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Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön

Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön

Titel: Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Wurzen, du Kochlowskysau!« Und der sonst so zurückhaltende Konfektionär Limperich drohte sogar mit der Faust. Seine Frau hing mit einem Weinkrampf an ihm.
    Zurück blieben als einzige Leo Kochlowsky und Sophie. Jetzt, da der Saal leer war, beugte sich Eugen über die Bühnenrampe. »Nun, Brüderchen«, sagte er feindlich, »bist du zufrieden mit mir?«
    »Komm runter!« schnaufte Leo. »Ich bring' dich um.« Und dann brüllte er mit voller Kraft. »Du fetter Kastrat! Weißt du, was du getan hast? Du hast mich und Sophie in Wurzen endgültig unmöglich gemacht!« Er legte den Arm um Sophie und drückte sie schutzgebend an sich. »Weine nicht, mein Frauchen«, sagte er mit bebender Stimme, »weine nicht, es wird schon irgendwie weitergehen …«
    »Warum soll ich weinen? Ich weine doch gar nicht.« Sophie löste sich aus seiner Umarmung und strich sich die blonden Haare aus der Stirn. »Was wollt ihr alle nur? Ich fand, was Eugen da vorgetragen hat, hervorragend! So war's doch bei den Huren im Dreißigjährigen Krieg! Das waren ganz arme Weiber! Warum dann die Aufregung, wenn Eugen die Wahrheit sagt?«
    Mit offenem Mund sah Leo Kochlowsky zu, wie Sophie auf die Bühne kletterte, Eugen umarmte, ihn auf beide Wangen küßte und dann laut in den leeren Saal rief:
    »Ihr seid ja alle dumm und Heuchler obendrein! Ihr Plüschmiefen!«
    »Hurra!« brüllte Eugen und warf beide Arme hoch. »Sie ist eine echte Kochlowsky geworden! Leo, du glücklichster Mann der Welt, wo gibt es noch so eine Frau, die so unsagbar zu ihrem angeheirateten Scheusal hält?«
    Es war eigentlich das erste Mal, daß sich Leo Kochlowsky völlig geschlagen abwandte und wortlos davonging. An der Saaltür holte ihn Sophie ein, hängte sich bei ihm ein, und so gingen sie stolz durch die draußen herumstehende Menschenmenge, deren Verachtung sie körperlich spürten, die ihnen aber gar nichts mehr ausmachte.
    Als letzter verließ Eugen das Hotel ›Stadt Leipzig‹ durch eine Hintertür. Regisseur Flügge hatte ihm atemlos mitgeteilt, daß draußen zehn Männer auf ihn warteten, um ihn zu verprügeln.
    »Die Kunst hatte und hat es schwer«, seufzte Eugen Kochlowsky. »Daran wird sich nie etwas ändern. Arme kommende Poeten …«
    Dann dachte er an den Rest des Abends und den morgigen Tag und kam sich sehr übel vor.

XVI
    Eugens geplanter längerer Aufenthalt bei seiner schönen Schwägerin Sophie mußte abgebrochen werden. Nicht, daß Leo seinen von der Reaktion der Wurzener Bürger empörten Bruder hinausgeworfen hätte – es war Eugen selbst, der trübsinnig sagte:
    »Ich fahre zurück, ihr Lieben. Über Leipzig nach Berlin, von Berlin nach Schlesien. Ihr habt schon Schwierigkeiten genug, da braucht ihr mich nicht auch noch zu ertragen. Ich bin nur gespannt, wie lange es Leo hier aushält. Mich wundert, daß nicht längst was passiert ist.«
    »Immerhin hat man bereits aus dem Hinterhalt auf mich geschossen …«
    »Ha! Das wußte ich nicht! Sonst hätte ich eine Ballade vom Wildschütz vorgetragen, zugeschnitten auf Wurzen!« Eugen hinkte im Wohnzimmer hin und her, keuchte kurzatmig und ließ sich dann in den Ohrensessel plumpsen. Es war ein guter, massiver Sessel, er hielt Eugens Fülle stand. Aus der Küche zog der Geruch von Braten herein, für Eugen ein Duft aus dem Paradies. »Leo, du bist erstaunlich ruhig geworden. Erschreckend brav! Fühlst du dich krank?«
    »Ich habe jetzt eine Familie. Bald sind wir zu viert.« Kochlowsky schielte zu seinem Bruder hinüber. »Wenn du jetzt sagst: ›Arme Sophie!‹, hau' ich dir eine runter!«
    »Man muß nicht alles aussprechen, was man denkt.« Er warf einen Blick auf Cäsar. Zusammengerollt lag der Dobermann mit Jacky, dem Spitz, auf einer Decke und schnarchte mit halboffenen Augen. Er fühlte sich sichtlich wohl in dieser Umgebung. »Willst du ihn hierbehalten, Leo?«
    »Cäsar? Nein! Der hat sich dir angeglichen. Der platzt eines Tages auch an Überfressung. Wann fährst du ab?«
    »Warum? Willst du dann die Bude ausräuchern lassen?«
    »Nein! Ich begleite dich zum Bahnhof.«
    »Du? Tu das nicht, Leo.«
    »Aber natürlich tue ich das.«
    »Das wirkt wie eine Provokation.«
    »Sie können mich alle kreuzweise …«
    »Das werden sie nicht … Dazu haben sie einen zu guten Geschmack. Aber du schaffst dir nur noch mehr Feinde.«
    »Das ist mir wurscht.«
    »Dir ja – aber denk an Sophie. Jeder Einkauf in Wurzen wird für sie ein Spießrutenlaufen werden.«
    »Das verkraftet sie. Sie ist hart

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