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Knuddelmuddel

Knuddelmuddel

Titel: Knuddelmuddel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annegret Heinold
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reißt, das man gerade liest, oder aus dem Film, den man gerade sieht, und es macht einem nichts aus, weil man dadurch nicht alleine ist. João, der lacht, wenn ich ihm erzähle, wie die Teresa im Reisebüro immer noch mit dem Computer kämpft, obwohl sie es doch längst gelernt haben müßte, wie er funktioniert. João, der mir morgens einen Kaffee ans Bett bringt. João, der mich nachts hält und hält und hält ...
    „Okay, das war´s“, sagt Tom. „Mir reicht es.“
    Ich sehe hoch. Tom sieht mich an. Und ich sehe an seinem Blick, wie tief er verletzt ist.
    „Tom?“, sage ich.
    „Ich bin hier doch immer nur der Ersatzmann gewesen“, sagt Tom.
    „Tom“, sage ich. „Das stimmt nicht.“
    „Deswegen bist du auch nicht eifersüchtig. Deswegen macht es dir nichts aus, dass ich mal was mit Bine hatte.“
    „Das war in Paris“, sage ich. „Das ist dreißig Jahre her. Tom ...“
    „Mir reicht´s“, sagt Tom. „Ich gehe.“
    „Geh nicht weg“, sage ich. „Bleib bei mir, bitte“.
    Aber dieses Mal wirkt es nicht.
    Tom sieht mich noch einmal an. Er sieht noch mal zu João, der in diesem Moment seiner Vivian die Hand reicht. Sie tragen sogar Ringe. Und zu mir hat João immer gesagt: Ringe sind was für Hühner.
    Tom sieht mich noch einmal an.
    Und dann dreht er sich um und geht weg.
    Soll ich jetzt hinterhergehen? Ja natürlich. Natürlich soll ich da hinterher gehen. Ich gehe hinterher, fasse Tom am Ärmel, eine Bitte ohne Worte. Aber Tom zieht seinen Arm weg.
    „Laß mich, Elke“, sagt Tom. „Es ist vorbei.“
     
    Die Trauung ist vollzogen und Braut und Bräutigam dürfen sich küssen. Das haben sie natürlich auch schon vorher getan, sogar schon zu Zeiten, als sie das eigentlich nicht durften, weil der João zu der Zeit ja noch zu mir gehörte und nur mich küssen durfte.
    „Alles in Ordnung?“, sagt eine Stimme neben mir, ich sehe hoch und sehe in das besorgte Gesicht eines Mannes. Dunkle Haare. Südländer. Ein paar Jahre jünger als ich. Ein paar reichliche Jahre jünger als ich. Zehn Sekunden. Und alles ist entschieden. Das ist er: Mr Right. Und dann denke ich, ich habe sie doch nicht mehr alle. Das ist diese Hochzeit, die mich hier völlig aus der Bahn wirft. Mein Ex-Freund heiratet und mein aktueller Freund verläßt mich gerade, kein Wunder, dass ich völlig durcheinander bin. Das zählt nicht. Wahrscheinlich würde ich mich in diesem Zustand selbst in den Almkäse-Mann trotz seiner Lederhose verlieben, wenn er mich anlächeln würde und ein paar freundliche Worte für mich hätte.
    Vielleicht sind es auch einfach die Wechseljahre. Vielleicht spielen die Hormone verrückt. Dann kann ich garnichts dafür. Das ist vielleicht wie in der Pubertät, die Wechseljahre sind ein Spiegel der Pubertät und die Umstellung des Hormonhaushaltes bringt einfach alles durcheinander und die Gefühle laufen Amok.
    Denn sonst ist es doch nicht zu erklären, dass ich hier in das Gesicht eines fremden Mannes sehe und mir einbilde, sofort so etwas wie Magie zu spüren. Als ob ich ihn schon immer kennen würde in Kombination mit einem Versprechen für eine wunderbare gemeinsame Zukunft. Absurd. Jetzt werde ich auch noch Spökenkiekerin. Das können nur die Hormone sein. (Da gibt es wahrscheinlich auch ein homöopathisches Mittel, ich sollte Andrea bei Gelegenheit fragen. Ich bin jetzt bereit, alles zu schlucken, auch Ignatia.)
    „Danke für die Frage“, sage ich. „Aber es ist alles in Ordnung.“
    „Sicher?“, fragt der Mann.
    „Ganz sicher“, sage ich. „Ganz sicher.“
    Und dann drehe ich mich sicherhaltshalber um und gehe zum Buffett. Hundert Gäste stehen mit Gläsern und Tellern in den Händen auf dem Rasen und reden, lachen, essen miteinander.
    Nur ich bin allein.
    Am Buffett stehe ich mit einem Teller in der Hand und kann mich nicht entscheiden. Nein, das ist es nicht, ich habe einfach keinen Appetit. Die ganze Hochzeit ist mir auf den Magen geschlagen. João. Tom. Der Unbekannte. (Ich selber. Ich selber am allermeisten). Ich sehe von dem Braten zu den Fleischbällchen, von den eingelegten Paprika zum Bohnensalat und mir ist nach nichts.
    „Sind Sie auch eine Freundin von Vivian?“, fragt mich eine Frau, vom Akzent her offensichtlich auch Amerikanerin. Ich eine Freundin von Vivian? Eher im Gegenteil.
    „Das hätte mir gerade noch gefehlt“, sage ich, das rutscht mir einfach so raus.
    „Wie bitte?“, fragt die Frau.
    „Ich meine“, sage ich. „Ich meine, ich wollte nicht fehlen, bei – äh

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