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Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön

Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön

Titel: Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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hatte Sie gewarnt, Okritz!« Üxdorf räusperte sich.
    »Es sind drei meiner besten Pferde darunter.«
    »Und wenn Sie die Araber des Königs von Marokko vorführen … Kochlowsky wird nie zugeben, daß ihm etwas gefällt!«
    »Was, zum Teufel, verlangt er denn?«
    »Wenn man das wüßte! Lassen wir uns überraschen. Ich bin gespannt, in welchem Kostüm er uns gleich gegenübertritt. Verkneifen wir uns ein Lachen …«
    Es gab nichts zu lachen, als Kochlowsky zurückkam. Er trug einen schwarzen, auf Maß und Figur geschneiderten Reitanzug aus bestem, weichem, glänzendem Tuch, dem man ansah, daß es in England gewebt war. Das Paradestück aber waren die Stiefel: Meisterwerke polnischer Schuhmacherkunst aus bestem Juchtenleder. Okritz, der etwas davon verstand, wölbte die Unterlippe vor. Üxdorf klemmte sein Monokel wieder fester.
    »Fangen wir an!« sagte Kochlowsky, als er an der Bande stand.
    »Sie haben keine Sporen«, bemerkte Okritz. »Darf ich Ihnen meine leihen?«
    »Ich brauche keine Sporen, ich reite mit Gefühl. Entweder das Pferd versteht mich, oder wir gehen auseinander.«
    »Mit wem fangen wir an?«
    »Mit keinem der neun! Würden Sie mir Ihre Ställe zeigen, Herr Okritz?«
    »Gern. Aber dort sind keine Pferde, die zum Verkauf freigegeben sind.«
    »Trotzdem. Sie interessieren mich. Wenn Ihre versteckten Pferde so hervorragend sind wie Koppel und Gebäude, gratuliere ich Ihnen.«
    Das war ein Satz, den niemand von Kochlowsky erwartet hatte. Okritz war sichtlich verwirrt, nickte, sah auch Baron von Üxdorf sprachlos und mit einem geradezu idiotischen Gesichtsausdruck an und winkte.
    »Sie … Sie werden Ihre Freude haben«, sagte er wie benommen.
    Und es war eine Freude! Kochlowsky ging durch die Ställe mit dem Wohlbehagen eines Feinschmeckers, der Bissen für Bissen zu sich nimmt. Er streichelte den wunderschönen Hengsten die geblähten Nüstern, und die Art, wie er das tat, verriet Okritz, welch ein Pferdekenner dieser Kochlowsky war. Bei den Stuten blieb Kochlowsky besonders lange stehen und betrachtete sie geradezu verliebt.
    »Ich beneide Sie, Herr Okritz«, sagte er einmal. »Das ist eine andere Lebensaufgabe, als gebrannte Ziegel zu verkaufen …«
    Okritz' Herz begann zu klopfen. Er sah plötzlich einen völlig anderen Kochlowsky – zwischen den Pferden war ein weicher Mensch mit einer sanften Seele. Allein das zu sehen war ein Erlebnis.
    In einer Box neben dem Verkaufsstall stand Kochlowsky dann einem Pferd gegenüber, das ihn mit großen Augen anfunkelte. Ein herrliches, kräftiges Pferd mit einem dunkelroten Fell und einer Blässe, die wie ein Kreuz auf der Stirn lag. Der Körperbau war von wunderbarem Ebenmaß, die Muskeln verrieten ausdauernde Kraft, die Hinterhand mit dem gut ausgebildeten Sprunggelenk und dem kräftigen Unterschenkel – der Fachmann sagt dazu Hose – bewiesen seine Eignung zum Springpferd.
    Kochlowsky betrat die Box. »Vorsicht!« schrie Okritz auf. »Zurück! Kommen Sie sofort heraus!«
    Kochlowsky blieb neben dem Pferd stehen. Es sah ihn aus kalten Augen an.
    »Wer ist denn das?« fragte er.
    »Reckhardt von Luisenhof.« Okritz stand plötzlich der Schweiß auf der Stirn. »Kommen Sie sofort zurück.«
    »Warum?«
    »Der Kerl ist ein Satan! Er hat schon vier Stallburschen umgetreten, von den Bissen gar nicht zu reden! Ich bitte Sie …«
    Okritz blieb außerhalb der Box. Auch Üxdorf ging sofort drei Schritte zurück.
    »Und warum ist er so?« fragte Kochlowsky.
    »Das fragen wir uns auch! Seit der Kastration spielt er verrückt.«
    »Verständlich. Ich verliere auch nicht gern so wichtige Teile!« Kochlowsky grinste breit, tippte dem herrlichen Wallach auf die Nüstern und pfiff durch die Lippen, als dieser sofort die Zähne bleckte. Aber er schnappte nicht zu. »Was machen Sie mit ihm?«
    »Er sollte verkauft werden – aber wer nimmt ihn schon? Kein Reiter hat sich bei ihm länger als fünf Minuten im Sattel gehalten.« Okritz hob die Schultern. »Ich weiß noch nicht, was mit ihm geschehen soll.«
    »Reckhardt ist Ihr schönstes Pferd! Ein wunderbarer Bursche!«
    »Ich weiß! Aber dennoch bleibt er ein Treter und Beißer.«
    »Er gefällt mir! Herr Baron, was meinen Sie, paßt er nicht zu mir?« Kochlowsky kam aus der Box und lehnte sich gegen den Stützbalken.
    Üxdorf lächelte etwas schief.
    »Sie wollen doch wohl nicht behaupten, daß Sie dieses Biest reiten können …«
    »Machen Sie's vor, Herr Baron? Als alter Kavallerieoffizier …«
    »Ich warne Sie,

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