Koala: Roman (German Edition)
Peitschenhiebe erhalten hatten, Verdammte aber fasste man entgegen Phillips Ankündigung sanfter an. Um die Ruhe und die Ordnung unter den Offizieren zu bewahren, musste einer an den Galgen, und es war Barrett, der sein Leben der Eintracht schenken durfte.
Er schien seine Überheblichkeit bis zuletzt nicht abzulegen, gleichgültig betrachtete er die Vorbereitungen zu seiner Hinrichtung. Erst als er auf der Leiter stand, brach er zusammen, wurde blass und gestand, ein lasterhaftes Leben geführt zu haben. Er bat, einen Freund zu sprechen, was ihm gestattet wurde, er bat, eine Frau zu sprechen, was man ihm verwehrte. Danach ergab sich Barrett seinem Schicksal, ein Aufatmen ging durch die Reihen, aber die Rührung währte nur kurz und machte bald Entsetzen Platz.
Man hatte bei dieser Unternehmung an alles gedacht, außer an einen ordentlichen Henker, und so hatte man einen gewissen Brewer bestimmt, dieses Amt zu übernehmen, ein Sträfling wie der Verurteilte und, wie sich nun zeigen sollte, ein blutiger Anfänger in diesem Beruf. Zur Schande des versammelten Regiments und zum Schrecken der ebenfalls angetretenen Verdammten gelang diesem Brewer vor Aufregung kein rechter Knoten, auch als der Reverend ihm gut zuredete, brachte er keine Schlinge zustande, selbst dann nicht, als man ihm mit Erschießen drohte. So musste der Captain persönlich auf die Leiter steigen und Thomas Barrett in die Ewigkeit stoßen. Die Leiche ließ man eine Stunde hängen, dann vergrub man sie im Schatten des Galgens.
Das Problem des hasenherzigen Henkers löste man schon ein paar Tage später. James Freeman, den sie wegen dreieinhalb Kilo Mehl zum Galgen führten, wurde unter der Bedingung begnadigt, von nun an der Henker zu sein, anstatt gehängt zu werden, selber zu hängen. Er akzeptierte.
Trotzdem verbesserte sich die Disziplin im Lager nicht, fast täglich waren nun Auspeitschungen nötig. James Bryan Cullen hatte Sergeant Smith beleidigt, dafür erhielt er fünfundzwanzig Schläge mit der neunschwänzigen Katze. John Easty, ein Soldat, brachte eine Verdammte ins Lager. Dafür erhielt er einhundertundfünfzig Schläge.
Ein Soldat wollte mit einer Elizabeth Needham in die Wälder, sie weigerte sich, er war erstaunt und beleidigt, weil sie als Flittchen galt, die es mit jedem machte. Sie aber beschwerte sich bei seinem Offizier. Der Soldat erhielt zweihundert Schläge.
Deborah Herbert klagte ihren Mann an, sie ohne Grund zu schlagen. Dafür erhielt sie fünfundzwanzig Schläge und den Befehl, zu ihrem Gatten zurückzukehren.
James Coventry und John Atwell, die einen John MacNeal verprügelt hatten, sollten fünfhundert Schläge bekommen – dem einen aber konnte man nur vierhundert, dem anderen bloß hundert verpassen, bevor der Arzt die Züchtigung unterbrach, bis die Wunden so weit verheilt waren, dass die Rücken bereit waren, den Rest ihrer Strafe zu bekommen.
Es brauchte den Galgen nicht, die Engländer starben ganz ohne Zutun, sie starben wie die Fliegen. Sie starben an den kleinsten Wunden, durch einen Kratzer eines schlecht in einer Bohle versenkten Nagels, und wer nicht an einer Schürfung oder einem faulen Zahn krepierte, konnte durch ein Späßchen zu Tode kommen. Wie jener Schiffskoch, den zwei Matrosen eines Morgens aus einer Laune über Bord warfen. Der Mann, ein Afrikaner, den man in Virginia aufgegabelt hatte, sank wie ein Stein, Matrosen müssen nicht schwimmen können.
John Berry begruben sie am dritten März. Am Tag darauf folgten ihm Daniel Smart und John Smith. Letzterer hatte einem gewissen John Haselden ein Paar Schuhe geraubt. William Brewer, Schafdieb aus Devon, am fünften. Henry Vincent, der für zweihundert Pfund und ein altes Holzfass sieben Jahre erhalten hatte, am siebten März; John Woolcoot am achten. Ein seidenes Taschentuch und ein paar leere Flaschen hatten ihn drei Jahre zuvor beinahe an den Galgen gebracht. Man hatte ihn begnadigt, Verbannung auf Lebenszeit. Er entkam der Strafe nach acht Wochen. Sonntag, Montag und Dienstag blieben die Gräber leer, am Dienstag feierte man die Heimkehr Sarah Perrys, einer Hutmacherin aus Middlesex. Sie war in einem Haus mit einem gewissen Ruf den ehrbaren Owen Clutten angegangen und hatte ihm die Silberuhr und den Klunker abgenommen. Schuldig, Tod. Da war sie achtundzwanzig. Am fünfzehnten verabschiedeten sie Cornelius Connely, einen Straßenräuber. Drei Tage später Thomas Turner, Uhrendieb, daneben legten sie den Knaben John Prior. Auf das tote Kind folgte
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