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Knochenzeichen

Knochenzeichen

Titel: Knochenzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kylie Brant
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heraushören, die dahintersteckte. »Es hat regelrecht von ihnen gewimmelt. Sie haben Bilder von zwei von ihnen herumgezeigt. Wie zum Teufel haben sie sie identifizieren können? Das begreife ich nicht. Was wissen sie sonst noch?«
    »Nichts, sonst würden wir davon erfahren. Ausgeschlossen, dass irgendwas davon auf uns hindeutet. Ich war vorsichtig. Und du auch.«
    »Ich weiß. Trotzdem …« Sweetie durchmaß das Zimmer, die Tasche von den langen, sensiblen Fingerspitzen hängend. »Ich will dich nicht in Gefahr bringen. Ich glaube, wir sollten Plan A in Erwägung ziehen.«
    »Natürlich.« Er versuchte immer noch abzuwiegeln. Versuchte immer noch, der Starke zu sein. »Eines Tages …«
    »Ich meine jetzt. Oder zumindest bald.«
    Er erstarrte und konnte es kaum fassen. Sie hatten so lange gewartet. Manchmal hatte es den Anschein gehabt, als würden sie nie zusammen sein. Als wäre es alles ein einziges Luftschloss, und alles, was er je haben würde, alles, was sie je haben würden, wären diese gemeinsamen Momente.
    Sweetie redete immer noch. Nervös. Ging mit raschen Schritten auf und ab. »Es muss so laufen, wie wir es besprochen haben. Ich verschwinde zuerst. Du kommst nach. Aber nicht in sechs Monaten. Das könnte womöglich zu lang sein. Vielleicht in vier?«
    »Ich kann sagen, dass ich nach Portland ziehe. Um näher bei meinem Dad im Pflegeheim zu sein.« Die Geschichte hatte er schon so oft erzählt, dass er sie selbst allmählich für wahr hielt.
    Leises Bedauern regte sich beim Gedanken daran, dieses Haus zu verlassen. Das Schicksal seines alten Herrn war besiegelt gewesen, nachdem seine geheiligte Mutter im Garten vergraben worden war. Ohne Achtung. Ohne Bedauern. Den Würmern und Insekten und anderen Tieren ausgeliefert, die herumschnüffelten und die Erde aufgruben und dann mit einem Arm oder Fuß davonliefen. Er hatte den Tod des Dreckskerls seit dem Moment geplant, als er einen Kojoten mit dem Unterarm seiner Mutter im Maul vom Grundstück hatte traben sehen.
    »Guter Gedanke. Okay. Und du weißt noch, wo wir uns treffen? Und welche Route du nehmen sollst? Du darfst nicht direkt dorthin fliegen, sonst führst du sie direkt zu mir …«
    Verspätete Freude wallte in ihm auf. Höher und höher, bis er bereit war, darin zu ertrinken. Endlich. Endlich, nach so langer Zeit. Er ging zu Sweetie hinüber und legte sachte zwei Finger auf diese herrlichen Lippen. »Ich weiß noch alles. Und du weißt auch noch, wie du mich verständigst, falls sich der Plan ändert?«
    Ein langsames, nüchternes Nicken war die Antwort. »Aber zuerst musst du dich um die Fleming kümmern. Sie ist eine Bedrohung für uns. Selbst wenn wir das Land verlassen, könnten sie uns mit ihrer Hilfe womöglich finden. Sie ist das Einzige, was noch zwischen uns steht. Das Einzige, was uns voneinander trennt.«
    Allerdings war sie das. Er erkannte es jetzt ganz klar. Sweetie hatte absolut recht, wie immer. Und es gab nichts, was er nicht tun würde, um ihre gemeinsame Zukunft zu gewährleisten.
    »Überlass die Fleming mir. In vierundzwanzig Stunden ist sie tot.«
    Sweetie atmete erleichtert auf. »Ich verlasse mich auf dich. Ich verlasse mich immer auf dich.«
    Mit jubelndem Herzen vergaß er Barb Haines’ Leichnam, der noch immer auf die Käfer wartete. Auf die Zeichnung. Auf die Entsorgung. Vergaß den Kummer, dass er sein geliebtes Wesen vier – nur vier statt sechs! – Monate nicht sehen würde. Dachte noch gar nicht darüber nach, wie er Caitlin Fleming unschädlich machen wollte. Die Einzelheiten waren nicht von Belang.
    Er dachte nur an den Beginn ihres gemeinsamen Lebens. Schon bald. Sehr bald.
    »Lass mich dir zeigen, wie es sein wird. Wir beide. Allein. Reich. Glücklich.«
    Langsam umfasste er Sweeties Kinn und hielt den Atem an, als seine Handfläche geküsst wurde. Doch er würde sich nicht ablenken lassen. Nicht von den Knöpfen, die über diesen Oberkörper, den er so gern leckte und liebkoste, nach unten verliefen. Nicht von dem Gürtel, der doch nur getragen wurde, um ihn zu verführen und zu reizen.
    Das Leder löste sich. Die Schnalle ging auf. Und der Reißverschluss öffnete sich, ein Zähnchen nach dem anderen.
    Als er Sweetie von sämtlichen Kleidern befreit hatte, fuhr er mit der Zunge über den samtigen Schaft und murmelte: »Bald, mein Liebster«, ehe er ihn in den Mund nahm.
    Und er wusste, dass er nie glücklicher gewesen war.

18. Kapitel
    Verdammt, verdammt, verdammt.
    Cait flog regelrecht durch das Zimmer

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