Koch zum Frühstück (German Edition)
nehmen soll. Sie ist ziemlich verheult.
»Hey!« Ich trete neben ihn, nehme sie ihm ab, ziehe sie fest an mich, vergrabe mein Gesicht in ihrem Haar und wiege sie leicht hin und her. Gott, ich stinke. Ich will gar nicht wissen, was er von mir denkt und wie ich aussehe…
»Ein Glück geht's dir gut«, murmle ich leise und bin verdammt erleichtert.
»Du drückst so doll.« Sie windet sich ein wenig.
»Ich… hab' mir Scheiß-Sorgen um dich gemacht«, gebe ich zu und setze sie vorsichtig seitlich auf meine Hüfte.
»Ist das Französisch?«, will sie wissen.
»Nein, dass ist einfach… wenn man jemanden lieb hat…«
»Ich bin mit dem Fahrrad hingefallen«, sagt sie. »Ich glaube, jetzt ist das Licht kaputt…«
»Macht nichts, wir kaufen dir ein neues.«
»Schimpfst du, wenn ich jetzt einen Gipsarm krieg?«
»Nein, wieso sollte ich denn schimpfen?«
»Weiß nicht, weil der Flori der Nini gesagt hat, dass du so geschrien hast, am Telefon…«
»Das war doch nur wegen des Restaurants«, versuche ich eine Erklärung. Super Aktion seinerseits, das einem Kind zu erzählen… vielen Dank auch!
»Und gar nicht wegen mir?«
»Nein, natürlich nicht wegen dir.«
»Schickst du mich gar nicht weg?«
»Nein«, sage ich leise, schlucke hart, sehe sie an, lege mit der Hand ihren Kopf auf meine Schulter und meinen dagegen. »Wo willst du denn hin, mit dem Gipsarm?«
»Weiß nicht«, gibt sie zu. »Nach Hause.«
Ich bin verdammt froh, dass nicht mehr mit ihr passiert ist.
»Es dauert einen Moment, bis die Aufnahmen da sind, dann werden wir aufgerufen und wenn es ein glatter Bruch ist, bekommt sie einen Verband und kann nach Hause. Der Rest scheint in Ordnung. Sie hatte einen Helm auf und sie ist nicht auf den Kopf gefallen. Sie ist seitlich weggekippt und wollte sich abfangen«, sagt er leise und klingt ebenfalls ziemlich erleichtert. Schätze, er hat sich auch Sorgen um sie gemacht.
Ich mustere ihn. Er sieht erschöpft aus. Aber immer noch verdammt hübsch. Und irgendwie kann ich ihm, wenn er so vor mir steht, nicht wirklich böse sein. Weil da ein Kloß in meinem Hals ist und dieses Scheiß-Gefühl in mir hochkriecht, das ich auch nachts habe, weil er nicht mehr da ist. Ich vermisse ihn… und ich hasse ihn dafür. Gott… Hört diese Scheiße denn nie auf?
***
»Zum Glück ist nichts Schlimmeres passiert«, sagt Nina eine halbe Stunde später auf dem Weg zum Wagen.
»Hm.« Ich nicke. Auch wenn ein gebrochener Arm nicht wirklich nichts ist.
Aber ich bin froh, dass sie sie nicht über Nacht da behalten haben. Ich hab' mir echt schrecklich Sorgen um sie gemacht. Ist ein ziemlich neues Gefühl… Der Gedanke, dass ihr was passiert und dass sie vielleicht nicht bei mir bleiben kann.
Der Arzt sagt, dass sie wieder in Ordnung kommt. Es ist ein eher harmloser Bruch. In sechs Wochen kommt der Gips, der eigentlich mehr eine Schiene mit einem pinkfarbenen Verband ist, ab und alles ist gut.
»Flori?«, fragt sie von meinem Arm in seine Richtung.
»Was denn, Süße?«
»Du hast ja gelogen, auf den Gips kann man gar nicht schreiben.«
»Nein, aber das wusste ich nicht. Als ich mir den Arm gebrochen hatte, haben alle aus meiner Klasse unterschrieben. Aber meiner war auch nicht so schön rosa…«
»Er glitzert ein bisschen«, stellt sie fest. Ausgemachter Bullshit, aber wenn sie meint…
»Wenn du magst können wir ihn ja trotzdem irgendwie verzieren«, schlägt er vor. »Mit ‚Hello-Kitty‘ -Stickern oder so…«
»Au ja!«, sagt sie begeistert. »Und noch Glitzer?«
»Natürlich, auch mit Glitzer«, versichert er.
»Ich hab' noch«, erzählt sie. »Aber nur noch ein bisschen. Weil, den Rest hab' ich beim David auf seinen Schuh gemacht.«
»Auf den Schuh?«
»Ja. Damit er nicht mehr so traurig ist«, outet sie mich. Ich hatte da neulich einen schwachen Moment. »Flori?«
»Was denn?«
»Gibst du mir den Felix?«
»Klar!«, sagt er und reicht ihr den Hasen, den er kopfüber am Bein gehalten hat.
Seine Hand berührt meinen Arm, als sie nach ihm greift. Und ich versuche, gegen diese beschissenen Bilder in meinem Kopf anzukommen. Ihn, sie… und mich… Glitzer und diesen ganzen Scheiß, der sich das erste Mal in meinem Leben nach Familie angefühlt hat…
Familie ist man für immer
Flo
»Steig ein, Sous-Chef«, fordert er sie auf und setzt sie sanft auf dem Boden ab. Wir sind an seinem Wagen angekommen.
»Ich muss aufs Klo«, stellt sie leise fest.
»Na toll«,
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