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Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt

Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt

Titel: Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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den Himmel nicht wegnehmen!
    Gegen elf Uhr kam Wanda zurück. Sie klopfte dreimal, machte eine Pause, klopfte wieder dreimal – das verabredete Zeichen. Sophie öffnete. Aber bevor sie etwas sagen konnte oder eine Warnung ausstieß, fegte bereits Reichert in den kleinen Flur.
    Wanda Lubkenski war gut gelaunt und zufrieden mit der ersten Sitzung, denn Landauer hatte sich trotz ihrer Nacktheit als vollkommener Ehrenmann erwiesen, was sie eigentlich verwunderte, denn, du lieber Himmel, was hörte man nicht alles von Künstlern! Und nun hatte Wanda Durst und sehnte sich nach einem Schluck Wein. Statt dessen raste Reichert auf sie zu, hochrot im Gesicht, mit irre flackernden Augen.
    »Wo kommst du her?« keuchte er, dem Weinen nahe. »Wo warst du bis jetzt, du Metze? Treibst dich wie eine Katze herum …«
    »Sophie, du kannst auf dein Zimmer gehen!« sagte Wanda seltsam ruhig. Immerhin ist Metze keine schöne Bezeichnung für eine liebende Frau, die heimlich die Strapazen auf sich nimmt, sich für den Geliebten nackt malen zu lassen. »Mit diesem Pferdeknecht werde ich allein fertig!«
    »Für den reicht's noch immer, das ist klar!« sagte Kochlowsky aus dem Hintergrund.
    Hat schon jemand eine Schlange gesehen, die man auf den Schwanz tritt? Oder einen Panther, dem man Luft in den Hintern pustet?
    Genauso reagierte Wanda, als sie den Klang von Leos Stimme vernahm. Sie stieß Reichert zur Seite, stürzte sich ins Zimmer und nahm wie hinter einer Feuerwand wahr, daß Kochlowsky auf ihrem Sofa saß und gehässig grinste.
    »Was willst du hier?« schrie sie. »Jetzt muß ich die Wohnung ausräuchern lassen wie bei den Wanzen! Neu tapezieren muß ich! Aus allen Ecken stinkt Kochlowsky! Hinaus, oder ich schreie um Hilfe!«
    »Wir hatten Fragen, Wanda …«, rief aus dem Flur der arme Reichert.
    »Hinaus! Alle beide! Hinaus! Warum hast du sie hereingelassen, Sophie?«
    »Sie waren ganz friedlich.« Sophie blickte um sich mit den großen Augen blauer Unschuld. »Stell dir vor: Der Herr Verwalter kann Walzer tanzen. Links herum und rechts herum …«
    »Der Herr Verwalter kann noch mehr, wenn ich jetzt mein Beil hole …«
    »Laß uns gehen, Jakob!« sagte Kochlowsky und erhob sich aus dem tiefen Sofa. »Wir entfernen uns mit der folgenschweren Erkenntnis, daß ein Hundeschiß, in den Sand gesetzt, monumentaler ist als das Vertrauen, das man einer Frau entgegenbringen kann!«
    »Gleich vergesse ich mich!« stöhnte Wanda und lehnte sich gegen die Wand.
    »Die eine schleicht nachts herum, die andere tanzt Hilliebillie, mit Rock hoch und Küßchen! – Komm, Jakob, wir gehören einer anderen Klasse an …«
    Stolz ging Leo an Wanda vorbei, die versucht war, ihn anzuspucken. Vor Sophie aber blieb er stehen und sagte bedrückt: »Ich bin sehr traurig …«
    »Ich nicht, Herr Verwalter.«
    »Das Leben besteht nicht nur aus Tanzen.«
    »Bestimmt nicht, aber ich bin noch jung …«
    Das saß. Leo Kochlowsky schluckte, verbeugte sich, ergriff dann plötzlich blitzschnell Sophies Hand und küßte sie. Sie war völlig überrumpelt, und als sie endlich die Hand zurückriß, hatten seine Lippen längst ihre Haut berührt.
    »Komm!« sagte Kochlowsky rauh zu Reichert, der händeringend vor Wanda stand. »Begreif endlich, was du wert bist! Es gibt hundert Wanda Lubkenskis …«
    Es ist keine neue Weisheit: Wer gestochen worden ist, bei dem bleibt ein Stachel zurück, mindestens aber eine Schwellung und ein Juckreiz.
    Bei Leo Kochlowsky saß ein ganz langer, harter Stachel in der Seele, und er sah keine Möglichkeit, ihn herauszuziehen, ohne nach Pleß zu fahren. Er ließ also schon am nächsten Morgen anspannen, hatte aber keine Reitstiefel, sondern eine lange, enge Hose und weiche Halbschuhe angezogen und hatte zu Eugen und Landauer gesagt:
    »Es ist angeordnet worden, daß ihr erst Essen bekommt, wenn ihr Leistungen vorweist. Kein Gedicht – kein Essen! Von mir aus kannst du Blätter fressen, Eugen! Meine Geduld ist zu Ende. Und Sie, Landauer – ich brauche Sie nicht mehr! Kein Bild! Es hat sich vieles grundlegend verändert!«
    Er setzte seinen Hut auf, drehte den maßlos Verblüfften den Rücken zu und verließ das Haus.
    Eugen lief ans Fenster und blickte durch die Gardine. »Er fährt mit dem Dogcart fort! Louis, das hat er ernst gemeint, ich kenne die feinen Unterschiede in seinem Ton! Wir sitzen ab sofort auf dem trockenen! Er sperrt uns Schüssel und Teller.«
    »Das ist ein Grund auszuziehen! Es ist mir unmöglich, heimlich Sophie

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