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Kochwut

Titel: Kochwut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Freudentränen zeigte sie den Zuschauern ihr zuckersüßes Lächeln und warf noch eine letzte Kusshand.
    »Oder der charmante Claudio?«
    Auch wenn der junge Mann etwas zerknirscht aussah, hielt er beidhändig seine zum Victoryzeichen aufgestellten Finger tapfer hoch.
    »Es bleibt also spannend. Wir sehen uns wieder am nächsten Freitagabend. Bis dahin: Genießen Sie das Leben – aber bleiben Sie uns bitte treu!«
    Die Musik wurde lauter, das Publikum hörte auf zu klatschen und erhob sich von seinen Sitzen. Auch Angermüller stand auf. Das junge Pärchen hinter ihm kommentierte das Ergebnis.
    »Na ja«, stichelte das Mädchen, »wenn erst mal die olle Graflinger wieder in der Jury dabei ist, fliegt die dicke Lilo mit ihrer unmöglichen Brille sowieso raus. Die Graflinger lässt doch keine Frau gewinnen!«
    »Meinst du?«, fragte ihr Freund zweifelnd.
    »Die Graflinger ist eine echte Zicke. Die kann ich überhaupt nicht ab. Die hat immer was zu meckern!«
    »Ja, das stimmt, und was sie selbst so zusammenrührt – ich weiß ja auch nicht. Aber sie sieht halt ganz gut aus.«
    »Was, die findest du gut? Die mit ihrem Pferdegebiss?«
    Angermüller hörte die Antwort des Freundes nicht mehr. Die meisten Zuschauer strömten nach vorn zur Küchenzeile, in der Hoffnung, ein Häppchen von den Gerichten der Kandidaten und der Meisterköche abzubekommen. Mit diesem Gedrängel hatte der Kommissar nicht gerechnet. Er arbeitete sich mühsam durch die Leute bis zu Pierre Lebouton und bedeutete ihm, dass er ihn dringend sprechen müsse.

     
    »Sind Sie wahnsinnig? Wie stellen Sie sich das vor, die Show ausfallen lassen?«
    Der Kommissar und der Starkoch standen sich in der Küche des Kavaliershauses gegenüber. Angermüller kam erst einmal nicht zu Wort.
    »Soll ich die ganzen Leute, die Monate, manchmal Jahre auf ihren Zuschauerplatz gewartet haben, etwa wieder nach Hause schicken? Und das Team? Wer zahlt mir für den Ausfall? Wissen Sie, was das kostet?«
    Lebouton sprach leise und versuchte, seine Erregung zu verbergen, doch sein Gesicht wurde immer blasser, und der Kommissar spürte deutlich die unterdrückte Wut seines Gegenübers.
    »Wieso überhaupt? Warum soll plötzlich die dritte Aufzeichnung nicht mehr stattfinden können?«
    Angermüller ließ den Meisterkoch nicht aus den Augen, als er ihm sagte: »Weil es eine neue Entwicklung gibt. Eine Ihrer Kolleginnen wurde außer Gefecht gesetzt.«
    »Bitte? Was meinen Sie?«
    »Maja Graflinger befindet sich mit einer schweren Vergiftung auf dem Weg in die Klinik nach Eutin.«
    Lebouton, der stehen geblieben war, um zu zeigen, dass er Besseres zu tun hatte, als sich mit den Fragen dieses lästigen Kriminalbeamten zu beschäftigen, zog einen Stuhl heran und setzte sich langsam.
    »Was ist los? Maja vergiftet? Sie ist doch erst vor zwei Stunden hier angekommen! Also ist es hier passiert?«
    »Wir nehmen es an. Die Maskenbildnerin hat sie in der Garderobe gefunden. Sie hat erbrochen, Lähmungserscheinungen am ganzen Körper und Probleme mit der Atmung. Die Notärztin meinte, ihr Zustand sei ernst, und konnte noch nicht sagen, ob sie durchkommt.«
    »Mein Gott!«
    Für einen Moment wirkte Lebouton echt verzweifelt, doch er hatte sich schnell wieder im Griff.
    »Trotzdem – ich sehe nicht ein, dass wir die dritte Aufzeichnung nicht über die Bühne kriegen.«
    »Stand denn schon lange fest, dass Frau Graflinger heute dabei sein würde?«
    »Erst seit gestern Abend. Da hat mich die Regieassistentin angerufen, weil der Alois überraschend heute Abend in Wien einen Interviewtermin für seine neuen Fertigsuppen hat. So was geht vor, das ist ja klar. Die Regieassistentin hat vorgeschlagen, die Maja zu fragen, weil die immer gern einspringt. Und ich war einverstanden. Maja hat sofort zugesagt.«
    »Es wussten also nur Sie drei von diesem Wechsel?«
    »Ich denke schon.«
    »Wann haben Sie heute Frau Graflinger gesehen?«
    »Gar nicht. Sie wissen doch am besten, dass ich reichlich zu tun habe und mir mehr Leute meine Zeit stehlen, als mir lieb ist!«, sagte Lebouton gereizt und warf wieder einen Blick auf seine Uhr. »Eigentlich muss ich mir jetzt Gedanken machen über die nächste Aufzeichnung!«
    Angermüller sah sein Gegenüber erstaunt an und wollte Einspruch erheben, doch Lebouton nahm ihn gar nicht wahr, sondern sprang plötzlich auf.
    »Aber ja! Das ist doch eine hervorragende Idee: Anatol wird einspringen, das Publikum findet so was toll, eine Premiere mit einem jungen Talent

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