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Koch zum Frühstück (German Edition)

Koch zum Frühstück (German Edition)

Titel: Koch zum Frühstück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rona Cole
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Tonfall verheißt nichts wirklich Gutes.
    »Was?«, frage ich genervt.
    »Ich glaube, es gibt ein Problem…«
    Super! Ich steh' auf Probleme, vor allem an Tagen wie heute! Es ist zwar noch früh und bisher sind nur sechs der Tische besetzt, aber alle anderen sind reserviert. Wir haben jetzt schon ziemlich viele Bestellungen à la carte und bisher nur zwei Menüs. Macht elf verschiedene Vorspeisen, von denen bisher, wenn ich das richtig auf dem Schirm habe, grade mal drei raus sind. Und zweimal steht auf dem Zettel der Lachs in Tempurateig, mit dem dieser Vollidiot offenbar grade ein Problem hat.
    Ich hätte ihn weiter Patisserie machen lassen sollen, dann hätte er den ganzen Abend Zeit für gefühlte zwanzig Versuche gehabt und ich am Ende vielleicht eine kleine Chance, dass dabei was rauskommt, das man servieren kann. Aber Reuter hat mich vorhin nach der Besprechung beiseite genommen und mir verkündet, Pierre hätte sich jetzt schon zum zweiten Mal über seinen nicht-rotierenden Posten, auf den ich ihn wohlweislich abgeschoben habe, beschwert und er hätte ihn daher heute für die Vorspeise eingeteilt.
    Ich glaube, ich spinne! Nicht nur, dass mein Azubi sich erdreistet, sich bei meinem Chef über mich zu beschweren, sondern auch, dass der mir dann in meine Einteilung pfuscht. Als sei ich ein Amateur der nicht weiß, was er tut. Aber ich hatte dann keine Lust, das zu diskutieren.
    Ich war sowieso spät dran, weil Nina auf sich hat warten lassen. Und sonst kommt niemand mehr in Frage. Lena kann an diesem Wochenende nicht und meine zweite Option auf einen Babysitter hat mich gestern Nacht dummerweise flachgelegt und seither hab' ich nichts mehr von ihm gehört. Aber das hatte ich auch nicht wirklich erwartet. Ist ja Samstag. Vermutlich ist sein toller Kerl da und er macht grade einen auf feste Beziehung…
    »Was?«, frage ich, ohne wirklich von meinem Teller aufzusehen, den ich grade für den Tisch anrichte, der die Vorspeise schon hinter sich hat. Rinderschulter mit Waldpilzpolenta und Möhrengemüse. Wobei das Möhrengemüse aus drei jungen, glasierten Möhren mit Grün besteht, die ich an der Seite des Tellers arrangiere.
    Die Soße ist geschmacklich ziemlich gut und das Fleisch perfekt. So perfekt, dass Pierre, dem ich, wenn ich mit der Schulter fertig bin, gleich den Arsch aufreiße, nur davon träumen kann. Ich sollte Stefan nachher dafür loben, falls er mir noch über den Weg läuft, bevor ich Pierre umgebracht habe und auf dem Weg zur Vernehmung bin.
    »Ähm… da ist was schiefgelaufen mit der Vorspeise für Menü 2«, teilt er mir mit. Gott, nicht mal einen popligen Teig bekommt er hin.
    »Schiefgelaufen?« Ich tunke den Löffel noch mal in die Soße und lasse sie als dünnen Faden von weit oben in Zickzack-Bewegungen über die Möhren rinnen, bevor ich nach dem Tuch greife und akribisch den Rand abwische.
    »Ich glaube schon…«
    »Dann hast du grade ein echtes Problem«, erkläre ich ihm auf Französisch, damit ich sicher sein kann, dass er es versteht. »Ich kann hier nämlich nicht weg und die Teller mit der Remoulade und dem Kräuterbett stehen schon seit zehn Minuten. Die Gäste warten. Also, wo zur Hölle ist der Scheiß-Fisch?«
    »Na ja, ich fürchte, der Teig… also, ich hab' das alles so gemacht, wie Sie es gesagt haben, aber…«
    »Wenn du's so gemacht hättest, wie ich‘s dir gesagt habe, dann wäre es nicht schiefgelaufen«, flöte ich, als sei ich blendend gelaunt. Aber wenn ich irgendwas in diesem Laden nicht akzeptiere, dann ein ‚aber‘ . Schon gar nicht von einem Azubi ohne Talent, der mich in regelmäßigen Abständen zur Weißglut treibt, was am Ende dazu führt, dass ich mir von Reuter anhören muss,, ich sei cholerisch.
    Betont ruhig, damit Pussy-Pierre nicht wieder zum Heulen zu Reuter gehen muss, lege ich den Löffel auf die Metallfläche, nehme den Teller schiebe ihn in den Pass und sage die Schulter an. Dann drehe ich mich nach hinten, zerre Martin an meinen Posten und sag' ihm, was mit der Schulter gleich noch raus muss, ehe ich noch einmal tief durchatme, bevor ich mich umdrehe und mich in Bewegung setze um Pierres Desaster anzuschauen.
    »Ach du heilige Scheiße! Was zur Hölle ist das denn?« Spätestens jetzt funktioniert meine Nummer mit dem ‚betont ruhig‘ definitiv nicht mehr.
    »Ich weiß auch nicht«, sagt Pierre nun auch wieder auf Deutsch und sein französischer Akzent, der die ‚chs‘ zu ‚schs‘ macht, macht mich beinahe so aggressiv wie die

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