Koch zum Frühstück (German Edition)
drehe mich um und leere die Schalen von meinem Teller in den Mülleimer unter der Spüle. Vielleicht kann ich Astrid loswerden, indem ich Desinteresse demonstriere. Aber ich fürchte, sie ist ziemlich hartnäckig, was ihre Flirtversuche angeht.
»Ich bin eine Freundin vom Yoga. Kennst du Nina schon lange?«, bemüht sie sich prompt weiter, unsere Unterhaltung in Gang zu bringen. Aber ich hab' echt keinen Bock drauf, mich weiter zutexten zu lassen. Mir doch egal, ob er noch kommt oder nicht. Ich bin satt und sollte wohl brav wieder rüber in meine Wohnung gehen, um mich dem beschissenen Fernsehprogramm zu widmen, statt mir hier Astrids Lebensgeschichte anzuhören und jedes Mal hellhörig zu werden, wenn es an der Wohnungstür klingelt. Keine Ahnung, wieso er derart penetrant durch mein Hirn geistert. Halb Hamburg ist blond und gutaussehend. Kein Grund also, wegen ihm solch einen Aufriss zu machen… Denn das mache ich und es irritiert mich gewaltig. Vor allem, weil ich echt fast überhaupt nicht an ihn gedacht hab‘, bevor Dirk mir diesen Floh von wegen, dass er angeblich schwul sein soll, ins Ohr gesetzt hat. Und jetzt kreisen meine Gedanken die ganze Zeit darum, ob er's wirklich ist. Darum, wie dazu seine Tochter passt und peinlicherweise auch darum, ob er neulich hier in dieser Küche vielleicht ein bisschen mit mir geflirtet hat. Aber vermutlich ist es nur höflicher Smalltalk über Musik gewesen, garniert mit einem netten Lächeln. Und selbst wenn es doch ein kleines Flirten war, scheint er ja – laut Lennart – vergeben zu sein. Vermutlich sollte ich zur Abwechslung besser mal wieder dran denken, dass ich das auch bin…
»Hey, hörst du mir überhaupt zu?« Astrid stochert mit ihrer Gabel in ihrem Krautsalat herum. Vielleicht sollte ich sie mal darauf hinweisen, dass das vermutlich auch auf Heten nicht sonderlich sexy wirkt. Yoga übrigens auch nicht. Keine besonders abstrakte Vorstellung, dass sie bei David abgeblitzt ist und vielleicht deswegen nicht gut auf ihn zu sprechen ist.
»Nein, ich… erst seit kurzem… seit sie hier eingezogen ist.« Ihre Frage, wie lange ich Nina kenne, ist das letzte, was ich aufgeschnappt hab'. Und ich werde das jetzt beenden. Lieber ein Ende mit Schrecken für sie, als ein Schrecken ohne Ende für mich.
»Ich bin der schwule Nachbar«, sage ich also, »und ich muss dann auch wieder rüber. Hat mich gefreut, dich kennen zu lernen.«
Ich stelle meinen Teller neben die Spüle und lasse Astrid einfach stehen. Einen kurzen Moment lang denke ich darüber nach, ob ich mich von Nina verabschieden soll, aber ich sehe sie nirgends, also lasse ich es.
»Sorry!« Ich bin fast schon aus der Wohnungstür, als ich in ein volles Tablett laufe. Kleine Gläschen, in denen sich abwechselnd irgendwas Helles und was aus Schokolade befindet, türmen sich darauf und rutschen bedenklich zur Seite. Reflexartig greife ich danach, um Schlimmeres zu verhindern, und fühle eine Hand unter meiner. Treffer sozusagen. Keine Absicht, aber ich find's gar nicht so übel. Denn ich muss gar nicht zu ihm hochsehen, um zu wissen, dass er es ist.
»Hey!«, sagt David und lächelt. Scheiße, ich glaube, wenn ich einen Wunsch frei hab', will ich, dass er schwul ist…
»Hi!« Ich erwidere sein Lächeln, jedenfalls versuch' ich's, aber ich fürchte, es wirkt ziemlich debil. Kein Wunder bei diesen Augen… Na ja, lassen wir das.
Mittlerweile hat er das Tablett wieder stabilisiert. Ich könnte also loslassen…
»Willst du schon gehen?«, fragt er und sieht, ohne dabei das Handgelenk zu bewegen, auf seine Armbanduhr.
»Oh, nein… Ich… wollt nur eben… zum Klo.« Gott, ich fürchte, dass ich rot werde.
»Zum Klo geht's da lang.« Er weist mit dem Kopf zum Ende des Flurs.
»Ja, ich weiß, aber ich dachte, ich gehe… lieber bei mir…« Oh Shit. Das hab' ich jetzt grade nicht wirklich gesagt. Wo bitte ist das Loch im Boden? Ich meine, geht's noch peinlicher? Ich glaube, ich will doch lieber wieder, dass er hetero ist…
»Erwischt«, versuche ich also zu retten, was noch zu retten ist. »Ich wollte eigentlich wirklich grade verschwinden. Ich… kenne hier niemanden und…«
»Na ja, jetzt schon«, sagt er und zieht dabei die Augenbrauen hoch. »Also, was ist, bleibst du noch auf ein Bier?«
»Okay«, sage ich und lasse seine Hand los. Ein Bier ist unverbindlich. Und das Zeug, das er da vor sich auf dem Tablett balanciert, sieht auch ziemlich vielversprechend aus.
»Oh, Dave, du bist
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