Koch zum Frühstück (German Edition)
Mundwinkel gelaufen ist.
Und jetzt sitze ich hier hinter ihm im Wagen und ein Kribbeln jenseits meines Nabels ermahnt mich, dass es nicht gut ist, schon wieder an seinen Arsch zu denken… Denn unabhängig von meinem ‚Ich bin vergeben‘ -Mantra, das ich mir immer öfter vorsage und das trotzdem zunehmend weniger nützt, wären wir auch ohne unsere jeweiligen Beziehungen nicht grade sonderlich kompatibel. Mit einer offenen Beziehung wie er sie führt, könnte ich mich nämlich niemals arrangieren.
Wenn Dirk mich betrügen würde, würde ich ihm dem Hals umdrehen. Und ich glaube, ich wäre wirklich, wirklich verletzt. Vermutlich sollte ich es also fairerweise lassen, meine Gedanken daran zu verschwenden, dass das mit David und mir sowieso nicht funktionieren würde. Würde es nicht. Weil ich nämlich vergeben bin. Aber ich finde ihn ja nicht nur scharf, sondern eigentlich auch nett. Eher nett als scharf… Okay, gelogen, aber ich hab' das im Griff.
Außerdem kann er ein bisschen Unterstützung mit der Kleinen vertragen, er braucht jemanden, der ihm ab und an die grundsätzlichen Spielregeln erklärt. Dass man ein Kind nicht einfach mal eben so unter eine Dusche hält zum Beispiel. Auch wenn er es eigentlich gar nicht mal so schlecht macht. Jedenfalls dafür, dass er im Gegensatz zu mir wohl eher zu derjenigen Fraktion schwuler Kerle gehört, die es nicht sonderlich bedauert, deswegen wohl nie Kinder zu haben. Immerhin kann man seine Bemühungen, sie liebevoll zu behandeln, durchaus erkennen. Und dass er dabei ein bisschen unbeholfen ist, finde ich, ehrlich gesagt, ziemlich süß…
Ich mag's, wie er mit ihr umgeht, mag seine irgendwie komisch verschrobene Art, die ihn ein bisschen schroff und verschlossen wirken lässt. Aber ich glaube gar nicht, dass er das wirklich ist, und ich glaube auch, dass er sie schon viel lieber hat, als er zugeben will.
Ich mag ihn… mehr als ich das eigentlich sollte. Mag's, mit ihm zusammen zu sein, auch wenn ich gar nicht wirklich sagen kann, was am Ende dieses Gefühl macht. Jenseits der Schmetterlinge, auch dann, wenn ich ausnahmsweise mal nicht an seinen Hintern denke, sondern daran, wie er sie auffängt, wenn sie auf der Rutsche angerauscht kommt, wie er vor ihr in die Knie geht, das schreckliche rosa Handtuch um sie legt und sie abtrocknet oder an seine wahnsinnig schönen Augen…
Ich glaube, es wird echt Zeit, dass Dirk aus Italien zurückkommt.
»Mhm.« Ich nicke etwas verspätet auf seine Frage. Irgendwie hab' ich keine Lust auf seinem engen Rücksitz in der Tiefgarage auf ihn zu warten. Außerdem sind meine nassen Klamotten noch oben. Die hab' ich vorhin nämlich dort vergessen.
***
»Hey!«
»Hi!«
Ein Typ sitzt an der Verlängerung des Küchenblocks vor einem Laptop und sieht nicht mal richtig auf, als wir die Wohnung betreten. Sein Freund vermutlich. Sieht ganz so aus, als käme ich nun doch noch in den Genuss, ihn in Augenschein zu nehmen.
»Michael, Florian, Florian, Michael«, sagt er knapp und ich schaffe es grade noch ein ‚Hi‘ in Richtung des Typen zu murmeln, bevor David uns uncharmant im Wohnraum stehen lässt und durch die Tür, die nicht zum Schlafzimmer führt, verschwindet. Ich tippe auf Arbeitszimmer.
»Möchtest du für nachher noch irgendwas mitnehmen, wenn du bei mir oder Nina bist, Stella?«, frage ich sie leise, weil ich mir echt dämlich vorkomme, allein mit dem Kind an der Hand und einem Kerl, der mir den Rücken zudreht und sich trotz der knappen Vorstellung nicht weiter für mich zu interessieren scheint. Höflich ist er ja nicht grade, so als Gastgeber.
Aber selbst wenn, ich fürchte, er wäre mir auch dann nicht unbedingt sonderlich sympathisch. Seine Einstellung zu Beziehungen und wie er sich Stella gegenüber verhält, ist es jedenfalls nicht. Und irgendwie habe ich mir eine Begrüßung zwischen David und seinem Freund auch ein bisschen anders vorgestellt. Denn selbst wenn sie eine offene Beziehung führen, sie leben immerhin zusammen und David hat sich diese Sache mit der Kleinen ja nicht ausgesucht, um ihm den Tag zu versauen…
»Mein Hasen-Buch«, sagt sie grade, geht rüber zum Couchtisch und zieht es unter einem Stapel Zeitschriften hervor.
»Oh, das ist eine gute Idee!« Ich denke, ich sollte mal meine Klamotten zusammenpacken. Vielleicht schaffe ich es ja, Mr. Laptop dazu zu bringen, mir zu verraten, ob David irgendwo eine Tüte hat.
»Hey«, sage ich also und trete seitlich neben ihn an die
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