Kochwut
sozusagen, und der Junge freut sich bestimmt! Das ist genial!«
»Herr Lebouton, es gibt noch ein paar andere Probleme auf der Welt neben Ihrer Kochshow! Wir sind immer noch dabei, den Tod Ihres Partners aufzuklären, und jetzt ist ein neuer Fall dazugekommen. Wir müssen alle befragen, die Zugang zu dem Bereich hinter der Bühne haben, wir müssen …«
»Wissen Sie was?«, unterbrach ihn Lebouton aufgebracht. »Maja wird vergiftet, während die Polizei sich bei uns im Haus aufhält, und auf Sie und Ihre Truppe soll ich Rücksicht nehmen? Das ist doch lächerlich!«
Als Angermüller widersprechen wollte, machte er nur eine wegwerfende Handbewegung.
»Was ich sage, stimmt doch! Ihre Anwesenheit hat nichts verhindern können! Und außerdem: Christian erstochen, Maja vergiftet – wann trifft es den Nächsten? Was, wenn eigentlich jemand ganz anderer gemeint war? Was, wenn der Täter eigentlich mich gemeint hat? Schließlich bin ich der Prominenteste von allen!«
»Das werden wir alles abklären«, sagte Angermüller ruhig, »nur müssen wir dazu auch richtig arbeiten können.«
Der Starkoch fixierte den Kommissar für einen Moment mit seinen hellen Augen.
»Auch ich will nur meine Arbeit machen, Herr Kommissar. Vielleicht können wir ja einen Kompromiss finden«, meinte er dann etwas ruhiger. »Wir verlängern die Pause um eine Stunde, wegen technischer Probleme im Studio, die nächste Zuschauerschicht kann im Torhaus-Restaurant auf unsere Kosten à la carte essen, und Sie haben dann zwei Stunden Zeit, das Team zu befragen. Aber bitte kein Aufsehen! Die Zuschauer dürfen nichts davon mitkriegen. Einverstanden?«
»Schaffen Sie das denn, dass keiner vom Team quatscht?«
»Ich habe meine Leute im Griff, Herr Kommissar!«
Natürlich löste die Nachricht von Maja Graflingers Vergiftung im gesamten Team Entsetzen aus, saß doch der Schock über den Mord an Christian von Güldenbrook noch allen in den Knochen. Aus Lübeck waren inzwischen noch vier Kolleginnen und Kollegen aus der Bezirkskriminalinspektion eingetroffen, und man hatte sich auf verschiedene Räume verteilt, wo man jeweils einzeln die Zeugen befragen konnte. Außer den drei an der Entscheidung Beteiligten gaben alle Mitwirkenden vor und hinter den Kulissen der Show an, erst am Morgen erfahren zu haben, dass sich die Zusammensetzung der Juroren bei der letzten Aufzeichnung am Nachmittag ändern und Maja Graflinger dabei sein würde.
Niemand hatte mit Maja Graflinger nach ihrem Eintreffen auf Güldenbrook länger gesprochen. Nur die Maskenbildnerin, eine schmale Mittzwanzigerin, hatte Kontakt zu ihr gehabt. Die junge Frau war neu hier und wusste noch nicht um die Besonderheiten ihrer Klientel. Maja Graflinger war sehr eigen und bestand darauf, sich selbst für ihren Auftritt zu schminken, was zu einer längeren Diskussion der beiden geführt hatte. Schließlich hatte die Maskenbildnerin sie allein in der Maske zurückgelassen. Als sie nach ungefähr einer Dreiviertelstunde zurückkam, hatte sie die Köchin gefunden, immer noch vor dem Spiegel sitzend, mehr tot als lebendig, und sie hatte sofort Hilfe herbeigerufen. Jetzt hockte sie, ziemlich geschockt von diesem Erlebnis, blass und stumm in einer Ecke, hielt sich an einer Tasse Tee fest und wartete auf ihren nächsten Einsatz. Ihren Schminkkoffer hatte sie neben sich stehen, da der Maskenraum von der Spurensicherung bearbeitet wurde und gesperrt war.
Auch Grit Fischer sah nicht gut aus. Ihre Lider flatterten, und sie wirkte noch nervöser als am Morgen. Ein ums andere Mal schüttelte sie den Kopf und betonte, dass sie es einfach nicht glauben konnte, was da mit Maja Graflinger passiert war.
»Hoffentlich kommt sie durch! Und ich habe vorgeschlagen, dass sie den Alois heute ersetzen soll! Außerdem: Wer ist der Nächste? Womöglich geht hier ein irrer Serientäter um!«
»Frau Fischer, erstens sind wir ja vor Ort, und bisher ist kein direkter Zusammenhang zwischen den beiden Fällen zu erkennen. Außerdem ist ja Frau Graflinger am Leben, und die Ärzte versuchen ihr Möglichstes«, beruhigte Angermüller die Regieassistentin, die unaufhörlich mit Zigarettenpackung und Feuerzeug hantierte, nachdem ihr das Rauchen untersagt worden war.
»Und ich hab sie gestern Abend angerufen, ob sie kommen kann. Und sie hat sich sogar noch gefreut, heute dabei sein zu können. Oh Gott, die Arme!«
»Haben Sie Maja Graflinger heute gesehen, als sie hier ankam?«
»Ich konnte ihr nur kurz mal zuwinken, als
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