »Was … hast du für mich geregelt, Mutter?« Sie rang sich die Worte ab, doch die Antwort wollte sie nicht hören. Wollte nicht die Wahrheit hören, die garantiert noch viel schlimmer war als die Erinnerung, die sie zeit ihres Lebens begleitet hatte.
    »Dein Vater war nicht dumm«, sagte Lydia in forschem Tonfall. Fast normal. Abgesehen von dem Glitzern des Wahnsinns in ihren Augen. »Emotional schwach. Aber nicht dumm. Ich wusste, wenn ich dich länger und länger allein mit ihm zu Hause lasse, während er in einer seiner düsteren Phasen ist, würde er einen Plan schmieden. Die Versicherung hätte bei einem Selbstmord nie gezahlt. Dein Vater hat die richtige Entscheidung getroffen.«
    Das Kind, das sie gewesen war, das Kind, das nach wie vor in ihr wohnte, schrie im Stillen vor Protest. »Die richtige Entscheidung? Ich war acht !«
    Doch ihre Mutter hörte gar nicht zu. Wann hatte sie je zugehört? »Es war eine schwere Zeit für uns beide. Aber sieh nur, was für ein Leben ich für uns geschaffen habe! Kinder verstehen nichts von Geldsorgen, aber dein Portfolio musste zusammengestellt werden. Die Porträtfotos. Dann die Gebühren für die Agentur. Die Kleider und die Reisekosten, bevor du von

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