Knochenzeichen
hatten nicht die nötige Ausrüstung, um in die Kammer zu gelangen und sich dort umzusehen.«
Sie schien ein paar Minuten intensiv über das Gesagte nachzudenken. Er hatte den untrüglichen Eindruck, dass sie dabei seine Gegenwart komplett vergaß. Also knüllte er die Sandwichverpackung zusammen und stopfte sie in eine Außentasche seines Rucksacks. Dann zog er seine Wasserflasche heraus, setzte die Brille ab und spritzte etwas Wasser auf die Gläser, ehe er sie mit einem Hemdzipfel sauber wischte. Er trank einen Schluck und sah erst dann wieder zu der Frau neben ihm hinüber.
Sie hatte ihr Telefon gezückt und tippte eine Nummer ein. Doch nachdem sie es sich eine Weile ans Ohr gehalten hatte, klappte sie es wieder zu und steckte es in den Rucksack zu ihren Füßen. »Barnes meldet sich nicht, aber ich versuch’s weiter. Im schlimmsten Fall müssen wir eben in Richtung Auto losmarschieren, und er kann uns dann unterwegs aufsammeln.«
»Sie werden womöglich feststellen müssen, dass er ein bisschen schwerer zu manipulieren ist, als Sie es gewohnt sind.« Zach wusste, dass das fies war, hätte aber nicht sagen können, warum diese Frau seine schlechtesten Eigenschaften hervorlockte. Seine Reaktion verärgerte ihn. Sie verriet nämlich, dass Cait eine Wirkung auf ihn hatte, selbst wenn es eine negative war. Der Gedanke gefiel ihm überhaupt nicht.
Sie erstarrte regelrecht, das Sandwich auf halbem Weg zum Mund. Ihre Stimme wurde gefährlich kühl. »Würden Sie mir diese Bemerkung vielleicht erklären?«
Es gab weit und breit keinen Grund für ihn, in das verbale Scharmützel einzusteigen. Und auch wirklich keinen Grund dafür, so ekelhaft zu sein. Trotzdem konnte er nicht den Mund halten. »Er ist schwul. Also wird er wohl kaum auf die üblichen Manöver reinfallen, die Sie vermutlich benutzen, um Männer auf Trab zu bringen. Wenn er zu tun hat, müssen wir wahrscheinlich stundenlang warten, bis er uns holen kann.« Achselzuckend schob er die Wasserflasche wieder in seinen Rucksack und wartete auf ihre Reaktion. Sie ließ nicht lange auf sich warten. Und sie war vollkommen anders, als er vermutet hatte.
»Tja, das ist aber enttäuschend.«
Ihre Stimme klang so rauchig, dass seine Kehle gleich wieder ganz trocken wurde. Er hätte den Blick nicht um viel Geld von ihr abwenden können. Und so betrachtete er sie weiter wie gebannt.
Mit langsamen Bewegungen setzte sie die Brille ab. Gemächlich. Ihm blieb Zeit genug, um festzustellen, dass ihre Augen den gleichen Farbton hatten wie das Moos auf der einen Seite des Felsens, auf dem sie saßen, ehe sie genüsslich nach oben fasste und sich die Kappe vom Kopf zog. Sie löste ihr Haar und schüttelte es nach hinten, um es jedoch sogleich in perfekter Form wieder um ihr exquisites Gesicht fallen zu lassen.
Er wusste, wenn er auf den Arm genommen wurde. Er wusste es, war aber dennoch außerstande wegzusehen, und musste sich noch dazu einschärfen, das Atmen nicht zu vergessen. Sie ließ ihre Zungenspitze über die Lippen gleiten und öffnete sie ein ganz klein wenig. Dazu schloss sie halb die Augen und machte ein Gesicht, als ob …
Ihr Gesichtsausdruck war reiner Sex. Die Anmache, die so leicht zu lesen war wie ein Neonschild vor einem sternenlosen Himmel. Und brutal wirksam. Obwohl er wusste, dass sie ihre Spielchen mit ihm trieb, wurde er wie auf Kommando hart. Was ihn stinksauer machte.
»Tja, Frauen wie ich können eben nichts besser als Männer verführen, aber wenn das nicht klappt, werde ich Barnes leider nicht dazu überreden können« – sie berührte die Kuhle unter ihrem Hals auf eine Art, dass kaum ein Mann hätte den Blick abwenden können – »sich groß zu verausgaben. Was schade wäre.« Als sie die Hände zum Saum ihres T-Shirts sinken ließ, machte sein Pulsschlag einen Satz wie ein Hengst, der aus der Startmaschine prescht. Sie zog sich das T-Shirt über den unfassbar schmalen Oberkörper nach oben und entblößte ein ärmelloses Rippenshirt, das sich an Kurven schmiegte, die ein ausgesprochen wohlwollender Gott geformt haben musste. »Das heißt dann wohl, ich kann ihn bloß« – sie beugte sich vor und offerierte ihm einen atemberaubenden Blick auf ihr Dekolleté – »freundlich fragen und hoffen, dass das reicht.«
Mit kaum verhohlener Gewalt packte er noch einmal seine Wasserflasche und trank genug, um den felsbrockengroßen Kloß in seinem Hals hinunterzuspülen. »Tun Sie das.«
Sie stopfte das T-Shirt in ihren Rucksack, wobei man
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