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Knochenzeichen

Knochenzeichen

Titel: Knochenzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kylie Brant
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ihren Bewegungen den Groll anmerkte. »Sie sind wirklich ein absoluter Saftsack, Sharper. Es ist kaum nachzuvollziehen, wie Sie mit Ihrer Persönlichkeit eine Firma in der Tourismusbranche aufgebaut haben sollen. Ich kann mir nur vorstellen, dass Ihre Mitarbeiter in bewundernswerter Weise die Tatsache auszugleichen wissen, dass Ihnen jeder versöhnliche Wesenszug fehlt.«
    Er hätte ihr sagen können, dass er einst durchaus versöhnliche Wesenszüge besessen hatte. Doch das war vorher gewesen. Er war sich nicht sicher, ob dieser Zach Sharper noch existierte.
    Stattdessen hielt er den Mund, was er bereits vor dieser kleinen Szene hätte tun sollen. Sie schien ohnehin keine Antwort zu erwarten. Mit vor Wut eckigen Bewegungen zerrte sie ihr Haar wieder nach hinten und setzte Kappe und Sonnenbrille auf.
    Sharper schob die nun leere Flasche wieder in den Rucksack, setzte ebenfalls Kappe und Brille auf und machte sich bereit zum Abmarsch. Sie ging los, ohne auf ihn zu warten, und schlug zielsicher den Weg zu der Spitzkehre ein, die auf der anderen Seite des Castle Rock nach unten führte. Er folgte ihr langsamer und biss angesichts der Unbequemlichkeit seiner aufgrund der Umstände nach wie vor zu engen Jeans die Zähne zusammen.
    Das Wissen, dass er keinen anderen als sich selbst für seinen Zustand verantwortlich machen konnte, hob seine Laune kein verdammtes bisschen.
    »Schnelle Arbeit.« Gefolgt von Mitch Barnes, blieb Marin Andrews kurz am Fuß jeder Bahre stehen und warf Cait einen anerkennenden Blick zu. »Ich bin beeindruckt.«
    Die Reaktion von Sheriff Andrews linderte die Erschöpfung ein klein wenig, von der sie geplagt wurde. Cait und Kristy hatten achtundvierzig Stunden lang nahezu rund um die Uhr an den menschlichen Überresten im Sektionssaal gearbeitet. Cait war zufrieden mit den dabei erzielten Fortschritten, auch wenn sie alles andere als begeistert von dem immer intensiver werdenden Flirt zwischen dem Rechtsmediziner und ihrer Assistentin war.
    Doch Cait gestand sich gerne ein, dass das auch etwas mit dem Groll zu tun haben könnte, den sie nach wie vor empfand, wenn sie an die mit Zach Sharper verbrachte Zeit zurückdachte. Sich auf die Laborarbeit zu stürzen, um endlich mit den Knochen weiterzukommen, hatte sie von dem Ärger abgelenkt, der jedes Mal beim Gedanken an den Mann in ihr aufstieg. Schließlich wurde sie nicht zum ersten Mal mit dieser vorsintflutlichen Einstellung konfrontiert. Sie hatte Jahre in einem Beruf verbracht, wo sie praktisch nur als ein Gesicht, ein Körper, eine Hülle galt, die in Positur gebracht, fotografiert und mit einem fremden Markennamen gekennzeichnet werden musste. Und es waren nicht nur Männer gewesen, die sie so behandelt hatten.
    Daher war sie auch nicht unbedingt wütend auf Sharper persönlich. Nicht ernsthaft. Sondern eher auf sich selbst, weil sie auf ähnlich unreife Art auf seine Provokationen reagiert hatte. Dabei hatte sie geglaubt, längst über allzu unbeherrschtes Verhalten hinaus zu sein. Obwohl dieser Fall längst nicht so gravierend war wie einige der ziemlich selbstzerstörerischen Entscheidungen in ihrer Vergangenheit, versetzte ihr die Feststellung, dass sie reagieren konnte, ohne an ihre Position zu denken, doch einen Stich.
    Und es kam ihr ganz gelegen, sich die Schuld daran mit Sharper zu teilen.
    Sie trat beiseite, damit Barnes Platz hatte, sich die Knochen anzusehen. »Es sind eindeutig menschliche Überreste«, begann sie. »Anatomisches Anschauungsmaterial kann man bei bestimmten Anbietern kaufen, aber das konnten wir von vornherein ausschließen, da die Knochen keine Amalgamreparaturen aufweisen. Füllungen«, erklärte sie, als sie Andrews’ verständnislosen Blick auffing. »Michaels hat die einzelnen Teile recht ordentlich sortiert, aber nicht alle Knochen lagen beim richtigen Skelett, also mussten wir noch ein bisschen umbauen. Und natürlich sind nicht von jedem Opfer sämtliche Knochen vorhanden.« Als sie sah, dass Sheriff Andrews den Mund öffnete, sprach Cait rasch weiter. »Ich erkläre das gleich noch genauer. Nachdem wir die Knochen richtig sortiert hatten, haben wir sie mithilfe einer Schublehre und eines osteometrischen Bretts noch einmal vermessen, um genauere Werte zu bekommen. Wir haben auch ein Computerprogramm benutzt, das ziemlich hilfreich dabei ist, Körpergrößen zu ermitteln. Kristy?« Sie warf ihrer Assistentin einen Blick zu, worauf diese den beiden Polizeibeamten schweigend eine Kopie ihrer Ergebnisse reichte.

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