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Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön

Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön

Titel: Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Baron von Finck trocken. »Wie steht's mit Hammerschlag?«
    »Wir besprechen uns schriftlich, per Boten, und er kommt nur in die Ziegelei, wenn ich nicht da bin. Es läuft alles vorzüglich – das ist wohl die Hauptsache. Ihre Ziegelei gehört jetzt zu den modernsten Betrieben in ganz Sachsen.«
    »Ein wirklich großer Erfolg, aber er ist mir im Grunde genommen gleichgültig.«
    »Das weiß ich. So etwas kann sich aber nur jemand leisten, der zuviel Geld hat.« Kochlowsky faßte Reckhardt am Nasenriemen, zog die Nüstern zu sich und küßte ihn darauf. Baron von Finck betrachtete das zärtliche Bild von Pferd und Reiter mit vorgewölbter Unterlippe.
    »Ich frage mich«, wurde er plötzlich sarkastisch, »wie Sie es bei so viel Liebe zum Tier fertigbrachten, bisher vier Kinder zu zeugen. Oder betrachten Sie Ihre süße kleine Frau als Stute?«
    Kochlowsky ließ Reckhardt los und drehte sich langsam um. »Auch wenn Sie Baron und mein Dienstherr sind«, antwortete er mit gefährlich dunkler Stimme, »hindert mich nichts daran, Ihnen ins Gesicht zu schlagen.«
    »Das reicht, um Sie auf der Stelle zu entlassen!«
    »Zur Kenntnis genommen.« Kochlowsky ließ Baron von Finck stehen und führte Reckhardt in den Stall. Ein solcher Auftritt war für ihn nichts Neues. Er hatte sich in den vergangenen Jahren schon so oft wiederholt, daß Kochlowsky nicht mehr gezählt hatte, zum wievielten Mal er jetzt entlassen worden war. Meistens war am Abend ein Bote des Barons mit einem hingekritzelten Zettel erschienen. »Sie Dickschädel! Machen Sie weiter!« hatte darauf gestanden. Kochlowsky hatte das Papier zerknüllt, eine Kugel daraus geformt und es Jacky, dem Spitz, zum Spielen hingeworfen.
    Diesmal war es anders. Nachdem er tief Atem geholt hatte, rief ihm von Finck nach: »Bleiben Sie stehen, Sie ungehobelter Klotz! Am Sonntag kommt Graf Douglas zu Besuch.«
    Kochlowsky blieb tatsächlich am Stalleingang stehen und blickte über die Schulter zurück. »Herr Graf? Bedauerlich, daß ich ihn nicht begrüßen kann.«
    »Genau das sollen Sie! Und ihm unsere neue Ziegelei zeigen! Douglas sitzt in der Klemme mit seinen Lübschützer Tonwerken. Seit einem Jahr … er bekommt stark zu spüren, daß man immer mehr in Beton baut. Warum merken wir das nicht?«
    »Weil Sie sich um nichts kümmern, Herr Baron.«
    »Das ist schon wieder eine Frechheit!«
    »Die Ziegelsteine machen nur noch die Hälfte unserer Produktion aus. Das meiste Geld bringen uns die glasierten Bodenplatten, die Wandfliesen und die Zierkacheln. Da laufen wir dem Beton davon – er macht die Wände, wir verkleiden sie. Aber von dieser Umstrukturierung des Werkes haben Sie ja nichts gemerkt. Allerdings kennen Sie jeden Hirsch in Ihren Wäldern.«
    »Eigentlich sind Sie ein Genie, Kochlowsky.« Baron von Fincks Empörung glättete sich. »Welchen Anteil an meinem Einkommen hat die Ziegelei?«
    »Ich schätze, über sechzig Prozent. Wenn Sie es genauer wissen wollen, müssen Sie Hammerschlag fragen.«
    »Und was sagt der dazu?«
    »Zu mir nichts. Aber er bemüht sich seit drei Jahren, die Landwirtschaft umzustellen, weg vom Ackerbau zur Obstwirtschaft. Er plant sogar eine Obstschnapsbrennerei.«
    »Das klingt sehr gut.«
    »Aber es geht ins Auge! Die Abhängigkeit vom Wetter ist zu groß. Ich würde etwas anderes machen.«
    »Natürlich! Ein Kochlowsky macht grundsätzlich etwas anderes als andere Menschen. Nur auf dem Lokus macht auch er die Knie krumm …«
    Kochlowsky ließ Reckhardt los und gab ihm einen Klaps auf die Kruppe. Das Pferd ging allein in seine Box, während er ein paar Schritte auf den Baron zuging.
    »Das ist eine gute Ebene, um weiter miteinander zu reden«, sagte er.
    »Nach fünf Jahren mit Ihnen kann ich mich durchaus dem Kochlowsky-Stil anpassen. Was würden Sie denn an Stelle von Hammerschlag tun?«
    »Auf Viehwirtschaft umstellen. Die Menschen werden in Zukunft mehr Fleisch und Milchprodukte essen. Auch der Preis für Häute und Leder wird steigen. Je mehr sich um den Städten herum die Industrie ausbreitet, um so größer wird der Konsum. Wir erleben eine gewaltige Verschiebung der Lebensgewohnheiten – und nicht mehr der Bauer ist der wichtigste Mann im Land, sondern der Arbeiter. Aber damit der Arbeiter die nötige Kraft für seine schwere Arbeit hat, muß der Bauer ihn versorgen. Herr Baron, ich würde auf Viehzucht umstellen. Mögen andere ihre Kornkammern haben, wir haben das Schlachthaus. An einem Ochsen hängt immer noch mehr dran als an

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