Koch zum Frühstück (German Edition)
ich steh' drauf. So sehr, dass ich kurzzeitig meine Tierliebe vergesse und, obwohl ich eigentlich gerne kontern würde, nichts darauf sagen kann. Also öffne ich erneut den Kühlschrank, beuge mich nach unten, fördere zwei Flaschen ‚Becks‘ zu Tage und reiche ihm eine.
***
»Ist echt 'ne Süße, deine Kleine«, versuch' ich, als wir kurze Zeit später auf dem Sofa sitzen, noch mal auf seine Tochter zu kommen. Irgendwie interessiert mich das jetzt. Immerhin wollte er ja ein Bier mit mir trinken. Und ich kann auch nicht glauben, dass das nur ein ganz normales Lächeln ist. Da ist irgendwas… Aber vielleicht wünsch' ich mir das auch nur… Wieso ich mir das überhaupt wünsche, ist noch mal eine andere Sache… eine, die ich nicht wirklich beantworten kann…
»Findest du?«, steigt er dieses Mal tatsächlich darauf ein.
»Schon. Aber das hörst du doch sicher dauernd.«
»Eigentlich nicht.«
»Ach, komm schon…«
»Ich war noch nicht so oft mit ihr unterwegs«, gibt er zu. Ziemlich komisch, irgendwie.
»Lebt sie nicht bei dir?« Ich hoffe, er nimmt mir mein Nachbohren nicht übel.
»Doch, tut sie. Allerdings erst seit ein paar Tagen. Sie hat die ganze Zeit bei ihrer Mutter gelebt, aber die hatte einen Autounfall. Und jetzt ist sie eben erstmal bei mir.«
»Oh… und wie lange wird sie bleiben? Also, wann kommt ihre Mama denn wieder aus dem Krankenhaus?«
»Gar nicht. Sie ist gestorben«, antwortet er und nimmt einen Schluck.
Oh shit! Wieso musste ich Depp auch nachfragen? Super…
»Das… tut mir leid für dich… Sorry, das… wollte ich nicht«, murmle ich betreten und kratze mit dem Fingernagel eine Bahn Alupapier vom Flaschenhals.
Hoffentlich kennt er diesen blöden Spruch, dass nur sexuell Frustrierte das machen nicht. Ich bin nicht sexuell frustriert. Überhaupt nicht. Dirk und ich haben total guten Sex…
»Muss es nicht«, sagt er trocken, fixiert einen Punkt irgendwo gegenüber an der Wand und komischerweise klingt er nicht so, als ob es ihn sonderlich mitnimmt. Vielleicht also doch eine Ex der ganz üblen Sorte… oder aber er ist ein guter Schauspieler…
Ich rücke ein kleines Stück in seine Richtung und stütze die Hand, in der ich das Bier halte, auf der Armlehne ab. Ich könnte zur Abwechslung vielleicht mal wieder einen Schluck trinken.
»Wart ihr… schon lange getrennt?«, frage ich, nachdem ich geschluckt hab'.
»Wer?«
»Ihre Mutter und du.«
»Oh, nein… ich bin nicht ihr Vater.«
»Nicht?«
»Nein, ich… komme ganz sicher nicht in Frage.« Er lacht. Warm und dunkel und ich weiß nicht, ob grade das Bier in meinem Magen ankommt oder ob er dieses Gefühl, das ich grade habe, macht. Offenbar hält er die Vorstellung, ihr Vater zu sein, für ziemlich absurd.
»Dachte nur, weil… na ja, sie sieht dir ziemlich ähnlich.«
»Findest du? «
»Klar. Gleiche Augenfarbe, ein paar Sommersprossen, selbe Haarfarbe und der Mund, den könnte sie auch von dir haben…«
»Dann war, dass du sie süß findest, wohl ein Kompliment?« Natürlich ertappt er mich dabei, dass ich ihn angestarrt hab', als er den Kopf in meine Richtung dreht. Aber er grinst. Könnte man als Herausforderung verstehen… oder als Einladung… Oder aber er ist doch nicht schwul und total schwer von Begriff. Denn so, wie ich ihn vermutlich grade angeschmachtet habe, rafft das jede Hete, die irgendwann schon mal davon gehört hat, dass es Schwule gibt.
»Ähm, also… na ja…«, stammle ich verlegen. Ich schätze, ich sollte wohl besser nicht antworten. Aber das scheint er zum Glück auch gar nicht zu erwarten.
Bad Vibrations
David
Eigentlich wollte ich nicht bleiben. Und wenn ich Nina für die letzten beiden Tage nicht definitiv was schulden würde, wäre ich wohl gar nicht erst vorbeigekommen. Aber für ihr Babysitting hat sie sich ihren Mascarponequark mit Erdbeerparfait und die zweierlei Trüffelmousse redlich verdient. Denn wie schon befürchtet ist es gar nicht so einfach jemanden aufzutreiben, der während meiner Arbeitszeit auf eine Fünfjährige aufpasst. Denn da Nico – der einzige in meinem begrenzten Freundeskreis, der mit Kindern etwas anfangen kann - nicht konnte und ansonsten Nina meine einzige Option ist, musste ich mir für heute jemanden suchen. Und die Bewerberinnen haben mir nicht unbedingt die Tür eingerannt.
Nicht zuletzt deswegen sollte ich wohl auch schon wieder auf dem Weg nach Hause sein. Das ist jedenfalls der Deal gewesen. Denn Lena
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