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Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt

Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt

Titel: Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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glauben, was ich tue!« sagte Leo grob. »Ihr könnt mich nur alle kreuzweise …«
    »Für diese Geschmacksrichtung wird niemand zu haben sein!« Reichert lachte glucksend. »Wie machst du das eigentlich, Leo? Verrat mir mal dein Geheimnis. Du bist das größte Ekel, das auf Pleß herumstampft, und trotzdem laufen dir die Weiber scharenweise nach. Du bist kein Hüne von Gestalt, man hört dich nie sprechen, sondern immer nur brüllen, du bist herrischer als der Fürst, in Gelddingen ein Kleinkrämer – aber die Mädchen himmeln dich an! Wer kann das verstehen?«
    »Du nicht! Es genügt, wenn ich es verstehe …«
    »Du kannst das wirklich erklären?«
    »Ja. Es ist furchtbar einfach. Man muß eine Frau als das betrachten, als was sie geschaffen wurde: als Dienende.«
    »O Himmel! Sag das nicht laut!«
    »Wenn ihr armseligen Kerle einer Frau nachlauft, verdreht ihr die Augen und benehmt euch wie ein Pfau. Da wissen sie genau: Den wickeln wir um den kleinen Finger und stecken ihn dahin, wo wir wollen!« Kochlowsky schlürfte wieder an seinem dampfenden Tee und strich einige Tröpfchen aus seinem Bart. »Wie dämlich ist das! Einer Frau muß man zeigen, wer der Herr ist! Erst kommt der Respekt, dann die Liebe. Umgekehrt klappt das nie! Eine Frau will wissen: Hier ist Stärke! Hier ist eine sichere Burg!«
    »Bei dir von Sicherheit zu reden ist geradezu pervers.«
    »Wir theoretisieren jetzt«, sagte Leo mit erhobener Stimme. »Verdammt, werd doch nicht immer persönlich! Ich bin nie einer Frau nachgelaufen! Ich habe nur aus dem Angebot ausgesucht.«
    »Das ist das Rätsel.«
    »Es ist ein Unterschied, ob man einen Herrn liebt oder einen Knecht.«
    »Bei deinen polnischen Mädchen, ja! Aber die adeligen Damen …«
    »Jakob, das Thema ist beendet, oder ich setze dich vor die Tür. Bin ich ein Lump, der über solche Dinge spricht?«
    »Ich suche Rat bei dir, Leo.«
    »Rat?« Kochlowsky stellte die Teetasse weg. Jakob Reichert nickte, griff zur Flasche und goß noch einmal das Glas voll.
    »Bin ich mit 55 Jahren schon ein alter Mann?« fragte er.
    »Auf keinen Fall bist du mehr taufrisch.«
    »Ich habe eine gute Stellung, verdiene gut, habe einiges zur Seite gelegt, bin seit fünf Jahren Witwer … Das weißt du ja alles.«
    »Ja. Die Bernhardine war eine gute Frau. Sie hätte mit ihren Darmgeschwüren noch zwanzig Jahre warten können.«
    »Das Alleinsein ist nichts, Leo. Am Tage, da hat man seine Arbeit, da geht es ja noch. Aber wenn es dann dunkel wird – und vor allem im Winter – da sitzt du allein herum oder flüchtest dich ins Wirtshaus. Ist das ein Leben?«
    »Du willst wieder heiraten, Jakob?«
    »Ja.«
    »Um nicht allein sein Bier trinken oder im kalten Bett liegen zu müssen, braucht man sich doch nicht gleich in Fesseln legen zu lassen.«
    »Die Frau, an die ich denke, eignet sich nicht für die Kochlowsky-Philosophie.«
    »Heraus mit der Wahrheit.« Leo wedelte mit der rechten Hand. »Wer ist es?«
    »Wanda.«
    »O Gott! Nein!«
    »Ich weiß, ihr seid wie Hund und Katze. Aber ich mag sie. Ich bin 55 , sie ist 46 … Das paßt gut zusammen. Ich könnte mir vorstellen, daß ich mit ihr noch einmal glücklich werde.«
    »Dann geh hin und sag es ihr. Entweder läßt sie den Kochlöffel vor Freude fallen, oder sie haut ihn dir über den Kopf. Wie's auch kommt, damit mußt du leben! Der Kochlöffel wird übrigens auch bei euch im Bett liegen. So eine Köchin wie Wanda müßte später mal ein Denkmal bekommen. Aber bitte – versuch's!«
    »Darum bin ich hier und frage dich.«
    »Um wessen Hand willst du eigentlich anhalten? Um meine – oder um Wandas?«
    Jakob Reichert sah Leo Kochlowsky fast flehend an. Er trank noch einen Doppelweizen, und es war abzusehen, wann er der Unterhaltung nicht mehr völlig würde folgen können.
    »Ich kann doch nicht einfach zu ihr hingehen und sagen …«
    »Warum nicht? Du nimmst sie in der Küche bei der Hand, schiebst sie in einen Nebenraum, vielleicht ins Magazin, und wenn ihr dort allein seid, legst du die Hände auf ihre Brust und sagst: ›Von jetzt ab gehört das mir allein, Frau Wanda Reichert.‹ – Du sollst sehen, wie sie dir in die Arme sinkt …«
    »Oder sie haut mir eine runter.«
    »Dann war's ein Irrtum, und du weißt danach genau Bescheid.«
    »So kann man das nicht machen.« Reichert schüttelte den Kopf. »Das ist Kochlowsky-Art. Ich werde ihr zunächst Blumen schenken …«
    »Blumen!« Leo winkte ab, ging zur Tür und stieß sie auf.
    »Was willst du

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