Koch zum Frühstück (German Edition)
erledigen, sonst geht das ganze Projekt den Bach runter.«
»Schon in Ordnung«, hab' ich behauptet und versucht, mir nicht anmerken zu lassen, dass ich ein bisschen enttäuscht war. Und es auch immer noch bin. Schließlich hatte ich mich auf ein gemeinsames Wochenende eingestellt. Ich meine, es ist nicht so, dass ich nicht ohne ihn klar käme, aber grade an den Wochenenden wäre es ganz schön, wenn er ab und an vielleicht mal hier wäre. Im Kino gibt es einen Film, den ich mir Sonntag vielleicht ganz gerne mit ihm angesehen hätte und auch sonst stelle ich mir ‚Beziehung‘ irgendwie anders vor.
Vielleicht fahre ich morgen dann doch spontan zu meinen Eltern. Anne, meine große Schwester kommt mit den Kindern zum Essen. Eigentlich hatte ich abgesagt, weil ich das Wochenende mit Dirk verbringen wollte.
»Wir holen das nach, Süßer, versprochen.« Meine Gedanken schwirren noch immer um das Telefonat mit ihm.
»Okay« Ich hasse es, wenn er mich Süßer nennt.
»Nicht enttäuscht sein.«
»Bin ich nicht…«
»Bist du. Ich kenn' dich doch, Flo.«
»Bisschen vielleicht«, hab' ich zugegeben.
»Hattest du nicht gesagt, unsere neue Nachbarin feiert heute ihren Einzug?«, hat er versucht, vom Thema abzulenken.
»Nina? Doch, ja, das ist heute. Ist aber vermutlich sowieso nichts los.«
Ich steh' nicht sonderlich auf Partys, auf denen ich niemanden außer dem Gastgeber kenne. Wobei ‚niemand‘ in diesem Fall ja nicht so ganz richtig ist. Immerhin kenne ich Mr. Superkoch. Jedenfalls flüchtig. Aber ich weiß gar nicht, ob er überhaupt eingeladen ist. Es ist Samstag. Das ‚Reuter's‘ hat geöffnet. Kann mir nicht vorstellen, dass er da auf eine Party kommt.
»Na ja, wenn es öde ist, hast du's ja nicht weit nach Hause.«
»Schon, aber… irgendwie ist mir eher nach einem ruhigen Abend.«
»Kannst du doch morgen noch machen.«
»Mal sehen…«, weiche ich aus.
»Jetzt schau wenigstens vorbei«, drängt er. Keine Ahnung, wieso eigentlich. Er ist wohl ganz froh, dass er nun doch nicht mit muss.
»Sie kennt übrigens Klein, glaube ich.« Irgendwie kann ich meine Gedanken nicht von ihm losreißen.
»Klein?« Er hat keine Ahnung, wen ich meine.
»Den Katastrophen-Koch von neulich«, helfe ich ihm auf die Sprünge.
»Echt jetzt?«
»Bin mir eigentlich ziemlich sicher. Pfannkuchen macht er übrigens ganz akzeptabel, besser als Lamm.«
»Pfannkuchen? Warst du noch mal dort essen?«
»Nein, er hat sie bei Nina gemacht. Ist 'ne lange Geschichte. Er war zufällig dort. Sie hatte mein Thomann-Paket angenommen und ich hab' ihnen zwei Eier ausgeborgt.«
»Zwei Eier… Ich hoffe, nicht deine.« Er lacht.
»Meine?« Ich verstehe den Witz grad' irgendwie nicht.
»Gibt Gerüchte, dass er schwul ist«, klärt er mich auf. »Angeblich ist er mit einem Cousin von einem Bekannten von Lennart zusammen.«
Lennart, klar. Der erzählt viel, wenn der Tag lang ist. Lennart ist so ziemlich der nervigste schwule Typ, mit dem Dirk in seinem Bekanntenkreis aufwarten kann.
»Klein? Quatsch, der ist hetero, er hat 'ne kleine Tochter. Nina hat auf sie aufgepasst, die Pfannkuchen waren für sie. Ich bin dann zum Essen geblieben wegen der Möbel, die ich aufgebaut hab', und… der Kleinen.«
»Wegen der einen Kleinen oder beiden?«, feixt er.
»Wegen seiner Tochter. Sie ist ganz süß. Und ich hatte nichts zu tun, also hab' ich ihr Elmo und Herrn Hase gezeigt«, verteidige ich mich. Sie ist am Nachmittag dann noch richtig aufgetaut. Jedenfalls für ihre Verhältnisse. Sie ist ein ziemlich stilles Mädchen.
Ich vermute ja wirklich, dass ihre Eltern getrennt sind. Würde jedenfalls erklären, warum ihr Vater nicht weiß, wie sie ihre Pfannkuchen mag und dass er, auf den ersten Blick, auch sonst kein sonderlich inniges Verhältnis zu ihr hat. Und wenn ich weiter drüber nachdenke, würde es vielleicht sogar dazu passen, dass er tatsächlich schwul ist. Wäre ja nicht der erste, der es ein bisschen zu spät merkt. Ich schätze ihn auf höchstens dreißig, sie ist fünf, er wäre also vierundzwanzig gewesen. Soll schon Leute gegeben haben, die merken es später… Möglicherweise hat er eine fiese Ex am Hals, die ihm das nicht verziehen hat und daher nicht sonderlich scharf drauf ist, dass er sein Kind oft sieht. Aber ich merke grade, dass ich mir definitiv zu viele Gedanken mache. Ich sollte wohl aufhören, mich aufgrund irgendwelcher Pfannkuchen als Hobby-Psychologe aufzuspielen. Denn auch wenn er wirklich attraktiv ist und
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