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Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt

Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt

Titel: Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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deutlich, zuletzt mit der Faust, das klang dumpfer und dröhnender. Wenn aber jemand mit der Faust an die Tür hämmerte, mußte ein besonderer Grund vorliegen.
    Sophie stand auf, ging in den kleinen Flur und starrte die Tür an. Die Faust hämmerte weiter.
    Was ist, dachte das junge Mädchen, wenn der Fürst plötzlich Besuch bekommen hat und braucht dringend etwas aus der Küche? Es sind drei Mädchen im Spätdienst, für alle Fälle, doch die können nur kalte Platten herrichten. Wenn der Fürst aber etwas Warmes will, muß man Wanda holen. Und das Klopfen hört sich ganz so an, als müsse Wanda in die Küche.
    »Wer ist da?« fragte Sophie flüsternd.
    »Wanda! Mach auf! Gott sei Dank, du bist wach! Mach bitte sofort auf!« Das war die Stimme von Leibkutscher Reichert. Auf ihn bezog sich Wandas Verbot sicherlich nicht. Wer nachts in die Wohnung schlich, konnte auch klopfen, wenn verschlossen war.
    Trotzdem holte Sophie tief Luft, verstellte die Stimme und schrie, so gut sie konnte: »Hau ab, du Quellkopp!«
    »Sie ist voll da!« sagte draußen Jakob Reichert glücklich.
    »Und sie wird platzen, wenn sie mich sieht«, ergänzte Leo Kochlowsky.
    »Mach auf, mein Schatzimäuschen!« bat Reichert. Kochlowsky verdrehte die Augen. Er trat einen Schritt zurück, denn drinnen wurde der Schlüssel umgedreht.
    Die Tür sprang auf, und dann sahen sie sich an, Leo und Sophie, standen sich gegenüber, und für diesen einen Augenblick gab es keine Umwelt mehr, sondern nur noch ein atemloses Erkennen des anderen.
    Auch Reichert starrte Sophie an, schob sich dann an ihr vorbei und rannte in die kleine Wohnung. Sekunden später war er wieder an der Tür.
    »Wo ist Wanda?« rief er. »Wieso bist du hier allein? Wo ist Wanda?«
    Der Zauber zerriß. Leo Kochlowsky senkte den Kopf und betrat die Wohnung, Sophie schloß die Tür, lehnte sich dagegen und war so bleich, als flösse alles Blut aus ihrem Gesicht.
    »Was schreist du sie an?« sagte Leo geradezu milde. »Siehst du nicht, daß du sie erschreckst?«
    »Sie ist allein in der Wohnung!« keuchte Reichert.
    »Gut, daß sie hier ist.«
    »Und wo ist Wanda?« Reichert begann seinen Hemdkragen aufzuknöpfen, als bekomme er keine Luft mehr. »Warum durfte ich heute nicht kommen? Warum ist sie weg, und Sophie muß die Wohnung hüten? Was wird hier gespielt?«
    »Ich bin so froh …«, sagte Leo Kochlowsky. »Sie sind hier, Sophie.«
    »Aber Wanda …«, beharrte Reichert.
    »Pfeif auf deine Wanda!« Kochlowsky kam erst jetzt zu Bewußtsein, daß er mit seinen zerwühlten Haaren und dem zerzausten Bart reichlich wild aussehen mußte. Mit beiden Händen glättete er das Barthaar. »Wir sind schließlich wegen Sophie hier …«
    »Und Wanda ist weg!«
    »Sie … Sie sind meinetwegen gekommen?« Sophies große blaue Augen sahen Kochlowsky betroffen an. »Was habe ich getan?«
    »Noch nichts!« Er atmete tief auf und hätte jauchzen mögen.
    »Sie haben erwartet, daß ich etwas Unrechtes tue?«
    Das war eine Frage, auf die man schlecht eine klare Antwort geben konnte, ohne irgendwo anzuecken.
    »Ich … ich war sehr besorgt«, sagte Kochlowsky finster.
    »Und ich habe dazu Anlaß gegeben? Oh, das tut mir leid.«
    Das war so kindlich und naiv gesprochen, daß Leo darauf nichts mehr erwidern konnte. Er griff in die Rocktasche, holte das Billet hervor und legte es auf einen kleinen Tisch in der Diele. Sophie warf einen schnellen Blick auf das Papier, errötete verschämt und drückte die Hände gegen ihre Brust.
    »O Gott …«, sagte sie leise.
    »Ich habe etwas anderes gerufen, als ich den Wisch bekam!« knirschte Kochlowsky.
    »Wie kommt das Briefchen in Ihren Besitz?«
    »Man versteckt so etwas nicht in einem Eierkorb!«
    »Und ich habe es überall gesucht …«
    »Dann muß es Ihnen ja sehr wertvoll sein!«
    »Das ist es. Es ist der erste galante Brief, den ich bekommen habe.«
    Ich werde Eugen mit Ohrfeigen zum Dichten bringen, dachte Kochlowsky finster. Wäre er nicht solch ein Faulpelz, wäre ich der erste gewesen! Was ist solch ein Zettelchen gegen ein Gedicht! Aber nein, mein Bruder rennt in der Gegend herum, bewundert die Sommerwolken und frißt pro Mahlzeit drei Teller leer! Das hört jetzt auf. Für jeden Teller einen Vers – so machen wir das jetzt, Bruder Eugen!
    »Ein nichtssagender Brief!« sagte Leo.
    »Ich liege zu Ihren Füßen … Das ist doch viel, Herr Verwalter! Man liegt mir zu Füßen! Welche Frau würde das nicht stolz machen?«
    »Eine dämliche Floskel! Die einen

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