Koch zum Frühstück (German Edition)
zerknirscht zu. »Wir haben ihn neulich im Hausflur getroffen und Stella wollte ihm unbedingt zeigen, dass sie ohne Stützräder fahren kann. Er musste heute sowieso noch mal bei Dirk vorbei wegen irgendwelcher Post, die wohl noch zu ihm gekommen ist.«
»Und wieso weiß ich davon nichts?«
»Er hat mich gebeten, es dir nicht zu sagen. Er war sich nicht sicher, ob du was dagegen hast.«
»Ich hab' in der Tat was dagegen!«, bestätige ich wütend. »Ich hab' sogar verdammt was dagegen. Man sieht ja, was dabei raus kommt.«
»Sei nicht albern, Dave, es ist nicht seine Schuld…«
»Ach nein?«
»Nein, sie ist einfach hingefallen. Wenn schon, dann ist es meine. Es war meine Idee«, schuldbewusst senkt sie den Blick.
»Jedenfalls will ich, dass er von hier verschwindet, sobald sie vom Röntgen zurück sind«, sage ich bestimmt. Verständnislos sieht sie mich an. »Ich bin ziemlich schlecht auf ihn zu sprechen«, erkläre ich. Und ziemlich schlecht ist noch untertrieben.
Seit unserem Intermezzo im Darkroom versuche ich, ihn aus meinem Kopf zu kriegen. Und dass es nicht wirklich funktioniert, kotzt mich ziemlich, ziemlich an. Aber nach der Nummer, die ich abgezogen hab', kann ich wohl schlecht an seiner Tür kratzen und ihm sagen, dass es mir leid tut.
Ich hätte auch keinen Bock drauf, dass sein neuer Freund mir dann die Tür aufmacht. Der alte hat mir, ehrlich gesagt, schon gereicht. Auch wenn es mich natürlich schon interessieren würde, was sein neuer Typ hat, was ich nicht habe. Muss ja ein echter Hecht sein. Allerdings scheint der Sex nicht besonders geil zu sein, sonst hätte er mir neulich ja nicht wieder seinen Arsch hingehalten. Aber da kann ich drauf verzichten…
»Ich denke, es ist echt ein schlechter Zeitpunkt für deine verletzte Eitelkeit«, höre ich Nina grade sagen. »Sie hängt an ihm… und er wollte auch nicht mitfahren, ich glaube, er ist auch nicht wirklich gut auf dich zu sprechen. Aber dann hat sie so geweint und sie wollte nicht, dass wir alleine fahren. Also hat er sie die ganze Zeit im Rettungswagen getröstet. Er ist eine Bezugsperson, schließlich hat er die ganze letzte Zeit auf sie aufgepasst.«
»Da hatten wir auch noch nicht miteinander geschlafen… und ich bin nicht… Es ist mir total egal, wie er auf mich zu sprechen ist.«
»Schon klar. Deswegen bist du auch seit Wochen total gut gelaunt.« Irgendwas sagt mir, dass sie das ironisch meint.
»Ich will das jetzt nicht diskutieren«, versuche ich, das Gespräch zu beenden. Ich hab' echt kein‘ Bock da jetzt drüber zu reden.
***
»Hey! Sous-Chef! Geht's dir gut?« Ich springe auf, als er mit ihr auf dem Arm um die Ecke kommt und gehe ihm entgegen. Sie hängt ein bisschen kraftlos an ihm, ich hoffe, sie ist okay.
Keine Ahnung, was so lange gedauert hat, jedenfalls habe ich eine gefühlte Ewigkeit dämlich neben Nina im Wartebereich gesessen, sie angeschwiegen und mir Horror-Szenarien ausgemalt.
Das Jugendamt wird die Sache wohl mitbekommen. Spätestens, wenn es darum geht, wo sie versichert ist, denn so lange ich nicht offiziell ihr Adoptivvater bin, ist sie übers Amt versichert. Also werden sie es vermutlich erfahren, auch wenn ich das eigentlich nicht will.
Ich könnte einfach behaupten, sie sei, wie ich privat versichert und die Rechnung bezahlen. Aber wenn das Jugendamt das rausfinden würde, wäre es auch nicht so toll. Vielleicht unterstellen sie mir dann, dass ich verschleiern will, dass ich nicht richtig auf sie aufgepasst hab'. Verletzung der Aufsichtspflicht oder wie das heißt.
Und im Grunde hab' ich ja auch nicht auf sie aufgepasst. Ich bin in der Küche gewesen und hab' sie mit Nina alleine gelassen. Was, wenn das in meine Beurteilung einfließt? Wenn sie dann der Meinung sind, dass es doch keine so gute Idee ist, wenn sie bei mir lebt? Weil ich zu viel arbeite? Keinen Partner mehr habe und es ganz offensichtlich nicht schaffe, jemanden zu organisieren, der in der Lage ist, verantwortungsvoll auf sie aufzupassen?
Dabei pass' ich doch auf sie auf. Und was, wenn sie sie mir wieder wegnehmen? Wenn sie wegen seiner Scheiß-Aktion jetzt doch in ein Heim muss? Ich hatte mich doch… sie ist doch mein… Sous-Chef. Und sie nervt wirklich, aber eigentlich hab' ich sie doch lieb und finde es schön, dass sie da ist…
»David«, sagt sie mit weinerlicher Stimme irgendwo an seiner Schulter, dreht den Oberkörper zu mir und streckt den gesunden Arm nach mir aus, um mir zu bedeuten, dass ich sie
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