Koch zum Frühstück (German Edition)
Erbsenschoten, die mit Hummermousse gefüllt und mit drei grünen Erbsen dekoriert sind, neben der Rotbarbe neu zu arrangieren.
Ich verziehe ein bisschen der Champagnersauce dabei, weil Claas offensichtlich nicht den Teller stillhalten und dabei gleichzeitig telefonieren kann, aber es sieht trotzdem besser aus so. Und außerdem ist es irgendwie eine Manie, dass ich an jedem Teller, der diese Küche verlässt und mir unter die Augen kommt, rumfummle.
»Wisch' das ab da, bevor du's rausschickst«, sage ich wieder sanfter, begutachte mein Werk und überlege, ob ich die Champagnersauce abgeschmeckt habe. Zusammen mit Claas gehe ich ein paar Schritte zurück in Richtung Pass, während ich aus dem Augenwinkel sehe, wie der Teller mit dem Steinbeißerfilet von eben mich beim Durchreichen überholt.
»Er sagt, es ist was Privates«, teilt Claas mir im Gehen mit. Offenbar hat er Flo immer noch nicht abgewimmelt. Was Privates ? Wie dumm für ihn, dass es da nichts Privates mehr zwischen uns gibt.
»Ist… mir… scheiß… egal«, sage ich also zu Claas und betone jedes einzelne Wort dabei. Welchen Teil von ‚Ich will ihn nicht sprechen‘ hat er eigentlich nicht verstanden?
***
»Was willst du?«, blaffe ich in den Hörer, während ich die Tür des Gewürzlagers hinter mir zuziehe. Ich kann nicht fassen, dass ich dieses beschissene Telefon am Ohr habe. Aber er hat Claas allen Ernstes erzählt, es ginge um meine Tochter. Ganz schön dreist, eigentlich. Vermutlich wusste er, dass ich dann rangehen würde.
»David? Hier ist Flo…«, höre ich seine Stimme unsicher am anderen Ende der Leitung.
»Brauchst du 'nen Fick?«
»Nein, ich… Bitte leg' nicht auf… und… flipp nicht gleich aus, es ist alles okay.«
»Alles okay?« Ich kann ihm nicht folgen. Es ist überhaupt nichts okay zwischen uns, aber das geht mir am Arsch vorbei.
»Es ist nur… wegen Stella… Nina und ich… wir sind mit ihr im Krankenhaus und die wollen jetzt wissen, ob sie gegen Tetanus geimpft ist und…«
»Im Krankenhaus?«, wiederhole ich. »Ist ein Witz jetzt, oder?«
»Ehrlich gesagt, nein«, gibt er kleinlaut zu. »Sie ist hingefallen mit dem Rad, hat furchtbar geweint und gesagt, dass ihr der Arm weh tut. Sie ließ sich gar nicht mehr beruhigen und…Na ja, wir haben dann den Krankenwagen gerufen. Ich glaube, es wäre ganz gut, wenn du… vielleicht herkommen könntest…«
***
»Was zur Hölle ist passiert?«, frage ich dämlich, als ich zwanzig Minuten später in der Klinik ankomme, obwohl ich im Grunde ja bereits im Bilde bin. Sie sind an der Außenalster Fahrradfahren gewesen. Nina, Stella und Flo. Keine Ahnung, wie er dazu kommt, ich hab' nicht nachgefragt, denn nachdem ich gecheckt hatte, dass er keinen schlechten Scherz macht, bin ich, natürlich sehr zum Missfallen von Reuter, der mich noch mal drauf hingewiesen hat, welches Ressort der Typ auf der Gästeliste leitet, sofort los. Fast sofort, vorher hab' ich ihm nur eben noch gesagt, dass er mich am Arsch lecken kann.
»David! Gott sei Dank!« Aufgelöst steht Nina von einem der Plastikstühle auf, als sie mich sieht, kommt mir entgegen und umarmt mich.
Tapfer, ich schätze, ich rieche ziemlich nach Küche… und nach Schweiß. Ich bin nur eben in meine Jeans geschlüpft und hab' den Kittel ausgezogen, bevor ich losgefahren bin. Ich trage nur das Shirt, das ich drunter anhatte. Zum Glück ist es weiß, sonst hätte ich vermutlich Schweißflecken unter den Achseln. Aber ich hatte keine Zeit, auch noch zu duschen.
»Wo ist sie?«, frage ich Nina und löse mich aus ihrer Umarmung. Ich bin gefahren wie ein Irrer. Normalerweise braucht man vom Restaurant geschätzte fünfzehn Minuten. Ich hab' nicht mal zehn gebraucht…
»Mit Flo beim Röntgen«, antwortet sie matt. »Der linke Arm ist vermutlich gebrochen.«
»Na super!«, brumme ich wenig begeistert. »Macht sich ja ganz toll, so beim Jugendamt…«
»Es tut mir total leid«, sagt sie leise und kämpft mit den Tränen.
»Kann ich mir jetzt auch nichts von kaufen!«
»Dave, ich…«
»Nenn' mich nicht Dave!«, fahre ich sie an. Eigentlich sehe ich es ihr nach, weil sie mich aus einer Zeit kennt, in der mich noch alle so genannt haben, aber grade kann ich diesen Assi-Scheiß echt nicht brauchen »Und wieso ist eigentlich dieser blöde Arsch mit ihr beim Röntgen?«
»Sie wollte, dass er mitkommt.«
»Wie kommt er überhaupt dazu, mit euch Rad zu fahren?«
»Wir waren verabredet«, gibt sie
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