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Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt

Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt

Titel: Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Ehrlichkeit, wenn süßer Charme das Hirn einer Frau verwirrt?
    Kochlowsky ging das Problem auf seine Weise an.
    Bald nach Wuttkes Äußerungen über Caesar ergab es sich, daß Leo und Wuttke sich auf der Allee zum Schloß trafen. Der Dobermann schritt an Kochlowskys Seite, stierte Wuttke kalt an und setzte sich, als Leo stehenblieb.
    »Was höre ich, Wuttke?« sagte der Verwalter laut. »Sie geben Ihre Stellung als Leibjäger auf?«
    »Wer sagt denn das?« Wuttke war ehrlich verblüfft. »Keine Rede davon.«
    »Alle sprechen darüber. Ihre neue Aufgabe soll delikat sein …«
    »Delikat? Wieso?«
    »Sie sollen der neue Topfauslecker bei Wanda werden …«
    Ewald Wuttke blickte auf Caesar. Es hat keinen Sinn, irgend etwas zu tun, sagte er sich. Der Hund ist immer schneller. Er wartet ja förmlich darauf, mich anzugreifen. Es ist, als ob er jedes Wort dieses Saukerls von Kochlowsky versteht.
    Wortlos drehte er sich um und ging weg. Aber damit war die Sache noch nicht erledigt. Am Abend klopfte jemand an Wuttkes Haustür. Einer der polnischen Arbeiter von Kochlowsky stand auf der Straße, hinter sich einen Handwagen, voll beladen mit gebrauchten Kochtöpfen und Essensresten.
    »Der Herr befohlen, ich soll das hier abgeben«, sagte der Pole unterwürfig. »Haben gesammelt im ganzen Dorf.«
    »Es ist gut.« Wuttke verlor nicht die Ruhe. Er gab dem Polen zwei Mark und schickte ihn mit den Töpfen wieder ins Dorf zurück. Dann zog er seine Uniform an, hängte das Gewehr über seine Schulter und ging hinüber zum Schloß.
    In der Küche, die längst geputzt und aufgeräumt war, fand er Wanda und Jakob Reichert vor. Sie saßen nebeneinander, hielten sich an den Händen und lächelten glücklich in die Gegend. Es sah gleichzeitig reichlich dumm und herzergreifend aus.
    »Was ist denn das?« fragte Wuttke lachend. »Ist Wanda ein Kuchen verunglückt, und Jakob muß trösten?«
    »Wir haben uns verlobt …«, erklärte Wanda und seufzte tief. »Was sagste nun?«
    »Gratuliere! Ihr paßt fabelhaft zusammen!«
    »Das sagst du?« Reichert schüttelte den Kopf. »Ich habe immer gedacht, du und Wanda … von wegen der Sonderportionen, den Handküssen und was da so alles gelaufen ist …«
    »Aber Jakob!« Wanda gab Reichert einen Klaps. »Der Ewald ist doch viel zu jung für mich …«
    »Du hast gedacht, ich und Wanda …« Wuttke lachte laut, wurde dann aber sofort ernst und nachdenklich. »Jetzt ist mir alles klar. Ich bin mit Leo nämlich auf Kriegskurs …«
    »Das gibt 'ne Menge Ärger, Ewald …«
    »Wegen euch!« Wuttke zog einen Hocker heran und setzte sich Wanda und Reichert gegenüber. »Wir sollten da gemeinsam an einem Strick ziehen. Ich will euch die Sache mal erzählen.« Er berichtete von Kochlowskys Aktivitäten und endete mit einem Vorschlag, bei dem Reichert den Kopf schüttelte.
    »Leo ist mein Freund. Er hat das ja nur meinetwegen getan. Ihr kennt ihn alle nicht. Ihr seht nur den herrschsüchtigen Verwalter, den Schürzenjäger und ekelhaften Kerl …«
    »Das zu sein gibt er sich ja auch alle Mühe!« rief Wuttke. »Du lieber Himmel, ist er noch mehr?«
    »Er hat in Wirklichkeit ein sehr weiches Herz«, behauptete der Kutscher.
    »Unmöglich! Wenn man Wasser über einen Stein gießt, wird er auch nicht weich.«
    »Vielleicht hat Leo Angst, man könnte seine Weichheit entdecken.«
    »Eher entdeckt man das Geheimnis des Perpetuum mobile. Kochlowsky mit Herz – das ist wie ein Wolf, der die Gänse bewacht …« Wuttke lachte rauh. »Das wird keiner glauben. Ich bin dafür, daß wir Leo einen gehörigen Denkzettel verpassen. Überlegt euch meinen Vorschlag.« Er erhob sich und sah sich um. »Da verloben sich zwei so liebe Menschen, und nichts gibt's zu saufen! Mamsell Wanda …«
    »Traut ihr mir das zu?« Wanda Lubkenski rieb sich die Hände. »Im Kühlgewölbe stehen noch vier Liter von der letzten Bowle – Erdbeeren! Ich hole sie sofort herauf.«
    Nur durch Zufall hörte noch jemand mit, der eigentlich längst im Bett liegen sollte.
    Mamsell Sophie Rinne war noch einmal in die Küche gekommen, um sich eine Kanne Milch aufs Zimmer zu holen. Ein arbeitsreicher Tag lag hinter ihr, der erste auf Pleß. Wanda hatte ihr alles gezeigt, was in Zukunft auch ihr, Sophies, Arbeitsbereich sein würde. Alles war größer als in Bückeburg, perfekter, manchmal erdrückend. Allein in der Vorbereitungsküche saßen vierzehn Mädchen und schälten Kartoffeln, putzten Gemüse, verlasen den Salat und die frischen Kräuter. Zwei

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