Koch zum Frühstück (German Edition)
– so heißt die Studentin, die sich dazu hat breitschlagen lassen, an einem Samstagabend in meiner Wohnung auszuharren – muss spätestens um elf wieder weg. Und Michael hat danach vermutlich keine große Lust, auch nur eine Minute allein auf die Kleine aufzupassen und ich hatte auch keine auf Ninas Party. Jedenfalls nicht, bis Flo, der scharfe Kaninchentyp, mir vor die Füße gelaufen ist und mir seinen Kühlschrank angeboten hat. Und außerdem ein Bier.
Also sitze ich hier in seiner Wohnung auf einem ziemlich schicken Sofa, trinke einen halben Liter ‚Becks‘ mit ihm und weiß nicht so recht, was ich von ihm halten soll.
Dass er attraktiv ist, hatte ich ja schon bei unserem ersten Aufeinandertreffen festgestellt. Oder vielmehr wohl bei unserem zweiten, denn ich bin mir immer noch sicher, dass ich ihn irgendwoher kenne. Vielleicht ja doch aus einem Club, denn eigentlich bin ich mir ziemlich sicher, dass er nicht ausschließlich hetero ist, wenn überhaupt. Und das liegt nicht nur daran, dass er genauso wenig auf Ninas grauenvolle Yoga-Freundin steht wie ich.
»Denkst du, der Nachtisch ist schon soweit?«, will er grade wissen, vermutlich eher um unser Gespräch von eben wieder aufzunehmen. Denn meine Frage nach dem verkappten Kompliment hat er noch nicht beantwortet. War vielleicht ein bisschen zu offensiv von mir. Immerhin wohnt er hier mit jemandem. Aber hätte ja sein können, dass er trotzdem Ja sagt. Dann wäre definitiv klar gewesen, ob er schwul ist.
»Gib' ihm noch ein paar Minuten, bevor wir das Zeug rüber bringen«, antworte ich ein wenig verzögert und nehme noch einen Schluck von meinem Bier. »Und dann muss ich los wegen der Kleinen…«
»Schon?«
»Ja. Ich hab' den Babysitter nur bis elf, weil sie wohl selbst noch irgendwo eingeladen ist. Besser ich bin einigermaßen pünktlich.«
»Wo wohnst du denn?«
»Hafencity.«
»Uh, das wird knapp«, sagt er und sieht auf die Uhr.
»Um diese Zeit ist nicht mehr viel Verkehr.«
»Aber sie ist nicht alleine, wenn du's nicht schaffst, oder?« Er klingt ehrlich besorgt. »Ansonsten kannst du auch abhauen und ich kann den Nachtisch für dich rüber bringen.«
»Nein, kein Problem. Sie wird schon nicht verschwinden, bevor ich da bin. Und ich sollte mich wohl wenigstens noch von Nina verabschieden. Bin echt froh, dass sie mir im Moment so unter die Arme greift. Immerhin hat sie die letzten beiden Tage auf Stella aufgepasst. Gar nicht so einfach, so spät abends jemanden zu finden.«
»Das glaub' ich.«
»Keine Ahnung, was ich im Moment ohne sie tun würde. Hab' echt Glück, dass sie so gut mit Kindern kann.
»Ja, das kann sie echt«, bestätigt er.
»Du aber auch, oder? Jedenfalls stand' sie ziemlich auf dein ‚Mensch ärgere dich nicht‘ …«
»Oh, das… Irgendwann hatte sie einfach genug von Elmo und Herrn Hase.« Es scheint ihn verlegen zu machen. Und ich finde es irgendwie sexy, wie er dabei lächelt. »Hab' meinen Zivi in einem integrativen Kindergarten gemacht«, fügt er erklärend hinzu. »Ich bin der König der Wasserschlacht sozusagen. Außerdem hab' ich drei Neffen und zwei Nichten.«
»Große Familie.«
»Ja, drei Schwestern. Wir sind ziemlich fruchtbar…«
»Ich hatte nur diese eine Schwester«, sage ich. »Aber im Grunde hatten wir uns nichts zu sagen. Ich hab' Stella vorher jahrelang nicht gesehen. Nur falls du dich fragst, wieso ich… nicht so gut mit Kindern kann.« Ich verzichte darauf, ihn darüber in Kenntnis zu setzen, dass ich sie eigentlich nur auf der Beerdigung meiner Mutter zu Gesicht bekommen hab'. Vorher wusste ich nicht mal, dass sie existiert.
»Da wächst man rein«, tröstet er altklug.
»Ja, vermutlich«, sage ich. Auch wenn ich weiß, dass ich da wohl noch ziemlich am Anfang bin. Morgen Vormittag gehe ich vielleicht wirklich mal mit ihr in den Zoo. Und Montag muss ich mich wohl um die Sache mit dem Kinderpsychologen kümmern, darum, ob sie noch ein paar andere Klamotten hat und außerdem ein paar Bücher... Barbies, Malkram und andere Sachen, mit dem Mädchen in ihrem Alter so spielen. Außerdem sollte ich vielleicht mal nachforschen, ob sie in einem Kindergarten ist. Oder ob es einen gibt, in den sie gehen könnte. Und ich muss ihr Möbel organisieren, sie kann ja nicht ewig in meinem Bett schlafen. Vermutlich wäre es klug, Michael davon in Kenntnis zu setzen, dass aus seinem Arbeitszimmer wohl ein Kinderzimmer wird.
»Und sie haben sie dir einfach so gebracht?«, fragt er, nachdem auch er einen
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