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Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt

Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt

Titel: Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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dabei sogar sein Tänzeln. »Was … was war das?« stammelte er.
    »Hilliebillie! Mit einem Juchzer am Schluß und einem Küßchen! Herr Flamme, Sie können doch Hilliebillie tanzen?«
    »Nie … nie gehört …«, sagte Flamme schwach. »Mein Herr …«
    »Sind Sie Tanzlehrer, Herr Flamme, oder nur eine trübe Funzel? Die ganze Welt tanzt Hilliebillie, und Sie kennen ihn nicht?« Kochlowskys Brust hob sich, er wurde wieder er selbst. »Ein Skandal!« brüllte er. »Ein Tanzlehrer, der sich Furniere nennt und keine einzige Flamme am Hintern hat! Ich muß in zwei Tagen Hilliebillie tanzen können, oder jeder Hund in Pleß wird sich weigern, Sie anzupinkeln! – Fangen wir an!«
    Am Nachmittag fuhr Leo Kochlowsky nach Schloß Pleß zurück. Seine Beine taten ihm weh. Da Adolf Flamme sich erst erkundigen mußte, was Hilliebillie war, hatte man sich geeinigt, gleich mit dem Walzer anzufangen. Frau Flamme tanzte die Partnerin, Adolf setzte sich ans Klavier.
    Fünf ganze Stunden hielt Kochlowsky durch, dann zitterten ihm die Knie. Für dich, Sophie, dachte er erschöpft, für dich tue ich alles.
    Auf der Heimfahrt erlebte Kochlowsky einen neuen Schock.
    Eine Kutsche des Fürsten kam ihm entgegen, mit zurückgeklapptem Verdeck. Auf der Polsterbank saßen Sophie und ein junger Husarenoffizier. Und Jakob Reichert hockte auf dem Bock. Als er Kochlowsky entgegenkommen sah, zog er seinen Zylinder tief über die Augen.
    Leo ließ die Kutsche an sich vorbeirattern, wendete dann seinen Dogcart und fuhr mit finsterer Miene hinterher. Er war zu allem entschlossen.

XII
    Eine halbe Stunde fuhren sie so hintereinander her. Ab und zu blickte sich Jakob Reichert um, sah Leo mit finsterer Miene dicht hinter sich, wischte sich mit bebender Hand über das Gesicht und betete innerlich, daß mit jeder Minute Fahrt die Wut in Kochlowsky geringer werden und letztlich die Vernunft siegen möge.
    Aber Reichert irrte sich. Leos Zorn ließ nicht nach, im Gegenteil, er wuchs mit der Länge der Strecke.
    Sie fahren zu den Wäldern, dachte er verbittert. Natürlich, wohin auch sonst! Am Waldrand wird Reichert anhalten, sie steigen aus und machen einen kleinen Spaziergang. Dabei kann man so herrlich dämliche romantische Reden schwingen, und die üppige Natur tut das übrige. Man kennt das ja, man hatte es selbst ungezählte Male praktiziert, und immer hatte es zum vollen Erfolg geführt.
    Wut kroch in Leo hoch und legte sich wie ein Würgegriff um seinen Hals. Diese Herren Offiziere! Dieser verdammte verführerische Glanz der Uniformen! Was ging bloß in den Hirnen und Herzen der Mädchen vor, wenn sie silberne Litzen und buntes Tuch sahen? Veredelte es einen Mann, wenn er in einer Uniform herumstolzierte? Hob er sich von den übrigen Menschen ab, nur weil er mit dem Säbel rasseln konnte? War ein Husarenleutnant mehr als ein Gutsverwalter?
    Sophie, du bist doch nicht wie andere Mädchen! Wie kannst du auf solch äußeren Glanz hereinfallen?! Und tanzen kann er, natürlich! Walzer, Tango, Contre, Rheinländer, Polka und diesen saudummen Hilliebillie … Aber macht das einen richtigen Mann aus? In zwei Wochen zeige ich diesem Clown in Uniform, wie man Walzer tanzt …
    Sophie, ich höre dein helles Lachen! Es zerschneidet mir das Herz. Glaub nicht, was dieser Lümmel sagt! Glaub nie, was Männer zu dir sagen! Du bist so schön, so jung, so rein … Dieser gelackte Affe will doch nur eins von dir, und dann wirft er dich weg. Ein adeliger Offizier und eine Küchenmamsell! Sophie, hör auf mich …
    Leo Kochlowsky ließ die Peitsche schnalzen, der Dogcart kam mehr in Fahrt, erreichte die offene Kutsche und kam auf gleiche Höhe.
    Leo blickte nach rechts. Der Leutnant hatte den Arm um Sophies Schulter gelegt und sprach auf sie ein. Sie lachte, hatte ein gerötetes Gesichtchen und strahlte Kochlowsky an, während der Leutnant anscheinend einen Scherz machte. Von Seynck blickte nur kurz zu Leo hin und ärgerte sich ein wenig, daß man ihn überholte.
    Kochlowsky ließ noch einmal die Peitsche knallen und war gleich darauf Seite an Seite mit Jakob Reichert. Der Leibkutscher starrte ihn aus unruhigen Augen an.
    »Mach keinen Quatsch, Leo!« sagte er. »Was willst du hier? Bleib zurück …«
    »Den Teufel werde ich tun!« knurrte Kochlowsky.
    »Du kannst hier nicht den wilden Mann spielen!«
    »Wohin fahrt ihr?«
    »Das geht dich nichts an!«
    »Du wirst gleich sehen, wieviel mich das angeht!«
    »Leo, das gibt ein Unglück!«
    »Scheiß dich in die Hosen vor

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