Koch zum Frühstück (German Edition)

drehe das Gas auf. Keine Ahnung, wer die Stückchen ‚Was-auch-immer‘ da mittlerweile rausgefischt hat. Claas vermutlich. Egal.
    Mechanisch rühre ich weiter und sehe dabei in die gelbe Flüssigkeit. Braucht ein paar Minuten, bis es wieder 170° Grad hat, ich könnte es nachprüfen, aber nach so langer Zeit am Herd hat man so was im Gefühl. Es ist beinahe ein Instinkt, dem ich vertraue. Ein Gefühl, das irgendwann einfach da war und mich besser gemacht hat, als die anderen Jungs in meinem Jahrgang.
    Kochen ist Inspiration. Ausdruck, Abenteuer und am Ende vielleicht manchmal verdammt nah dran an Perfektion. Immer mit dem Risiko, das es schief geht. Aber das ist selten, weil ich mir Fehler nicht zugestehe.
    Ich bin gut in dem was ich tue, jedenfalls so lange ein Herd in der Nähe ist. Und ich will besser werden. Jeden Tag. Weil es alles ist, was ich kann. Ich bin eine Scheiß-Schwuchtel aus einer echt schlechten Gegend…aber ich bin ein verdammt guter Koch.
    Ich muss schon wieder an Florian denken. An uns beide, da auf dem Boden in meiner Küche. Und ich kann nicht glauben, was ich ihm da alles erzählt hab'. Michael hätte ich diese Dinge nicht mal im Vollrausch erzählt. Aber den hätte es vermutlich auch nicht interessiert. Bei Flo ist das anders. Und nicht nur das. Jedenfalls bilde ich mir das ein.
    Ich tunke den Stiel eines Holzlöffels ins Öl und sehe den Blasen kurz beim Aufsteigen zu, bevor ich die beiden Lachsstücke hinein gebe. Höre das zischende Geräusch, als die zähe, gelbe Flüssigkeit sie verschluckt, und spüre die winzigen Tröpfchen heiß auf meinem Unterarm. Ich lächle kurz über meinen Perfektionismus. Mittlerweile bin ich fast wieder unten. Kochen entspannt mich…
    Vielleicht sollte ich der Kleinen mit diesem Teig mal eine Art Fischstäbchen machen, denn die aus der Tiefkühltruhe bringe ich irgendwie nicht über mich. Ich muss mal sehen, was wir so im Kühlhaus haben. Vielleicht bleibt vom Seeteufel ja was übrig, ich hab' ziemlich großzügig eingekauft.
     
     
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    Offenbar waren die Gäste vom Lachs begeistert. Jedenfalls haben sie sich lobend darüber geäußert und sich auch nicht über die für meine Küche deutlich zu lange Wartezeit beschwert. Ich hab' mir heute Abend die Runde gegeben, weil ich nach Pierres Aktion noch ziemlich mit Reuter aneinander geraten bin. Ich kann's nicht leiden, wenn er mir in den Personalplan pfuscht und ich schätze, nach unserem Gespräch kommt das die nächste Zeit wohl auch nicht wieder vor.
    Dafür hör' ich mir gerne an, dass ich ein Choleriker bin.
    Außerdem hatte ich's nicht eilig, nach Hause zu kommen, Nina hat mir angeboten, dass Stella über Nacht bleiben kann und ich sie erst Sonntag nach dem Frühstück abhole. Sie meinte, ich solle mal ausgehen, jetzt, wo ich wieder Single bin. Sie ist da wohl ein bisschen wie Flo. Steht auf Liebe, diesen ganzen Kram und denkt, dass mich die Sache, dass Michael ausgezogen ist, mitnimmt. Aber Nina ist ja auch ein Mädchen.
    Ich denke, ich hole sie trotzdem noch heute Abend. Mir ist nicht nach Ausgehen, auch wenn ihr Angebot natürlich nett gemeint ist. Und es ist ja nicht so, dass ich mal wieder einen Fick nötig hätte. Ich hatte gestern einen. Einen der besseren, wenn ich ehrlich bin. Denn die Nummer mit ihm ist, nachdem er den zärtlichen Teil dann endlich mal hinter sich hatte, ziemlich, ziemlich gut gewesen.
    Aber vielleicht war ich auch einfach nur geil, weil es zwischen Mike und mir schon ewig nicht mehr besonders gelaufen ist. Und Mike war auch nicht grade ein sonderlich begnadeter Top
    Sex mit einem neuen Kerl ist immer aufregend. Jedenfalls dann, wenn der Typ so einen netten Körper hat wie Flo. Hat sich echt verdammt gut angefühlt, sogar sein albernes Rumgeknutsche dabei mochte ich irgendwie.
    Nina würde mich dafür hassen, weil er ihr Nachbar ist, weil sie, auch wenn sie's nie zugeben würde, ein bisschen auf ihn steht und weil es außerdem ein echtes No-Go für sie ist, sich in eine feste Beziehung zu drängen. Dabei hab' ich das weder getan, noch hab' ich irgendwas in dieser Art vor. Mal ganz davon abgesehen, dass sich jemand wie Flo vermutlich nach keine Ahnung wie vielen hundert Jahren, die er glücklich mit seinem Kerl zusammen ist, sowieso nicht von ihm trennen würde, nur weil er eine Affäre mit jemandem wie mir hat.
    Ich bin eine nette Abwechslung für ihn, während sein Kerl auf Geschäftsreise ist. Aber den Rest kann ich ihm nicht bieten. Ich hab' keine Ahnung, wie diese