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Kochwut

Titel: Kochwut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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allein sind, kommt er hin und wieder mal zum Essen zu uns. Meine Tochter ist eine sehr gute Köchin, wissen Sie.«
    Hilde wehrte ab.
    »Na ja, ich koche ganz gern, und Pierre ist von Berufs wegen an allen Küchen interessiert, auch an der schleswig-holsteinischen Landesküche, und die kann er hier bei uns studieren.«
    Das Geräusch kochenden Wassers kam vom Herd herüber und dann hörte man kurze, dumpfe Schläge.
    »Entschuldigung!«
    Hilde sprang auf, lief zum Herd, nahm den Deckel vom Topf, in dem die Puddingform tanzte, und stellte die Flamme kleiner.
    »Was wird das denn da Schönes?«, fragte sie der große Kripobeamte, als sie an den Tisch zurückkam.
    »Ein Großer Hans«, sagte Hilde etwas irritiert.
    »Ach! Kenn ich von meiner Schwiegermutter. Schmeckt sehr gut. Machen Sie den auch immer mit Weißbrot und Reismehl?«
    »Nein, nur mit Grieß.«
    Der Kommissar nickte verständig, und Hilde lächelte ihn an. Irgendwie ein komischer Typ, dachte sie, aber nicht unsympathisch.
    »Auf jeden Fall ist er ein sehr fleißiger Mann, freundlich, höflich. Er arbeitet viel«, nahm Hinrich Dierksen die Frage nach Pierre Lebouton wieder auf. »Ich finde die Abende mit ihm immer sehr anregend. Er kann viel erzählen, und hier passiert ja sonst nicht viel. Normalerweise jedenfalls.«
    »Pierre ist außerdem ein sehr sozial eingestellter Mensch«, fügte Hilde hinzu. »Die Jungs, die bei ihm eine Ausbildung machen, sind oft Problemfälle, die nirgendwo anders klargekommen sind. Sie haben ihre Ausbildung abgebrochen, manche sind auch schon mit dem Gesetz in Konflikt gekommen. In 90 Prozent der Fälle aber bleiben sie bei Pierre am Ball, und alle finden hinterher einen Job.«
    Die Türklingel ertönte, und Hilde entschuldigte sich und ging, um zu öffnen.
    »Draußen steht ein Kollege von Ihnen«, sagte sie, als sie wieder zurückkam. »Sie möchten bitte beide sofort kommen.«

     
    Als Angermüller eintrat, schlug ihm ein würziger Geruch von heißem Öl und exotischen Gewürzen entgegen, und er hörte zugleich lauten Beifall. Ein junges Mädchen mit einem kleinen Mikro vor dem Mund, Knopf im Ohr und verkabeltem Akkukästchen an der sehr engen Jeans, bedeutete ihm, leise zu sein, und führte ihn an einen Platz an der Seite. Beifall brandete auf. Gerade hielt Alix Blomberg einen Teller mit einer kunstvoll arrangierten Speise in die Kamera und seufzte:
    »Oh, sieht das wieder lecker aus!«
    Der Kommissar konnte nicht erkennen, was sich auf dem Teller befand, und es dauerte einen Moment, bis er bemerkte, dass über ihm ein großer Monitor hing, auf dem er das Geschehen vorn an der großen Küchenzeile genau verfolgen konnte. Jansen war hinter den Kulissen geblieben. Er versuchte, Verstärkung anzufordern. Angermüller war sofort hierher ins Studio geeilt, wo die zweite Aufzeichnung der Show kurz vor dem Ende stand. Zum Kreis der Verdächtigen gehörten zuerst die Mitwirkenden auf und hinter der Bühne, denn keiner, der nicht ausdrücklich befugt war, gelangte in die Hinterräume des Studios. An den jungen Männern in den schicken Anzügen, die sich breitbeinig vor Türen und Gängen postiert hatten, kam mit Sicherheit niemand ungesehen vorbei.
    Angermüller sah sich in den stufenartig wie in einer Arena angebrachten Sitzreihen um. Ein blondes Mädchen, das mit seinem Freund direkt hinter ihm saß und das er sich eher als Gast in Hamburgerbratereien als am heimischen Herd vorstellen konnte, zischte aufgebracht: »Mann ist die eklig, die Blomberg, diese geliftete Kuh!«
    Damen und Herren im Rentenalter, auffällig viele Gruppen junger Mädchen oder reiferer Damen, einzelne junge Männer, Paare aller Altersklassen und auch ein paar zwölf-, dreizehnjährige Kinder drängten sich auf den unbequemen Bänken.
    »Ja, Alix, des glaub ich, dass du des magst!«
    Der Mann in der Kochjacke umfasste die schlanke Taille der Moderatorin und lächelte ölig in die mittlere der drei Kameras. Die Kamera rechts übernahm, der mittlere Kameramann wechselte rückwärts gehend seine Position und schmiss dabei fast den Kabelträger um, der gebückt direkt hinter ihm stand.
    »Des weiß doch a jedes Kind«, sagte der Koch mit seinem österreichischen Akzent zu Alix Blomberg, »dass ein Spargel gut für die Liebe ist!«
    Die Damentruppe neben Kommissar Angermüller kreischte entzückt auf, das Publikum klatschte enthusiastisch. Lebouton und ein Kollege auf der Bühne spendeten lahmen Pflichtbeifall und schauten eher gelangweilt, die beiden Kandidaten

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