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KNOI (German Edition)

KNOI (German Edition)

Titel: KNOI (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Schalko
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seinem Film, und daran wollte er auch nichts ändern, aber am meisten ärgerte ihn, dass Hilde hier den Ton angab, selbst in der Nacht, wenn sie die Wohnung vom Ruhezimmer aus lautstark beatmete. Wie ein großes Luftschiff, das behäbig abhob und seinen Flug in Richtung Schlafzimmer aufnahm. Dieser Flug dauerte fünf Tage, und Lutz fragte sich, wie es möglich war, dass er plötzlich mit Luise im Ruhezimmer lag und Hilde stattdessen im Schlafzimmer neben Rita. Er lauschte und hörte, wie Ritas Atem völlig willfährig Hilde hinterherhechelte, als würden die beiden im Schlaf den gleichen Körper beatmen, wobei er sich fragte, ob sie tatsächlich schliefen, ob es nicht Geräusche einer Einverleibung waren. Es war Ritas Wunsch gewesen, dass Hilde neben ihr lag. Hilde habe nichts dergleichen gesagt, sagte Rita, das sei nicht ihre Art. Aber es sei nun so, dass Hilde nicht nur den Lutz hinter dem Lutz hinter dem Lutz sehe, sondern eben auch die Rita hinter der Rita hinter der Rita, und diese Rita, die fühle sich ganz bei sich, wenn sie den Atem von Hilde neben sich spüre. Da könne sie endlich nach Jahren wieder tief in sich ruhen, ohne das Gefühl zu haben, dass ihr jemand im Schlaf auflauere. Ob sie das je vom Schlafen abgehalten habe, fragte Lutz, ob sie sich tatsächlich von ihm aufgelauert fühle? Rita nickte, nicht verhalten, nein, sie nickte geradeheraus, als hätte sie endlich die Klarheit erlangt, die wichtigen Dinge mit einem Nicken ins richtige Regal zu legen. Lutz wurde ganz schummrig angesichts dieser Klarheit, die sich durch nichts kompromittieren ließ. Stumm wie eine Giraffe stand er da und kaute Gedanken. Sie schliefen doch miteinander. Wach. Und wozu habe das geführt, fragte Rita. Lutz wagte nicht zu fragen, wie lange Hilde noch bleibe, denn er fürchtete die Gegenfrage, wie lange er denn noch bleibe, obwohl ihm Rita versicherte, dass es ihr ausschließlich um die Familie gehe, wobei sich Lutz fragte, wer denn jetzt eigentlich aller zu dieser Familie gehöre. Lutz und Luise im Ruhezimmer, Max, Hilde und Rita im Schlafzimmer, das Festland war für keinen mehr sichtbar. Außer für Hilde, die plötzlich neben ihm saß.
    Er hatte ihren milchigen Atem neben sich gespürt. Lutz war im Wald gestanden, er hatte Jennifer den Weg entlanggeschoben. Luise hatte die Fährte aufgenommen. Sie waren ihnen gefolgt. Auch abseits der Wege, wo bald kein Weiterkommen war. Er hatte Jennifer durch das Unterholz getragen. Sie hatten Luise aus den Augen verloren. Immer tiefer waren sie hineingelangt. Als hätte sich der Wald vor ihnen geöffnet und hinter ihnen geschlossen. Als hätte sie der Wald verschlingen, nein, verdauen wollen. Und dann dieser milchige Wind von der Seite. Ein träger, saurer Dunstteppich. Die Luft war zu dick geworden, und Lutz musste Jennifer auf die getrockneten Nadeln legen. Weiter, hatte sie geschrien. Er rief: Luise! Aber die war längst im Dickicht verschwunden. Da leben keine Menschen, schrie Lutz, als ginge ein Sturm. Und dann wachte er auf, und Hilde saß neben ihm. Sie sagte, sie wisse, wer er sei, was er tue, was er denke, was er wolle. Aber all das spiele keine Rolle. Ihr ginge es um Max. Um den Subkontinent. Lutz war sofort bei Sinnen und sagte, dass er ebenfalls wisse, wer sie sei, was sie tue, was sie denke, was sie wolle und dass er keinesfalls zulasse, dass sein Kind Opfer einer Sekte werde, und dann wartete er auf Hildes Lächeln, dass es ihn in Rage brachte, um diesem ledrigen Fleischkoloss endlich die Milch rauszuwürgen. Doch das Lächeln kam nicht.
    Schon bald gab es in der Wohnung keinen Winkel mehr, der nicht von Hilde beatmet wurde. Rita gehorchte ihr in Fragen der Einrichtung, der Erziehung, des Umgangs und der Ehe. Lutz musste beim Essen auf Pölstern knien, seine Schuhe vor der Tür ausziehen, die negativ aufgeladene Straßenkleidung wechseln, sich ausschließlich mit Wasser waschen, den Fernseher in den Keller tragen, Luise baden, bürsten und füttern, dem Kind von seiner eigenen Kindheit erzählen und mit Hilde über sein Sexualleben sprechen, was er verweigerte, indem er behauptete, er habe keines. Dazwischen lag Lutz mit Luise im Ruhezimmer und fragte sich, was diese Frau mit seiner Frau im Schlafzimmer trieb.
    Am Ende der dritten Woche hatte sich plötzlich etwas verändert. Etwas fehlte. Lutz hatte es nicht gleich bemerkt, schließlich war es nicht augenfällig. Aber nach zwei Tagen fragte er Hilde, wo denn eigentlich Luise abgeblieben sei. Diese setzte sofort das

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