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Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt

Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt

Titel: Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Schönheit an, sondern nur auf die Möglichkeit, sich zwischen der Stadt Pleß und dem Schloß Pleß hin und her zu bewegen.
    Jeden Abend wartete Eugen Kochlowsky schon ungeduldig und hungrig in der gemeinsamen Dachkammer, hatte den Tisch gedeckt, wärmte Fleisch und Gemüse auf, entkorkte die Flaschen und las, gewissermaßen als Tischgebet, einige markante Zeilen aus seinem neuen Roman vor, bis man sich auf das Essen stürzte. Zum Nachtisch zeigte Eugen stolz seine Tagesarbeit: die eng beschriebenen Blätter seines Werkes.
    »Das wird mein Durchbruch werden, Louis!« beteuerte er jeden Abend. »Das wird die neue Form der Literatur: Unterhaltung für das Volk, nicht nur wie bisher für die gebildeten, studierten Kreise. Keine Bücher für einen kleinen auserwählten Literaturzirkel, in dem man über jeden Satz diskutiert, sondern eine abendliche Erholung für die ganze Familie. Man sollte eine spezielle Roman-Zeitung gründen mit Lesestoff für jung und alt.«
    »Du bist und bleibst ein Spinner, Eugen«, sagte Landauer milde. »Sei froh, wenn dein Roman überhaupt von einem Redakteur gelesen wird. Wir werden immer unten bleiben, Gott weiß, warum. Meine Bilder will keiner sehen, deine Werke keiner lesen. Seien wir froh, daß es uns heute so gut geht und wir fürstlichen Rotwein trinken …«
    Von Leo Kochlowsky hörten sie nichts. Er schrieb nicht, er gab kein Lebenszeichen von sich, er war wie ausgelöscht. Nur die fürstliche Oberverwaltung hatte natürlich Kenntnis von dem, was auf dem Kartoffelgut Lubkowitz bei Ratibor passierte. Man meldete es dem Fürsten, der sagte es der Fürstin – und dabei blieb es. Nichts drang nach außen.
    Die Nachrichten aus Ratibor allerdings übertrafen alle Erwartungen.
    Schon nach zwei Tagen ging eine massive Beschwerde des Verwalters ein, des dicken Hubert Seppenthal. Gleich nach seiner Ankunft hatte Leo Kochlowsky seine Visitenkarte abgegeben. Als Seppenthal ihm eine Anweisung gab, hatte Leo geantwortet:
    »So etwas Dämliches kann auch nur einer aussprechen, der seine Hirnmasse gegen stinkenden Kartoffelbrei vertauscht hat!«
    Hubert Seppenthal gab in der Beschwerde an die fürstliche Oberverwaltung zu, sprachlos gewesen zu sein. Das wäre ihm noch nie passiert. Und er frage an, was er verbrochen hätte, daß man ihn mit Leo Kochlowsky bestrafe. Er bekam keine Antwort auf diese Frage.
    Ob Sophie Rinne an ihre Mutter geschrieben hatte, wußte die Fürstin Pleß nicht. Auf dem Postamt in Pleß war kein Brief aufgegeben worden, das meldete der Postmeister ganz untertänigst Ihrer Durchlaucht. Aber das besagte ja nichts; täglich fuhr jemand vom Personal in Urlaub und konnte einen Brief nach Gleiwitz, Breslau, Kattowitz oder Oppeln mitnehmen. Das war gar nicht zu überprüfen. Man mußte also auf eine Reaktion aus Bückeburg warten. Dort hatte die Fürstin zu Schaumburg-Lippe vielleicht leichteres Spiel. Ihr Verhältnis zu Sophies Mutter, der Frau Fuhrunternehmer Rinne, war ja über alle Maßen freundlich und vertraut.
    Aber Sophie hatte geschrieben! Ganz kurz nur, ein paar Zeilen, die so ganz anders klangen, wie es eigentlich einem sechzehnjährigen braven Mädchen geziemte.
    »Ich liebe Leo«, hatte sie in ihrer schönen, exakten deutschen Schrift geschrieben, mit einer Feder, mit der sie die Bögen in verschiedenen Stärken malen konnte. »Was Ihr alle auch denkt, was Ihr auch sagt, was Ihr tun werdet – ich bin ungehorsam, ja, ich will nicht gehorchen! Es geht um mein Leben! Ich bin in drei Wochen siebzehn Jahre alt und weiß, was ich will. Vor dieser Hochzeit hat man mich gewarnt, aber alle, die das tun, kennen Leo nicht! Liebste Mama, ich weiß, jetzt weinst Du wieder. Auch ich weine, aber ich bin nicht mehr so schwach, um alles zu erdulden. Ich will mein Leben selbst bestimmen, auch wenn Ihr, Du und Papa, mich verstoßt …«
    Die Fürstin zu Schaumburg-Lippe hat nie erfahren, daß dieser Brief in Bückeburg angekommen ist. Auch Vater Rinne bekam ihn nie zu Gesicht, der Brief wurde in einen hölzernen, mit Intarsien verzierten Kasten eingeschlossen, eine italienische Arbeit war es, die der Prinz von Nürthing-Babenhausen einmal zu Weihnachten geschenkt hatte, weil sein Pferd immer so gut mit Hafer und frischem Wasser versorgt wurde und der Schnaps in der Fuhrmannskneipe so gut gekühlt war.
    So vernahm man also erleichtert in Pleß: Sophie hat nicht geschrieben. Sie wird diese Affäre vergessen. Man hat rechtzeitig eingegriffen.
    Ende September waren die Gemälde

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