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Kochwut

Titel: Kochwut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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andere Erfahrung hatte er bei seinem letzten Besuch in Oberfranken gemacht, die ihn damals fast an seiner Professionalität als Kriminalbeamter zweifeln ließ. Doch schließlich war er zu dem tröstenden Schluss gekommen, dass er daraus nur lernen konnte und ihm ein derartiger Fehler sicherlich nicht noch einmal unterlaufen würde.
    Mit der Entscheidung für seinen Beruf war er nach wie vor zufrieden, auch wenn Johanna, seine strenge, hanseatische Schwiegermutter, es nicht verwand, dass ihr Schwiegersohn wahrscheinlich nie über die Position eines Kriminalhauptkommissars hinauskommen würde. Er hatte sich mittlerweile an ihre Sticheleien gewöhnt und versuchte, sie zu ignorieren, was ihm mal mehr, mal weniger gut gelang. Nicht gewöhnen konnte er sich bisher an die Probleme, die sein berufliches Engagement zwischen Astrid und ihm immer wieder, und in letzter Zeit immer stärker, hervorrief. Die Zwillinge waren mit ihren 13 Jahren eigentlich aus dem Gröbsten heraus, seiner Meinung nach. Doch Astrid sah das ganz anders, und wenn er ihre übermäßige Fürsorglichkeit kritisierte, sprach sie ihm jegliches Recht auf Kritik ab.
    »Du bist doch nie da. Du weißt doch gar nicht über den Alltag der Mädchen Bescheid. Warst du im letzten halben Jahr auf einem Elternabend? Kennst du die Freunde und Freundinnen von Judith und Julia? Weißt du überhaupt, dass es auch an ihrer Schule Jugendliche mit Drogenproblemen gibt?«
    Bis auf die letzte Frage, deren Antwort ihm aus beruflichen Gründen geläufig war, konnte er die anderen nur mit Nein beantworten.
    »Du denkst immer, wenn du einmal im Monat deine Spezialpfannkuchen für die beiden backst und alle halbe Jahr mal mit ihnen ins Kino gehst, hast du deiner Elternpflicht Genüge getan. Aber du bist oft nicht da, wenn sie dich wirklich brauchen. Und was am allerschlimmsten ist, du kommst zu spät, wenn du etwas zugesagt hast, du hältst Absprachen nicht ein, du vergisst einfach, was du versprochen hast. Von gerecht aufgeteilten Pflichten im Haushalt will ich gar nicht erst anfangen! Und ich muss permanent versuchen, deine Unzuverlässigkeit abzufedern, immer muss ich für dich mitdenken und organisieren. Und ich mach das auch. Schon ganz automatisch! Darüber ärgere ich mich am meisten!«

     
    »Na Georg, endlich mal ein Fall nach deinem Geschmack, was?«
    Der leitende Kriminaldirektor lachte selbstzufrieden und schlug Angermüller kumpelhaft auf die Schulter.
    »Ich weiß nicht so recht. Ein Toter durch einen Stich ins Herz und eine vergiftete Köchin, die knapp überlebt hat – was soll daran nach meinem Geschmack sein?«, fragte Angermüller missmutig zurück und nahm einen Schluck von dem heißen Kaffee, den er sich vom Automaten geholt hatte. Der schmeckte zwar nicht, aber auf ein kaltes Getränk hatte er bei diesem Wetter erst recht keine Lust.
    Der Chef hatte ihm überhaupt nicht zugehört und schwärmte: »Sternemenüs, Meisterköche, Kochshow – das ist doch genau deine Welt, du Kochkünstler!«
    »Mmh«, machte Angermüller nur und sah sich um. Sämtliche ermittelnde Teams hatten sich inzwischen im Besprechungsraum versammelt. Kollege Niemann, der Spezialist im Aktenführen, und auch der Staatsanwalt waren eingetroffen.
    »Entschuldige, da drüben ist Lüthge. Ich hab mit dem was zu besprechen.«
    Der Kriminalhauptkommissar ließ seinen obersten Chef stehen und ging hinüber zu Staatsanwalt Erik Lüthge.
    »Tut mir leid«, entschuldigte sich der, »ich hab’s nicht geschafft, heute auch nach Güldenbrook zu kommen. Ich hatte eine Verhandlung, und dank so eines Konfliktanwalts, dem immer wieder was Neues einfiel, zog sich das elend lange hin. Ihr Kollege Niemann hat mir das Wichtigste in Kurzfassung mitgeteilt.«
    »Kein Problem. Es gab am Tatort ohnehin nichts Spektakuläres. Leider auch keine signifikanten Spuren. Ameise hat auch schon über den sauberen Tatort gemeckert, das wird er bestimmt selbst noch erzählen. Ansonsten warten wir auf die Ergebnisse aus der Rechtsmedizin.«
    Erik Lüthge war ein paar Jahre jünger als Angermüller und ein fähiger und entscheidungsfreudiger Typ. Die Zusammenarbeit mit ihm war erfreulich unkompliziert, was nicht unbedingt die Regel war. Eigentlich sollten Staatsanwaltschaft und Ermittler immer am selben Strang ziehen, doch manchmal standen Kompetenzgerangel und falsche Eitelkeiten einer produktiven Zusammenarbeit im Wege. Auch diese Erfahrung hatte Angermüller hin und wieder gemacht, doch gemeinsam mit Lüthge hatte er

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