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Knuddelmuddel

Knuddelmuddel

Titel: Knuddelmuddel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annegret Heinold
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– Vivians Hochzeit.“
    „Schöne Feier“, sagt die Frau. „Tolles Buffett. Diese Europäer können so stilvoll feiern, ganz besonders hier im Süden“.
    „Ja“, sage ich.
    „Frankreich“, sagt die Frau. „Ich liebe Frankreich!“
    „Wir sind hier in Portugal“, sage ich.
    „Das weiß ich“, sagt die Frau irritiert. „Denken Sie etwa, das weiß ich nicht?“
    Sie schüttelt noch einmal ihren Kopf und geht ein Stück weiter, ohne sich von Braten, Fleischbällchen oder Salat zu nehmen. Ein paar Meter weiter tuschelt sie mit einer anderen Frau und dann sehen sie beide zu mir und schütteln ihre Köpfe. Ich sollte sehen, dass ich hier wegkomme.
    Ich drehe mich um und stoße fast mit einer anderen Frau zusammen.
    „ Sie müssen Vivians Mutter sein“, sagt die Frau. „Das ist ja so eine wunderbare Hochzeit. So ein schönes Fest, das wollte ich Ihnen nur sagen.“
    Ich bin so perplex, dass mir der Teller aus der Hand fällt und nur dank Rasen gibt es jetzt keinen lauten Knall und keine Scherben. Sang- und klanglos fällt der Teller zu Boden, liegt im Gras und ist nicht mal kaputt.
    „Macht doch nichts“, sagt die Frau, „für eine Mutter ist so eine Hochzeit ja auch ein aufregender Tag.“
    Sie sieht mich noch einmal mitfühlend an und lächelt mir aufmunternd zu.
    Das ist so ungeheuerlich, wie alt ist diese Vivian? Die ist vielleicht zehn Jahre jünger als ich. Oder was. Es ist nicht zu fassen!
    Vielleicht sollte ich erstmal einen Schluck trinken, um meinen Magen zu beruhigen, denke ich, so ein Schluck wird mir jetzt gut tun. Und ich meine damit nicht Pfefferminz- oder Kamillentee, sondern etwas, das etwas mehr Wirkung hat. Da – da steht doch Sekt. So viele Flaschen Murganhosa, da fällt es nicht auf, wenn ich eine für mich alleine mitnehme. Murganhosa Reserva bruto. Olala. Das ist ein anständiger Tropfen! Und davon so viele, das muss ja ein Vermögen kosten, gut, dass ich nicht die Mutter der Braut bin, dann müßte ich die ja alle zahlen ... nein, das war jetzt ein doofer Witz, und er tröstet mich auch nicht wirklich. Aber der Murganhosa, der wird mich trösten ...
    Ich nehme mir zwei Flaschen und zwei Gläser. Soll ja jetzt nicht so aussehen, als ob ich hier zwei Flaschen nur für mich alleine abtransportiere. Ich öffne schon mal eine Flasche für den Weg und trinke einen Schluck. Und zwar gleich aus der Flasche, das ist im Gehen einfacher als aus einem Glas, das schwappt ja nur über. Irgendwie habe ich richtig Durst. Ja, mmh, lecker, guter Sekt. Schmeckt auch aus der Flasche. Die Gläser stecke ich in die Tasche, wie der Typ in diesem Film, Sabrina, nicht in dem ganz alten, mit Humphrey Bogart, sondern in dem Remake mit Harrison Ford, da steckt der Typ, also nicht Harrison Ford, sondern der andere, wie heißt der doch gleich, Greg irgendwas, den sehe ich doch sogar sehr gerne, sie, also die Sabrina, ist Julia Ormond, und er heißt ... wie kommt es, dass ich den Namen nicht weiß, also dieser Typ, der Greg Irgendwas, der steckt die Gläser in die Hosentaschen, hinten, und dann fällt er hin und hat die Glassplitter im Hintern, ich sollte die Gläser vielleicht lieber wieder rausnehmen, nicht, dass mir das auch passiert.
    Ich stelle die Gläser auf einen Stein und die erste Flasche ist komischerweise schon leer, die stelle ich gleich daneben, das ist gut, habe ich weniger zu tragen, zwar weniger zu trinken, das ist schlecht, aber auch weniger zu tragen, das ist gut, und ich suche den Brunnen, der war doch hier, hier irgendwo am Ende des Parks, warte mal, dort – ja, hinter diesem – ja, da ist er ja, der Brunnen – au, ouch! Aua. Scheiße, was war das?
    Erster Gedanke: Gut, dass ich die Gläser nicht mehr in irgendwelchen Taschen habe, sonst hätte ich jetzt einen zerschnittenen Allerwertesten wie dieser Greg Kinnear, ja genau, das ist der Name, Greg Kinnear.
    Zweiter Gedanke: Das tut weh. Aber richtig.
    Ich versuche aufzustehen. Das geht irgendwie nicht. Ich sehe an mir herunter. Kein Blut nirgends. Immerhin. Aber mein blaues Kleid voller Dreck. Da ziehe ich einmal im Jahr ein Kleid an und dann das. Ich habe es extra für die Hochzeit gekauft, weil ich gut aussehen wollte. Triumphierend gut, damit der João noch mal so richtig sieht, was er verloren hat. Beziehungsweise wen. Damit es ihm so richtig leid tut. Ein Blick auf meine Schuhe. Zu hoch. Das kommt davon, wenn man auf Absätzen laufen will und keine Übung hat. Die Schuhe: auch extra für dieses Ereignis gekauft. Womöglich hat der

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