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Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön

Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön

Titel: Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Kochlowsky heute nicht wie gewohnt der letzte war, der die Ziegelei verließ, sondern sich schon eine halbe Stunde vor Arbeitsschluß auf sein Pferd schwang und wegritt.
    Irgend etwas ist passiert, dachte der kleine, dicke Plumps. Warum war Dr. Brenneis hier gewesen? Hat Frau Kochlowsky eine Fehlgeburt gehabt? Du lieber Gott, dann muß Berta sofort zu ihr, muß sie trösten und ihr helfen. Wir haben ja nicht nur zehn lebende Kinder, wir haben auch vier Fehlgeburten hinter uns. Wir haben Erfahrung … Jetzt endlich können wir uns Kochlowsky gegenüber ein wenig dankbar zeigen. Er soll sehen, daß ihn nicht alle hassen.

XX
    Am Portal von Schloß Amalienburg empfing natürlich Emil Luther, der Kammerdiener, seinen ärgsten Feind Kochlowsky. Schon als er die Allee hinunterritt, hatte man auch den Haushofmeister alarmiert, der seinerseits den Grafen benachrichtigte. Douglas nickte nur. Kochlowsky sollte nur kommen.
    »Zum Grafen!« brüllte dieser, als er vom Pferd stieg und die Treppenstufen hinaufrannte. »Lakaienseele, melde mich an!«
    »Der Herr Graf erwartet Sie bereits«, antwortete Emil Luther steif.
    »Woher weiß er denn, daß ich komme?«
    »Personen wie Ihnen fliegt ein Schwefelgeruch voraus …«
    Luther öffnete das Portal, und Kochlowsky stürmte in die Schloßhalle. Dort stand der Haushofmeister und zeigte auf die Tür der gräflichen Bibliothek.
    Kochlowsky nahm seinen flachen Reitzylinder ab, klopfte artig an die Tür und trat ein. Graf Douglas saß wie immer hinter seinem großen Schreibtisch, diesmal im grünen Jagdrock, und sah Kochlowsky mit ernster Miene entgegen.
    »Gut, daß Sie von selbst kommen, Kochlowsky«, sagte er mit seiner ruhigen Stimme, »ehe ich Sie zu mir zitiert habe! Machen wir es kurz: Ich brauche keine Erklärungen. Der Zustand meines Försters ist mir bekannt und auch, wer ihn verursacht hat. Mich interessieren jetzt keine Beweggründe, Kochlowsky, und wenn sie noch so zwingend sein mögen. Man kann Meinungsverschiedenheiten in vielfältiger Form austragen – aber nicht so. Einmal wurde schon auf Sie geschossen … Was passiert erst, wenn man in Wurzen erfährt, wie Sie den Förster Cranz zugerichtet haben – und man wird es sehr schnell erfahren! –, daran wage ich gar nicht zu denken. Kochlowsky, ich muß auf Ihre – zugegeben wertvolle – Mitarbeit verzichten.«
    »Sie schmeißen mich raus, Herr Graf?« fragte Kochlowsky leise.
    »So kann man es auch nennen.«
    »Zum nächsten Ersten?«
    »Sie haben drei Monate Kündigungsfrist …«
    »Darauf verzichte ich. Ich gehe sofort.«
    »Der Kochlowskysche Stolz!« Graf Douglas lehnte sich in seinem geschnitzten Sessel zurück. »Wo wollen Sie denn hin?«
    »Es wird sich auf der Welt ein Platz für uns finden lassen.«
    »Das stimmt. Aber wohin Sie auch kommen, Kochlowsky, überall wird es wie hier sein. Sie ziehen die Feindschaft der Menschen an wie Blütenduft die Bienen. Wo soll das nur enden?«
    »Nicht in Wurzen!« Kochlowsky nahm die Hacken zusammen. »Kann ich gehen, Herr Graf?«
    »Nein! – Kennen Sie Herzogswalde?«
    »Bedaure, Herr Graf.«
    »Herzogswalde liegt südwestlich von Dresden, zwischen Meißen und Freiberg. Dort, am Rande des Tharandter Waldes, liegt das Gut von Baron von Finck, mit dem ich befreundet bin. Außerdem besitzt er auch noch eine große Ziegelei. Ich werde Sie meinem Freund weiterempfehlen.«
    »Untertänigsten Dank, Herr Graf.«
    »Ich tue es nicht für Sie, Kochlowsky, ich tue es für Ihre arme, kleine, hübsche Frau. Und für Ihre unschuldigen Kinder. So, jetzt können Sie gehen.«
    Kochlowsky machte eine Kehrtwendung und verließ die gräfliche Bibliothek. In der Halle sah ihm der Haushofmeister grinsend entgegen. Auch Kammerdiener Emil Luther schien guter Stimmung zu sein. So dick können keine Schloßmauern sein, als daß das Personal nichts mitbekäme.
    »Mein Vater war ein Wandersmann«, sang Luther hämisch, »und mir steckt's auch im Blut …«
    Kochlowsky setzte seinen Reitzylinder auf und stieß das Portal auf, bevor es der Diener aufreißen konnte.
    »Du beschissenes Loch!« sagte Kochlowsky dröhnend. »Ha! Tut die frische Luft gut nach eurem Gestank …«
    Langsam ritt er nach Hause, umrundete mit seinem Pferd Haus und Garten und betrachtete alles mit einer leisen Wehmut. Die Obstbäume hatten gut angesetzt, die Sonnenblumen wiegten sich im leichten Abendwind, Salat und Gemüse standen prächtig, der Blumengarten war ein buntes Blütenmeer.
    Vorbei das alles, dachte er. Für immer

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