Knockemstiff (German Edition)
Burschen heran. Alle derselbe Typ: Ohrring, kahl rasierter Schädel, kleiner Bart rings um den Mund – wie Haare um einen Pudelarsch. Sie hupen, und die Blondine sagt, ich solle weiterfahren, ich würde den Betrieb aufhalten. »Entschuldigung«, sage ich und fahre ohne Ketchup los.
Im Rückspiegel sehe ich einen der Jungs etwas sagen, worüber das Mädchen lachen muss; dann schaue ich ungläubig zu, wie sie das Hemd hochhebt und ihre Titten entblößt. »Heilige Scheiße«, sage ich und bleibe stehen. »Jerry, verdammt, Junge, dreh dich mal um und sieh dir das an.« Einen Augenblick lang werden die Brüste des Mädchens vom Fenster eingerahmt wie die Werbung für einen neuen Eisbecher mit zwei Kugeln. Sie leuchten im strahlenden Sonnenschein, und ich muss an weiches, kostbares Metall denken. Die Brüste sind zwar schön, aber es ist vor allem ihr Lächeln, das mir den Atem verschlägt. Ich würde alles dafür geben, mich einmal so zu fühlen, wie sie sich gerade fühlt. Einmal jene Art von Gefühl zu haben, an das sich die Leute erst Jahre später erinnern, wenn es nicht mehr möglich ist, es zurückzuholen. »Jerry«, sage ich wieder und drehe mich zu ihm um; doch er schürzt nur seine Lippen und macht wieder dieses beschissene Entengeräusch.
»Verdammt, Bernie, was machst du da?« fragt Jill.
Ich antworte nicht. Die Jungs im Camaro haben gesehen, wie ich das Mädchen angestarrt habe, und einer von ihnen fängt an, Jerry nachzuäffen, verzieht das Gesicht und lässt seinen Kopf auf die Brust sinken. Das Mädchen lacht noch immer, zieht aber das Top wieder runter. Und obwohl ich weiß, dass Jerry noch vor zwei Jahren zu diesen Jungs gehört und sich ebenfalls über andere lustig gemacht hätte, ziehe ich die Handbremse an und wuchte meinen fetten Hintern aus dem Wagen. Ich stehe kurz da, ziehe das Hemd über meinen weißen Bauch und frage mich, was ich jetzt wohl machen soll, doch kurz bevor mich der Mut verlässt, ruft einer der Jungs: »Fette Sau«, und ein anderer macht »oink, oink«. Ich hole tief Luft, gehe zu dem Camaro und trete das Seitenblech ein. Glauben Sie mir, ich bin nur eine fette Wanne Schmalz, aber als der Fahrer rausspringt, ein großer Kerl mit großen Zähnen und einem Stacheldraht-Tattoo auf den dünnen Armen, haue ich ihn mit einem Schlag um. Ich habe noch nie jemanden in meinem Leben so hart getroffen, nicht mal Delbert Anderson.
Plötzlich wird es strahlend hell, so als habe mir jemand die Augenlider abgetrennt. Ich schaue in den Himmel hinauf, bin ganz verwirrt von all dem Blau. Aber verdammt, es ist nur meine Sonnenbrille. Ich bin so aufgedreht, dass ich einen Augenblick brauche, um zu kapieren, dass sie mir von der Nase gefallen ist, und als ich mich vorbeuge, um sie aufzuheben, versucht mich der Kerl zu beißen. Ich strecke die Hand aus und packe ihn am Hemd. Ich hebe ihn hoch und knalle ihm noch eine, schlage ihm die Lippen blutig. In der Zwischenzeit sind die anderen ausgestiegen und schreien wie verrückt, halten sich aber fern. Da geht mir auf, dass sie Angst vor mir haben, und ich stürme auf sie zu. Ich greife mir den Kerl, der die Grimassen geschnitten hat, und donnere seinen Kopf auf die Motorhaube. Eine Schwindelwelle überkommt mich, und ich lasse den dünnen Hals los. Meine Knöchel, auf denen Zahnabdrücke zu erkennen sind, tun weh. Ein paar Tropfen Blut sind mir aufs Hemd gespritzt. Ich wanke einen Augenblick in der Hitze, dann gehe ich zum Chevy zurück und lasse mich hinter das Lenkrad fallen.
Jill drückt sich in die Ecke, so als fürchte sie, ich würde auch ihr gleich eine hämmern, aber ich sitze nur da und sauge die feuchte Luft durch den Mund ein. Jerry macht noch immer Entengeräusche, und ich drehe mich zu ihm um. Selbst nach all der Zeit hat er immer noch diesen Koksschimmer in den Augen, als sei das Ausbrennen seines Hirns das Letzte, woran er sich noch erinnert. Sein Gesicht und Hals sind dort, wo Jill am Morgen versucht hat, ihn zu rasieren, fleckig rot. Das weiße T-Shirt ist durchgesabbert und von der wässrigen Sauce seiner Großmutter ganz verdreckt. Jedes Mal, wenn Jerry eine Ente nachmacht, streckt er die Zunge raus, dann läuft ihm Spucke übers Kinn. Ich drehe mich mühsam um, ziehe eine Serviette aus einer meiner Tüten und wische ihm das Gesicht ab. Als meine Hand über seinen Unterkiefer fährt, schließt er die Augen wie ein Kuscheltier.
Die anderen Jungs helfen dem Fahrer hoch. Sie plustern sich auf, laufen umher, als hätten sie Köttel in
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