Kobra
den Sesseln, und Delacroix sieht irgendwelche Materialien durch, die Panaridis auf das Tischchen vor ihm gepackt hat. Neumann hat sich inzwischen vor den Aufzug gestellt.
Mit Sophie brauche ich nicht zu reden. Sie und ihr Mitarbeiter bauen sich draußen auf den Stufen auf und beginnen die Autos zu mustern, als warteten sie auf ein Taxi. Wir beide machen kehrt und laufen um das große Hotel herum, um durch den Personaleingang hineinzugelangen.
Dieser Eingang ist in der kleinen Passage auf der Rückseite; hier halten die Laster, um Waren für die Restaurants und das Café abzuladen. Ich weiß, dass es dort auch einen Aufzug gibt – einen kleinen Kasten, der oft zwischen den Etagen steckenbleibt.
Dieses Mal ist er ausnahmsweise in Ordnung. Wir halten im zweiten Stock, lassen uns aber mit dem Aussteigen Zeit. Wir bleiben im Aufzug. Eine Minute vergeht, eine zweite. Irgendwo unten wird gegen die Tür gedonnert – die Leute haben Grund zu meckern. Aber wir haben auch unsere Gründe, uns im Aufzug zu verbarrikadieren. Mein Begleiter zieht ein kleines Kästchen im Lederetui aus dem Jackett und drückt auf einen Knopf. Aus dem Kasten fährt eine dünne, biegsame Antenne. Es ist ein tragbarer Sender mit Empfänger.
Anfangs hört man nur ein leichtes Knacken, dann verschwindet es. Eine Männerstimme spricht. Eine andere fällt ihr nervös ins Wort. Die erste antwortet. Sie streiten nicht, aber den Ton von beiden verheißt nichts Gutes. Wir horchen. Unten wird weiter gegen die Tür gedonnert, und das macht mich wild – als schlüge jemand mit den Fäusten auf meine Nerven ein, die bis zum Äußersten gespannt sind.
„Jetzt!“, sage ich. Ich habe einen bestimmten Satz, ein bestimmtes Wort vernommen.
Wir springen aus dem Kasten, hasten über irgendwelche schmalen Treppen, und nachdem wir zwei oder drei Türen passiert haben, kommen wir auf den Korridor hinaus, wo die Zimmer der Etage sind.
Er ist menschenleer, der dicke Teppich hat alle Geräusche verschluckt. Es ist so still, als wäre das ganze Gebäude ausgestorben. Nur das Lederkästchen in den Händen meines Begleiters prasselt und flüstert weiter.
Eine Tür, eine zweite Tür – das ist das Zimmer. Langsam drücke ich die Klinke ganz hinunter. Die Tür geht nicht auf, sie ist abgeschlossen.
In diesem Augenblick ist in dem Empfänger Lärm zu hören, als würde etwas umgeworfen, vielleicht ein Stuhl. Und gleich darauf ein kurzes, trockenes Geräusch. Ein Schuss.
Ich habe keine Zeit zu überlegen. Ich trete nur ein Stück zurück. Hole Luft und werfe mich gegen die Tür. Mein Begleiter wirft den Empfänger weg, zieht die Pistole aus der Tasche und springt mit mir gegen die Tür.
Sie kracht und fliegt auf. Fast wäre ich hingefallen, kann aber das Gleichgewicht bewahren und presse mich an die Wand. Mein Begleiter rennt an mir vorbei, stößt die nächste Tür auf, eine Glastür, und ringsum klirren Scherben. Drinnen wälzt sich ein Knäuel aus Körpern, zerbricht Stühle und Lampen, schlägt gegen das Bett und den Schreibtisch. Von der Tür fällt Putz in Stücken und beißender Staub wölkt hoch.
„Schluss!“, schreie ich, und meine Stimme klingt fremd, von der Anspannung verändert. „Schluss!“
Die beiden Körper erstarren. Langsam wird eine Hand herumgedreht und erschlafft. Über das Parkett schnurrt eine Pistole.
„Das Spiel ist aus!“, sage ich. „Stehen Sie auf!“
Mein Begleiter bückt sich und nimmt die Pistole an sich.
Die beiden erheben sich schwankend. Der eine ist Jorgos Panaridis mit blutendem Mund und den Augen eines wilden Tieres. Der andere ist Neumann. Groß, sportlich. Er hält sich die Schulter und presst die Lippen zusammen.
„Das Spiel ist aus!“, wiederhole ich und sehe Panaridis an. „Sie sind verhaftet! Und keine Dummheiten!“
„Das ist Freiheitsberaubung!“ Panaridis hebt die Stimme und wischt sich mit der Hand das Blut von den Lippen. „Ich protestiere! Dafür werden Sie bezahlen, Inspecteur!“
„Wir begleichen unsere Rechnungen immer.“
Mein Begleiter geht auf Panaridis zu, der wie hypnotisiert auf die Pistole starrt, bis die Handschellen um seine Handgelenke zuschnappen.
Danach erkläre ich, obwohl es keiner Erklärung bedarf: „Sie sind verhaftet! Und kein Theater!“
„Ich protestiere!“
„Wir werden Ihren Protest vermerken. Nur machen Sie sich keine Illusionen. In dieser Minute wird unten Ihr Chef festgenommen.“
Panaridis macht seinen zerschlagenen Mund auf. Er
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