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Knochenzeichen

Knochenzeichen

Titel: Knochenzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kylie Brant
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lediglich ansah, nahm sie seufzend die Flasche entgegen, drehte den Deckel ab und musterte ihre Umgebung, ehe sie einen Schluck trank. »Ich nehme an, Sie wissen, wo wir sind?«, fragte sie, sobald sie die Flasche abgesetzt hatte.
    »Ich habe meine Kindheit damit verbracht, in diesem Wald umherzustreifen. Mehr als die Hälfte davon liegt in Lane County. Man könnte mich an jedem beliebigen Fleck aussetzen, und ich wüsste über kurz oder lang, wo ich bin.« Er konnte sich kaum noch an die Zeit erinnern, die er im Haus seiner Mutter in Sisters verbracht hatte. Sieben Jahre war er alt gewesen, als der Autounfall, bei dem sie ihr Leben verlor, sie beide ins Krankenhaus von Eugene geführt hatte. Und nachdem er zu Jarrett gezogen war, nutzte er jeden Vorwand, um aus dem Haus zu verschwinden. Obwohl der Willamette-Forst nicht unbedingt der sicherste aller Spielplätze war, war er seine Zuflucht gewesen.
    Er zeigte in eine Richtung und sagte: »Eigentlich sind wir gar nicht so weit vom Highway 126 entfernt …« Er verstummte, als in der Nähe mehrere krachende Explosionsgeräusche ertönten.
    Plopp, plopp, plopp!
    Für einen Sekundenbruchteil hatte er ein Déjà-vu und wurde in die Vergangenheit zurückkatapultiert. Zu den Bergen Afghanistans und den seltenen Momenten, wenn sie bei der Suche nach ihrem Angriffsziel einem Warlord in die Quere kamen, der sein Terrain verteidigte.
    Doch schon im nächsten Moment war er wieder in der Gegenwart. Konzentrierte den Blick auf die Frau an seiner Seite.
    Blitzschnell hatte Cait ihre Waffe gezogen und lief damit in Richtung der Knallgeräusche.
    »Verflucht. Warten Sie!« Doch das tat sie natürlich nicht. Wenig verwunderlich.
    Verwunderlich war allerdings, dass er, ohne nachzudenken, hinter ihr hersetzte.
    Sie war erstaunlich schnell. Irgendwie hätte er damit nicht gerechnet. Er sprintete durch den Wald, hüpfte über umgefallene Bäume und wich Steinhaufen aus, bis er nur noch wenige Schritte von ihr entfernt war. Vor ihnen erklangen Stimmen. Jung. Panisch.
    »Scheiße, sie hat ’ne Knarre. Haut ab!«
    Cait blieb so plötzlich stehen, dass er einen Haken schlagen musste, um sie nicht umzurennen. Mit brennender Lunge sah Zach zu, wie drei Teenager in verschiedene Richtungen davonrasten. »Haben Sie eine Waffe gesehen?«
    Mit verdrossener Miene steckte sie ihre Pistole wieder ein. Da wurde ihm bewusst, dass er noch nie jemanden so schnell, so gekonnt aus einem Rückenhalfter hatte ziehen sehen wie sie. Kopfschmerzen hin oder her, mit ihren Reflexen war jedenfalls alles in Ordnung.
    »Idioten. Ich habe keine Ahnung, was sie hier getrieben haben, aber Schüsse waren das keine.«
    »Dem Geruch in der Luft nach zu urteilen würde ich auf Black Cats tippen. Knallkörper«, erklärte er, als sie ihn fragend ansah. »Wenn man einen ganzen Streifen davon auf einmal anzündet und in eine Höhle wirft, machen sie richtig Krach.«
    »In den meisten Bundesstaaten sind sie illegal.«
    »Ja, schon.« Er ging an ihr vorbei, um das Gelände zu betreten, das die Jungs geräumt hatten. »Deshalb ist es aber noch lange nicht unmöglich, sich welche zu besorgen. Ich glaube, in Washington kann man sie an manchen Orten noch kaufen.« Sie hatte zu ihm aufgeholt, und er sah sie mit hochgezogenen Brauen an. »Haben Sie als Kind nie Chinakracher losgelassen? Sie unter eine Brücke geworfen, wenn ein Sattelschlepper darübergefahren ist, und der Fahrer dachte, ihm seien schlagartig drei oder vier Reifen geplatzt?«
    »Kriminell.« Diese speziellen Freuden der Kindheit waren ihr völlig verschlossen geblieben. Sie runzelte die Stirn und sah sich um. »Sie sagen also, es gibt hier in der Gegend Höhlen?«
    » Sawyer’s Ice Caves. Die Eishöhlen. Die Forstverwaltung hat den Eingang von der Straße her gesperrt, und ich glaube, in den aktuellen Karten sind sie nicht verzeichnet. Aber der Zugang für Besucher ist eigentlich nicht verboten. Es wird bloß nicht publik gemacht.« Er blieb stehen, setzte seinen Rucksack ab und zog eine Taschenlampe heraus. »Hier.« Er schaltete sie ein und ging voran bis zu dem kleinen, durch einen Felsvorsprung vor Blicken verborgenen Spalt. »Sehen Sie?«
    Sie nahm ihm die Lampe ab und ging in die Knie, um hineinzuspähen. »Wie tief ist es?«
    »Nicht sehr. Es gibt eine größere und zwei kleinere wie die hier. Sie gelten als Lavaröhren, aber in der Nähe von Bend finden Sie viel größere. Und sogar im heißesten Sommer gibt es Eis am Höhlengrund.« Das Letzte, was er

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