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Kobra

Kobra

Titel: Kobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Czarnowske
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„Café de Flore“ und setzen uns. Ich fange ein paar neue Blicke auf. (Schau dir den Schlauberger an! Man sieht nicht, was er darstellt, aber ... so sind die Männer.) Die kommen auch mit in die Klassifizierung. 
    Ich bestelle zwei Kaffee. Lily Alert sitzt da, lächelt und wartet.
    „Eigentlich habe ich eine einzige Frage an Sie“, beginne ich, als das Schweigen zu lang wird. 
    „Fragen Sie, Hauptsache, ich kann antworten ...“ 
    „Diese Frage lautet: Was haben Sie gestern Abend gemacht?“ 
    Lily Alert ist verblüfft. „Das ist alles?“ 
    „Ja.“ 
    „Ich war den ganzen Abend zu Hause. Meine Eltern hatten Alfred zum Abendessen eingeladen. Das gab Laufereien, wissen Sie, Vorbereitungen ... Dann kam Alfred. Wir aßen zu Abend, lachten, er ist sehr unterhaltsam, wenn er gut aufgelegt ist. Sogar von Ihnen haben wir gesprochen ...“ 
    (Das kann ich mir vorstellen!)
    „Er erzählte, wie die Sache ausgegangen ist, Sie wissen schon, was ich meine. Meine Eltern waren der Ansicht, dass er richtig gehandelt hat. Ich muss Ihnen jedoch sagen, dass ich ihn dazu veranlasst habe.“ 
    Diesmal lächle ich.
    „Ja, und das ist alles. Wir haben noch über unsere Zukunft gesprochen, dann ist Alfred gegangen, es war spät geworden.“ 
    „Haben Sie ihn nicht begleitet?“ 
    „Nein, er fuhr mit einem Taxi weg.“ 
    „Sind Sie da ganz sicher?“ 
    Lily Alert sieht mich verblüfft an. Und sie ist wirklich verblüfft.
    „Ja, wie denn! Selbstverständlich! Ich habe ihn nicht begleitet. Wir haben nach einem Taxi telefoniert. Alfred fuhr weg, und ich bin zu Hause geblieben. Sie können es mir glauben.“ 
    „Na schön, meinetwegen“, stimme ich zu. „Das war meine Frage, ich danke Ihnen sehr für Ihre Offenheit.“ 
    „Ich bitte Sie, kein Grund.“ Sie sagt es und bleibt schweigend sitzen. Also kommt noch etwas. „Und wenn Sie jetzt gestatten“, beginnt sie, „ich hätte auch eine Frage. Offenheit gegen Offenheit, darf ich?“ 
    „Natürlich. Dienstgeheimnisse freilich ausgenommen.“ 
    „Es betrifft nicht Ihre Dienstgeheimnisse.“ 
    „Gut, fragen Sie.“ 
    „Ich möchte wissen, ob Sie meiner Heirat mit Alfred Hindernisse in den Weg legen werden.“ 
    „Warum?“, wundere ich mich. „Was hat das ... einerlei – ich habe nicht die geringste Absicht, Ihnen Hindernisse in den Weg zu legen. Es tut mir nur leid um Sie.“ 
    „Sie bedauern mich? Weshalb?“ 
    „Sie wollten doch, dass ich offen bin, nicht? Das ist meine persönliche Meinung und ich wollte Sie nicht verletzen.“ 
    „Interessant. Und dürfte ich die Gründe für Ihr Bedauern erfahren?“ 
    „Ich würde Sie verletzen.“ 
    „Haben Sie nicht so viel Angst, dass Sie mich verletzen könnten.“ Alles an ihr ist angespannt, sie gleicht einem jener lang gestreckten, eleganten Tierchen mit spitzen Zähnen – den Baummardern. 
    „Gut“, sage ich. „Da Sie meine Meinung wissen wollen, es lohnt sich nicht, dass Sie Ihre Jugend und Ihren Verstand an irgendeinen Großglockner verschwenden.“ 
    Sie erträgt den Schlag tapfer. Dann schüttelt sie scheinbar gelangweilt den Kopf: „Ein sehr, sehr bekanntes Thema. Und überhaupt: Wo haben wir angefangen und wo aufgehört ...“ 
    „Ich bin nur für den Anfang verantwortlich, wenn Sie gestatten.“ 
    Sie lächelt – ein bisschen gekünstelt. Ein bisschen echt.
    „Gegen Sie kommt man nicht an!“ Dann lacht sie, jetzt schon ganz echt. „So also ... der Großglockner! Das habe ich nicht erwartet ...“ 
    „Was?“ 
    „Solch ein Ausbruch patriotischer Gefühle.“ 
    Sie verstummt. Wir schweigen beide. Sie lächelt nicht mehr.
    „Wollen wir gehen?“, frage ich. 
    Wir stehen auf und trennen uns.
    Die nächste Stunde verbringe ich in der Dienststelle, und sie ist eine der heißesten. Sophie erscheint und bringt den Ehemann der Fenner mit. Ich lasse ihn in meinem Büro Platz nehmen und schließe die Tür. 
    „Hast du’s ihm gesagt?“, frage ich Sophie draußen. „Das von seiner Frau?“ 
    „Nein, Dr. Bouché, ich hielt es nicht für nötig und Sie hatten es mir auch nicht aufgetragen.“ 
    „Gut, er soll einen Moment warten.“ 
    Und in diesem Moment bekommt Sophie einen Auftrag, bei dem sie das Gesicht verzieht, als hätte sie Zahnschmerzen. Es ist nicht angenehm, ich weiß. Nachforschungen an den Taxiständen, eine mühsame Geschichte.
    „Das wär’s“, sage ich. „Du kannst losgehen. Ergebnisse in zwei Stunden.“ 
    Sophie entfernt sich, und in meinem Büro

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