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Knockemstiff (German Edition)

Knockemstiff (German Edition)

Titel: Knockemstiff (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald Ray Pollock
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würde. Dann spürte ich, wie er mir das Werkzeug aus der Hand riss, und mein zweiter Gedanke war, dass er mich erst erledigen würde. So war er – er überließ nichts dem Zufall. »Bitte, Tex«, brachte ich flach auf dem Rücken liegend hervor und starrte in den schwarzen Himmel, der mich vollregnete. Ich wartete auf den Schlag und musste plötzlich an all die Schweine denken, denen ich im Schlachthof, in dem ich gleich nach der Highschool gearbeitet hatte, eins mit dem Hammer übergebraten hatte. Das war die einzige richtige Arbeit, die ich je gehabt hatte, und das auch nur sechs Monate lang, aber mir war, als würde sich nun, da ich so hilflos auf der Straße lag, mein Lebenskreis schließen. Ich würde genau so sterben wie all die Tiere, die ich erschlagen hatte.
    Doch Tex überraschte mich mit einem Anflug von Mitgefühl. Er packte mich unter den Armen und schleifte mich zu seinem Mustang. Ein paar Minuten später hielten wir vor den großen Glastüren der Notaufnahme des Meade General Hospital. Ich konnte zwar noch meine Zehen bewegen, aber meine Beine waren taub, und wenn ich Luft holte, schossen mir die Schmerzen wie heiße Nadeln durch den unteren Rücken. Als er anhielt, keuchte ich: »Tex, kannst du mir reinhelfen?«
    Er rümpfte die Nase und schnippte die Kippe aus dem Fenster in eine große Topfpflanze. »Fordere dein Glück nicht heraus, du Penner«, sagte er. Dann drehte er sich um und sah mir in die Augen, bis ich den Blick abwenden musste. »Kein Wort«, warnte er mich.
    »Ich bin ja nicht blöd«, sagte ich.
    »Wir hatten einen Lauf«, meinte er. Dann beugte er sich vor, schubste mich raus auf den Beton und fuhr davon.
    Schließlich tauchte ein Pfleger mit weißem Kittel auf und half mir ins Gebäude. Meine Verletzungen waren zwar schwer – ein gebrochenes Schlüsselbein und zwei zerquetschte Bandscheiben –, aber der diensthabende Arzt in jener Nacht war ein Gott. Zwölf Stunden nachdem ich ins Krankenhaus gekommen war, ging ich mit einem Fläschchen seiner Religion nach Hause. Ich brauchte ihn nie wieder aufzusuchen; wann immer ich anrief und über Schmerzen klagte, gab er das Oxycodon-Rezept telefonisch der Apotheke durch. Ich löste drei, manchmal vier Rezepte 80er pro Monat ein. Da das Oxy im Körper eine gewisse Zeit brauchte, kam ich auf den Trichter, die Glasur der Tabletten abzulecken, sie dann zu zerstampfen und zu schnupfen, damit sie schneller wirkten. Wenn ich schon zu fertig war, um noch mit einer Rasierklinge zu hantieren, zerkaute ich sie einfach, bevor ich sie herunterschluckte. Mein Kopf machte Dauerurlaub, meine Nerven waren schaumige kleine Knospen aus Milch. Das Oxy füllte Löcher in mir aus, von denen ich vorher nicht mal gewusst hatte, dass sie da waren. Es war eine wunderbare Art der Versehrtheit, zumindest in den ersten paar Monaten. Ich fühlte mich gesegnet.
    In Wirklichkeit ging es mit mir bergab. Durch das Oxy verlor ich sogar den Willen, Dinger zu drehen. Tex suchte sich einen neuen Partner, und die Bank holte sich den Monte Carlo zurück. Zum Glück hatten wir den Pinto als Zweitwagen behalten. Als meine Flitterwochen mit dem Opiat vorüber waren, wohnten wir bereits in einem undichten, schimmligen Miettrailer am Rand von Knockemstiff, wo ich aufgewachsen war. Ich hatte unzählige Male geschworen, niemals zurückzukehren, aber ich hatte den Schwur gebrochen, genau wie all die anderen Schwüre, die ich vor dem Unfall geleistet hatte.
    Die Vormieter hatten, als die Leitungen verstopft waren, einfach ein Loch in den Boden geschnitten – als Plumpsklo. Als wir einzogen, reparierte der Besitzer unwillig die kaputten Leitungen, und Dee bedeckte das Loch mit einem Stück Sperrholz, das nachgab und knarzte, wenn man drauftrat. An warmen Tagen hing der Gestank unserer Vorgänger in den kleinen Zimmern wie dicker Nebel des Versagens. Mein Sohn hatte entsetzliche Angst, in das Loch zu fallen, weil ich ihm angeblich mal gedroht hatte, ihn da reinzustopfen und nie mehr rauszulassen. Ich hatte das zwar bestimmt nur im Scherz gesagt, aber offenkundig hatte ich meine Art von Humor nicht weitervererbt.
    Jedes Mal, wenn ich zu mir kam, lag Dee in ihren Marlboro-Trainingssachen auf der Couch, trank billige Limo aus einem Plastikbecher, der wie ein Benzinkanister aussah, und Marshall kratzte ihr die Füße mit einer Haarbürste. Manchmal, wenn ich ihr dabei zuschaute, wie sie eine weitere Tüte Fritos in ihren Mund stopfte, dachte ich daran zurück, wie ich Tex einmal auf ein Bier

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