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Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt

Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt

Titel: Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Zukunft?«
    »Meine Zukunft ist Leo.«
    »Du hast das Zeug, eine der besten Köchinnen Preußens zu werden!«
    »Es genügt, wenn ich eine gute Ehefrau werden kann, Wanda. Köchinnen gibt es genug, aber nicht die Frau, die Leo braucht.« Sophie blickte zu Eugen hinüber. »Bringst du ihm zu Weihnachten das Bild?«
    Eugen nickte. »Ja, Sophie. Womit hat dieser Kerl bloß verdient, so geliebt zu werden?«
    Die Hochzeit von Jakob Reichert und Wanda Lubkenski war ein Fest, von dem in Pleß noch lange gesprochen wurde. Die Tische bogen sich unter dem Essen, so, wie es in Schlesien und im Polnischen selbstverständlich war. Eine Bauernkapelle spielte zum Tanz auf, und die Weiber kreischten bis in den frühen Morgen.
    Unvergeßlich blieb auch Jakob und Wanda Reichert, geborene Lubkenski, ihre Hochzeitsnacht. Sie hatten bis gegen drei Uhr bei den Essenden und Saufenden ausgehalten, dann hatte Wanda ihren Ehemann gegen das Schienbein getreten und ihm mit dem Kopf ein Zeichen gegeben. Während die anderen tanzten, schlichen sie sich heimlich weg und fielen sich in die Arme, als sie in ihrer neuen großen Wohnung im Remisenhaus waren. Auch wenn man schon längst miteinander geschlafen hat – eine Hochzeitsnacht bleibt immer etwas Besonderes.
    Reichert hatte gerade seine Hose ausgezogen und sauber gefaltet über eine Stuhllehne gehängt, als es draußen ans Fenster klopfte. Wanda lag schon im Bett, ganz erwartungsvolle Braut, und winkte mit beiden Händen ab.
    »Verdrückt euch!« rief Reichert und ging zum Fenster. »Sauft euch voll – aber hier ist Ruhe!«
    Es klopfte wieder. Wanda saß im Bett, drückte das Federbett gegen ihren Busen und schrie: »Hau ab, du Idiot!«
    Aber das Klopfen hörte nicht auf. Es ging in einen bestimmten Rhythmus über, und da schien es, als sträubten sich bei Reichert die grauen Haare. Er sank auf den Stuhl, über dessen Lehne seine Hochzeitshose hing, und starrte entsetzt das Fenster an. Dieses rhythmische Klopfen kannte er genau: Damit wurde er früher zu jeder Nachtzeit aus dem Schlaf getrommelt, wenn es darum ging, die Eroberung eines Mädchens zu feiern.
    »Dem Kerl werfe ich den Waschkrug an den Kopf!« schrie Wanda. Sie sprang aus dem Bett und rannte in ihrer ganzen üppigen Nacktheit durchs Zimmer.
    »Versuch es!« sagte Reichert matt. »Paß mal auf, wer da kommt.«
    Er ging hinaus, schloß die Wohnungstür auf und ließ den späten Gast ein. Wanda rannte zum Bett zurück, warf sich in die Federn und zog das Plumeau bis zum Hals. Dann riß sie den Mund auf, starrte den Ankömmling fassungslos an und begriff, warum Jakob Reichert ächzend wieder auf den Stuhl gesunken war.
    »Das ist das Allerletzte!« sagte Wanda endlich in die Stille hinein. Ihre Stimme war regelrecht rostig. »Nun versaust du uns sogar noch die Hochzeitsnacht …«
    »Du wirst Jakob kaum noch was Neues bieten!« Leo Kochlowsky setzte sich neben sie auf die Bettkante. Sein Gesicht war von der Kälte gerötet, ein paar helle Striemen zeichneten sich noch auf der Haut ab, sonst war alles bestens verheilt. Der Arzt in Ratibor hatte versichert, daß auch diese letzten Spuren des Peitschenduells verschwinden würden. Wie immer war Leos schwarzer Bart tadellos gepflegt, und der Scheitel im Haar saß messerscharf und gerade, als er die dicke Pelzmütze abnahm.
    »Warum bist du gekommen?« fragte Wanda.
    »Warum wohl?« Leo zog seinen Pelzmantel aus und ließ ihn auf den Boden gleiten. »Ich habe noch immer meine Informationen aus Pleß, auch wenn ich am Arsch der Welt lebe. Und als man mir meldete, daß mein Freund Jakob nun doch, endlich, diese Küchenpflanze Wanda heiratet, war es klar, daß ich herkommen mußte. Das bin ich meinem Freund schuldig …«
    »Leo«, sagte Reichert gepreßt. »O Leo …«
    »Ich zerfließe gleich vor Rührung!« knirschte Wanda.
    »Das wäre ein Jahresfaß voll Fett!« Kochlowsky tätschelte Wandas Wange, und erstaunlicherweise schlug sie ihm die Hand nicht weg. »Mein Geschenk liegt in der Remise. Zwei Kutschdecken aus Wolfsfell. Damit ihr auch im offenen Schlitten fahren könnt.«
    »Leo, hat dich jemand gesehen?« fragte Reichert schwer atmend. Ihn überkam ein gerührtes Heulen.
    »Kein Mensch. Jakob, ich kenne doch hier alle Schliche …«
    »In Pleß. Im Bahnhof …«
    »Ich bin vorher ausgestiegen und die letzte Strecke mit dem Schlitten gefahren. Ich hatte Bladke bestellt. Der sagt keinen Ton.«
    »Und nun?«
    »Ich habe Hunger.«
    »In der Wohnung ist nichts außer Milch und einem

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