Koch zum Frühstück (German Edition)
früh!« Nina kommt auf ihn zu und deutet einen Kuss auf seine Wange an.
»Schulde dir was«, murmelt er undeutlich und versucht, das Tablett in Sicherheit zu bringen.
»Das Orangenzeug ist übrigens schon alle. War wirklich lecker, oder, Flo?«
»Oh, ja, sehr.« Ich nicke heftig. Ein Glück hat sie nicht mitbekommen, wie viel ich davon gegessen hab'.
»Die Trüffel-Mousse ist relativ frisch, sollte mindestens noch eine halbe Stunde in den Kühlschrank, bevor du sie rausstellst… wegen der Konsistenz und…«
»Fehlanzeige«, sagt sie und schüttelt den Kopf. »Der Kühlschrank ist voll mit Getränken. Ich fürchte, wir können heute Abend keine Rücksicht auf die Konsistenz nehmen, Süßer.« Sie taucht ihren Zeigefinger in eines der Gläser und schiebt ihn in ihren Mund.
»Schmeckt's?«, fragt er ziemlich genervt.
»Ist doch okay von der Konsistenz«, ignoriert sie seinen Tonfall und nimmt dabei das Glas vom Tablett.
»Das ist auch die Mascarpone-Creme, die stand die ganze Zeit im Kühlraum.« Er verdreht die Augen.
»Wenn du möchtest, kannst du's eine halbe Stunde zu mir rüber stellen«, schlage ich vor. In unserem Kühlschrank ist es zwar nicht mehr so leer wie neulich, weil ich fürs Wochenende ein paar Sachen eingekauft hab', aber es sollte trotzdem funktionieren.
***
»Küche ist gleich links«, sage ich und weise ihm mit dem Kopf die Richtung. »Stell's am besten erstmal auf den Tresen, dann seh' ich mal, wo wir's unterbringen.«
»Okay.« Er stellt das Tablett ab, fährt mit der Hand prüfend über die Arbeitsplatte und inspiziert dann unseren Herd. »Nett«, konstatiert er.
»Oh… danke!«, stammle ich dämlich. Irgendwie macht er mich nervös. Ich hoffe, er stellt jetzt keine weiteren Fragen. Also, zum Herd oder so.
»Tja, dann schaff' ich wohl mal Platz.« Ein bisschen verlegen gehe ich rüber zum Kühlschrank und öffne ihn. Ist kein Problem, das Zeug darin zu verstauen.
»Du kochst nicht oft, oder?« Er ist hinter mich getreten.
»Nein, ehrlich gesagt nicht«, gebe ich zu.
»Sieht man«, stellt er fest. Aber es klingt eher neutral und keinesfalls so, als wolle er sich darüber lustig machen.
»Ist vermutlich auch besser so. Ich bin… nicht grade ein großes Talent…«
Er kommentiert das nicht weiter, stellt das Tablett auf die freie Schiene und streift meinen Arm, als er ein paar der Gläschen weiter in die Mitte schiebt. Ich mache einen Schritt zur Seite und beobachte ihn aus dem Augenwinkel. Er ist wirklich, wirklich hübsch. Und anders als damals im Restaurant und neulich bei Nina hat er sich heute rasiert. Er hat fein geschnittene Züge, tatsächlich ein Grübchen am Kinn und ein paar Sommersprossen. Ich mag sein Profil… und seine Hände. Und er hat echt schöne Wimpern.
»Du hast übrigens einen Fan drüben auf der Party«, sage ich, einfach weil ich aufhören muss, ihn anzuglotzen. Auch wenn er es, so konzentriert, wie er ist, wohl kaum bemerkt haben dürfte.
»Fan?« Er begutachtet das Tablett ein letztes Mal, schließt dann die Kühlschranktür und sieht mich fragend an.
»Astrid«, erkläre ich. Keine Ahnung, ob es eine gute Idee ist, sie zu erwähnen.
»Oh shit!«, sagt er prompt. »Ich hoffe, du hattest nicht allzu lange das Vergnügen.«
»Ging so. Wir sind bis zum Yoga gekommen.«
»Yoga. Oh Gott!« Er lacht.
»Deswegen war ich quasi auf der Flucht.«
»Verständlich. Man sollte ihr besser aus dem Weg gehen. Gilt vor allem für mich.«
»So dramatisch klang's nicht«, relativiere ich. Würd' mich ja echt interessieren, was es mit ihr und ihm so auf sich hat… Aber leider erzählt er's mir nicht.
»Ich wollte sowieso nicht lange bleiben«, sagt er stattdessen. »Ich kenne da eigentlich auch niemanden und…« Ein bisschen unschlüssig sieht er mich mit einem winzig kleinen, aber bezaubernden Lächeln an.
»Na ja, du kennst Yoga- Astrid… und mich«, widerspreche ich. »Und du wolltest doch ein Bier mit mir trinken.« Irgendwie will ich nicht, dass er schon wieder geht.
»Willst du das Bier… dann vielleicht lieber hier trinken?«, biete ich an.
»Wenn du eins hast«, steigt er fast dankbar drauf ein.
»Hab' ich. Im Gemüsefach ist ein Sixpack.«
»Im Gemüsefach.« Er klingt amüsiert.
»Hey, meistens ist da sogar Salat drin«, verteidige ich mich. »Aber Stella hat ihn an meine Kaninchen verfüttert.«
»Eigentlich gehören die Viecher selbst in den Kühlschrank. Eingelegt in Rotwein«, sagt er trocken und grinst dann fies. Aber
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