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KNOI (German Edition)

KNOI (German Edition)

Titel: KNOI (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Schalko
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ihrer Wohnung kaum Dinge fand, mit denen sich herumschmeißen ließ. Sie hieß ihn allerlei, schwor Rache, bedrohte ihn, erpresste ihn, verglich ihn mit ihrem Vater, nur schlimmer, brach zusammen und blieb weinend zurück. Bevor er ging, warnte Lutz sie davor, Jakob und Jennifer hineinzuziehen. Möglich, dass er ihr auch körperliche Gewalt androhte. Aber zwischen Reden und Handeln gab es doch einen Unterschied. Nicht für Doktor Haselbrunner, für die Reden und Handeln immer das Gleiche waren.
    Sybille hingegen hatte keine Geschichte, weder eine davor noch eine danach. Genaugenommen existierte sie gar nicht. Sybille gehorchte, und wenn er ihr befahl, nicht zu gehorchen, gehorchte sie auch. Es gab kein Gespräch, das sich wiederholte, keine Forderungen, keinen Vorwurf. Mit Sybille brauchte es keinen Kompromiss, weil es keinen Alltag gab. Es gab nur den Dienstag. Verlangt wurde das, was verlangt wurde, und solange etwas verlangt wurde, waren die Dienstage die Tage, nach denen man verlangte. Während der restlichen Wochentage dachten beide darüber nach, was sie am Dienstag verlangen würden. Das war der Deal. Um nichts anderes ging es.
    - Sie sehen nicht aus wie eine Psychotherapeutin.
    Zumindest würde ich Sie nicht besetzen. Sie sehen aus wie eine Psychotherapeutin in einem Pornofilm. Ja, ich finde, Sie haben etwas Vulgäres. Man merkt Ihnen an, dass Sie die Therapie ausschließlich für Annäherungsversuche benutzen. Sind Sie jetzt beleidigt? Ich habe längst aufgehört, darauf Rücksicht zu nehmen. Was wollen Sie von mir? Sind Sie lesbisch? Mich ekelt vor anderen Frauen. Aber vor allem ekelt mich vor schlechten Rollenspielen. In Pornofilmen sieht auch nie jemand nach dem aus, was er spielt. Dabei würde mich eine glaubwürdige Situation vermutlich erregen. Wirklich? Das hat er mir gar nicht erzählt. Aber Jakob behält vieles für sich. Und, was spricht er so, mein kleiner stummer Gefährte? Sie haben behauptet, es handle sich um eine äußerst wichtige Angelegenheit. Im Augenblick sieht es eher nach einem dilettantischen Spiel aus. Also, kommen Sie bitte zum Punkt. Ich bin nicht hier, um mich therapieren zu lassen, sondern weil Sie mich herbestellt haben. Das ist in meiner Situation beschwerlich genug. Ich wüsste nicht, was Sie das angeht. Wenn das der Grund ist, dann kann ich jetzt wieder gehen. Fragen Sie doch Lutz. Und, was hat er gesagt? Sind Sie bei der Polizei? Ist das der Grund für Ihr dilettantisches Auftreten? Ich wüsste aber nicht, was daran illegal sein sollte. Schließen Sie daraus, was Sie wollen. Sie werden von mir keine Antwort bekommen. Auch kein Nein. Schon gar kein Ja. Es ist mir völlig egal, ob Sie mit ihm geschlafen haben. Soll das eine Art Geschäft werden? Ich habe kein Interesse an Ihren Privatangelegenheiten. Und an denen von Lutz auch nicht. Zumindest nicht an denen, die Sie betreffen. Kann ich jetzt gehen?
    Eine Woche ging Jennifer nicht ans Telefon. Erst als er ihr eine Nachricht schickte, in der nicht mehr stand als
20.000
, erhielt er eine Antwort. Sie lautete:
Dafür bekommst du zehn Minuten
. Er bestellte sie in ein Hotel. Bislang hatten sie einander immer in seiner Arbeitswohnung getroffen, Jennifer gefiel das unpersönliche Ambiente der Zweizimmerwohnung. Sie hatte Bedingungen. Da sie ihn nicht ausstehen konnte, wollte sie die Angelegenheit wie eine Geschäftsbeziehung behandeln. Er dürfe sie keinesfalls bei ihrem Namen nennen. Und er müsse sie bezahlen dafür. Sie mache alles, was er von ihr verlange, vorausgesetzt der Preis stimme. Die Verhandlungen betrachte sie als Vorspiel. Er entschied sich für Sybille, weil er niemanden mit diesem Namen kannte. Sybille rollte in die Mitte der Suite und sah auf die Uhr.
    - Wenn du glaubst, das beeindruckt mich, hast du dich geirrt. Wo ist das Geld?
    Lutz deutete auf die schwarze Ledertasche, die neben dem Bett stand.
    - Also, zehn Minuten.
    - Ich will, dass du dich hinlegst.
    - Du verschwendest deine Zeit.
    - Ich will, dass du dich auf den Boden legst.
    Er öffnete langsam seine Hose.
    - Ich warte hier auf dich, sagte er und warf ihr den Knebel vor die Füße.
    - Ich dachte, du wolltest reden.
    - Für Zwanzigtausend? Du musst verrückt sein.
    - Du hast noch neun Minuten.
    Er stand auf und ging auf sie zu. Der grünlichgelbe Geruch des Rasierwassers war ein Vorbote. Ihr Blick fiel auf seine offene Hose. Der Geschmack seines Urins. Er schnaufte angestrengt.
    - Ich weiß nicht, was du hast. Deine Liebe ist mir egal.
    Sie sah ihn an.

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