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Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön

Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön

Titel: Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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jämmerlichen Klepper.«
    »In Pleß hatten Sie ein eigenes Pferd?«
    »Der Stallmeister und der Leibkutscher waren Freunde von mir. Pleß hatte wunderbare Pferde, die bewegt werden mußten …«
    »Ich habe auch gute Pferde.«
    »Mit denen Baron von Üxdorf am liebsten ins Bett gehen möchte …«
    »Da haben wir es schon wieder, Kochlowsky.« Graf Douglas lächelte nachsichtig. »Das kann man doch auch anders ausdrücken. Üxdorfs ganzes Leben heißt ›Pferd‹. Das ist der Sinn seines Lebens nach seinem Abschied von der Kavallerie. Ich werde mit ihm über Sie sprechen, Kochlowsky.«
    Es war ein Versprechen, dessen Auswirkungen Graf Douglas noch gar nicht übersehen konnte. Hätte er es geahnt, würde er sich eher die Zunge abgebissen haben. Nun war also Weihnachten gekommen, die Heilige Nacht, so, wie sie sein soll: mit dicken, lautlos rieselnden Schneeflocken, mit Glockengeläute und die Nacht erhellenden Fackeln, mit Predigt und Gesang. Sophie hatte darauf bestanden, den abendlichen Weihnachtsgottesdienst zu besuchen. Außerdem, so sagte sie, müsse man aus dem Haus, damit Leo nicht schon vorher sein Geschenk zu sehen bekäme. Man könne es einfach nicht verstecken.
    Pastor Maltitz wurde vor Beginn des Festgottesdienstes von seiner Haushälterin in der Sakristei alarmiert. »Er sitzt da, in der zweiten Reihe …«, sagte sie atemlos. »Mit Frau und Kind!«
    »Wer?« Maltitz band sich gerade sein Bäffchen um.
    »Der Teufel!«
    »Der Teufel hat weder Weib noch Kind, Hanna.«
    »Kochlowsky …«
    »Du sollst Kochlowsky nicht ständig einen Teufel nennen.« Pastor Maltitz rupfte seinen schwarzen Talar gerade und warf einen Blick auf die Uhr. In zehn Minuten begann der Organist Hermann Mampe mit dem ersten Lied: ›Freut euch, ihr lieben Christen, freut euch von Herzen sehr …‹ Der große Tannenbaum neben dem Altar glitzerte schon mit seinen hundert Wachskerzen. »Ohne Vorurteil betrachtet, ist er ein armer Mensch.«
    »Er hat mich beleidigt …«, sagte Johanna Klaffen schwer atmend. »Uns hat er beleidigt. Dich und mich!«
    »Was hat er getan?« Maltitz klemmte das Evangelium mit dem Entwurf seiner Weihnachtspredigt unter den Arm.
    »Im Baugeschäft Brenner hat er gesagt: ›Sie soll die Nase bloß nicht so hoch halten, die Hanna Kläffer … Die weiß auch, wie ein Pfarrer ohne Hosen aussieht.‹« Sie schluchzte auf und wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. »Kläffer hat er gesagt. Wie zu einem Hund …«
    Das Kläffer war Maltitz weniger wichtig als die Bemerkung über seine Hosen. In der Kirche ertönte das Eingangslied, der Festgottesdienst begann. Es würde aller Sanftheit pastoraler Nächstenliebe bedürfen, um später von der Kanzel herab den Anblick Leo Kochlowskys in der zweiten Bankreihe zu ertragen.
    »Das wird sich ändern, Hanna«, sagte der Pfarrer mit starrem Gesicht. »Wie steht geschrieben? Der Gerechte muß viel leiden …«
    Trotzdem änderte Pastor Maltitz seine Weihnachtspredigt und redete aus dem Stegreif, als er Kochlowsky so nahe unter der Kanzel sitzen sah. Während der ganzen Predigt sah er nur ihn an und zeigte sogar mit ausgestrecktem Arm auf ihn, als er ausrief: »Christus wurde geboren, um den Menschen den Frieden zu bringen und daß wir jenen verzeihen, die Unfrieden unter die Menschen streuen …«
    »Er hat so schön gepredigt«, sagte Sophie am Schluß des Gottesdienstes, als alle ›Stille Nacht, heilige Nacht‹ sangen. Kochlowsky knurrte etwas Unverständliches, packte sein kleines Frauchen und sein Kind in den Holzschlitten und fuhr zurück in sein Haus am Rande der Stadt.
    »Und jetzt paß auf, Leo …«, sagte Sophie geheimnisvoll. »Jetzt siehst du dein Weihnachtsgeschenk.«
    Sie drückte Kochlowsky das Bündel mit Wanda in die Arme, schloß die Haustür auf und stieß sie nach innen. Im selben Augenblick sauste ein weißes Knäuel aus der Diele, sah Kochlowsky an und stürzte sich lautlos auf ihn. Bevor Kochlowsky überhaupt zu einer Reaktion fähig war, hatte das weiße Knäuel ihn bereits ins Bein gebissen und hing nun an seiner Hose.
    »Du verfluchtes Vieh!« schrie Kochlowsky und schüttelte das Bein. »Du verdammtes Aas!«
    »Paß auf das Kind auf!« rief Sophie entsetzt. »Laß es nicht fallen …«
    »Wo kommt die Töle her?« brüllte Leo. »Wer hat die im Haus eingesperrt? Sophie, nimm mir das Kind ab. Ich erwürge das Vieh!« Es war, als ob der Hund das verstünde. Er ließ Kochlowskys Hosenbein los, wich zwei Schritte zurück, stand im Schnee

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