Koch zum Frühstück (German Edition)
Anrufbeantworter auf der Kommode blinkt. Eine neue Nachricht. Shit, bestimmt ist es Dirk. Ich hab' das Handy gestern irgendwann nach Davids SMS ausgemacht. Die sollte ich wohl löschen… nur zur Sicherheit… und seine Nummer besser auch. Außerdem sollte ich duschen, dringend. Aber zuerst hör' ich noch den Anrufbeantworter ab. Und nach Elmo und Herrn Hase sollte ich auch sehen…
***
Natürlich hat das Duschen nicht geholfen. Denn obwohl ich bestimmt zwanzig Minuten unter dem harten Wasserstrahl gestanden und gehofft hab', dass dieses Gefühl verschwindet, ist es immer noch da. Und ich komme mir wahnsinnig schäbig vor, als ich eine halbe Stunde später blitzsauber auf dem Sofa sitze. Hat ein bisschen was von Waschzwang, obwohl meine Mutter immer sagt, man dürfe keine Witze über Menschen mit Zwangserkrankungen machen. Aber da kann ich grad' keine Rücksicht drauf nehmen. Es ist ja auch eher Innen, wo ich mich irgendwie schmutzig fühle. Dirk ist in meinem Kopf und unsere ganze, gemeinsame Zeit läuft wie ein Film vor mir ab. Und dann ist da David, der lacht, im Schwimmbad aus dem Wasser auftaucht, sich durchs Haar streicht, mich ansieht mit nassen Wimpern und diesen wahnsinnigen Augen… der mich küsst, der stöhnt und der die Augen schließt, wenn er kommt. Und da ist dieses Scheiß-Gefühl, das eigentlich ganz schön ist und das ich nicht haben darf und das trotzdem einfach nicht verschwindet… weil ich vielleicht will, dass es bleibt…
»Ich schätze, ich hab' echten Mist gebaut, Kumpel«, gestehe ich Elmo, der es sich auf meinem Bauch bequem gemacht hat, und kraule ihn dabei sanft hinter den Ohren, während ich Herrn Hase, die flach auf dem Teppich vor dem Sofa liegt, mit der anderen Hand über den Rücken streichle.
»Na ja, dieser Kerl… also, David, ich meine, du würdest ihn hassen, weil er ein Koch ist, aber abgesehen davon, dass er vermutlich denkt, dass man jemanden wie dich im Kühlschrank aufbewahren sollte, ist er… ziemlich sexy…« Keine Ahnung, ob Elmo was mit dem Wort ‚sexy‘ anfangen kann, aber ich bin ziemlich sicher, dass er weiß, wie es ist, wenn es einen plötzlich überkommt. …Zumindest wusste er es bis zu diesem unschönen Zwischenfall, der mich am Ende in eine Tierarztpraxis geführt hat.
»Jedenfalls war es ziemlich schön und jetzt ist es ziemlich scheiße…« Ich seufze und denke wieder an gestern Nacht und heute Morgen. An David, der ein bisschen komisch war, und an Dirk, der sich wohl nicht so einfach abspeisen lassen wird wie mein Kaninchen und der, obwohl ich's eigentlich lieber für mich behalten würde, ein Recht hat, es zu erfahren. Jedenfalls rede ich mir das ein, aber vielleicht ist es auch nur, weil ich hoffe, dass ich mich dann nicht mehr ganz so mies fühle.
»Na ja, jedenfalls fand ich ihn schon auf Ninas Party toll«, rede ich weiter wie ein Volldepp mit meinem Kaninchen. »Und gestern Nacht… weißt du, wir hatten was getrunken und er sah so niedergeschlagen aus, dass ich ihn trösten wollte und dann hab' ich ihn geküsst und es ist einfach passiert und…«
***
Ich hab's am Ende nicht mehr ausgehalten, in dieser leeren Wohnung. Hab' noch mal geduscht, alles aufgeräumt, das Bad geputzt, was normalerweise die Putzfrau erledigt, das Bett frisch bezogen und für einen Moment saß ich am Rand der Matratze und hab' drüber nachgedacht, wie um alles in der Welt ich in ein paar Stunden hier mit Dirk Sex haben soll, als sei nichts passiert. Ich hab' keine Ahnung, ob ich das kann. Und ein bisschen hoffe ich, dass alles einfach ist wie immer, wenn er zurück ist. Aber ich fürchte, das wird wohl ein frommer Wunsch bleiben der in einer Katastrophe endet…
Ich bin im Supermarkt gewesen und hab' Sachen fürs Frühstück morgen eingekauft. Und drüber nachgedacht, irgendwas für uns zu kochen. Aber das war 'ne echt beschissene Idee, weil ich bei diesem Gedanken natürlich sofort wieder an David denken musste Den Rest der Zeit hab' ich versucht, mit dem Nachmittagsprogramm im Fernsehen totzuschlagen, aber auch das hat natürlich nicht funktioniert Und jetzt stehe ich hier am Flughafen, viel zu früh, und warte auf Dirk.
»Hey!«
»Hi!« Das Wissen, dass er keine Ahnung hat, schnürt mir die Brust ein. Ich bemühe mich, mir nichts anmerken zu lassen, schmiege mich in seine Arme, die er um mich gelegt hat, und küsse ihn auf die Wange. Er ist niemand, der in der Öffentlichkeit damit hausieren geht, dass er mit einem Mann
Weitere Kostenlose Bücher