Kochwut
schon so manche Fälle erfolgreich abschließen können.
Angermüller wollte dem Staatsanwalt einen Vorschlag machen. Er und Jansen waren zu dem Schluss gekommen, dass es hilfreich sein könnte, genau über die Vermögensverhältnisse von Pierre Lebouton Bescheid zu wissen. Der Kommissar stellte Lüthge seine Beweggründe dar und schlug vor, beim Ermittlungsrichter einen Beschluss auf Freigabe der Kontendaten Leboutons und seiner Firmen zu erwirken.
»Kein Problem, bin ich mit einverstanden. Ich versuche gleich, den zuständigen Richter zu erreichen. Und sonst? Glauben Sie, zwischen beiden Fällen besteht eine Verbindung?«
»Bisher haben wir nicht viel Verwertbares. Vom Gefühl her würde ich sagen, eher nicht. Außer dass die beiden Opfer irgendwie mit Lebouton und seinen Tätigkeiten zusammenhängen und dass beide Taten wohl auf Güldenbrook verübt worden sind, gibt es bis jetzt erkennbar keine weitere Verbindung.«
»Na gut. Dann warten wir ab, was unsere Runde jetzt bringt.«
Bis alle Ergebnisse der Soko Gutshof – so hatten sie sich auf Anja-Lenas Vorschlag genannt – referiert waren, dauerte es weit über eine Stunde. Andreas Meise hatte für die Kriminaltechnik einen kurzen Zwischenbericht gegeben und die Kommissariatsrunde gleich gewarnt, dass aus seiner Abteilung wenig Erhellendes kommen würde.
»Natürlich sind wir noch bei der Auswertung von Fingerabdrücken in der Umgebung, auch ein paar Faserspuren haben wir, aber da gibt’s reichlich von ’ner Menge Leuten, die dort im Lager regelmäßig herumspringen. Klar ist nur, bei der Tatwaffe handelt es sich um ein extrem scharfes, dünn geschliffenes Messer aus japanischer Produktion. Das ist bis jetzt das einzige Objekt auf unserer Asservatenliste, das eindeutig der Tat zuzuordnen ist.«
Meise hielt eine durchsichtige Plastiktüte hoch, in der ein Messer mit einer auffällig langen, schmalen Klinge zu erkennen war.
»Es sieht wie ein Ausbeinmesser aus, würde ich sagen«, warf Angermüller ein. »Die sind sehr teuer, diese Dinger, richtig gutes Profiwerkzeug.«
»Ja, das glaub ich, dass dir als Hobbykoch so was gefallen würde. Wir haben uns in der Küche im Kavaliershaus auf Güldenbrook umgesehen, da gibt es noch eine ganze Sammlung von Messern dieses Fabrikats in den verschiedensten Formen und Größen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit stammt die Tatwaffe aus diesem Bestand. Und für seinen Zweck hat sie der Täter oder die Täterin jedenfalls perfekt ausgewählt. Schmidt-Elm meinte, es war wohl nur ein einziger, sauberer Stich nötig, um den Mann zu töten. Fingerabdrücke auf der Tatwaffe leider nur vom Opfer. Natürlich sind am Tatort einige Leute aus und eingegangen, im Vorratsraum und in der Kühlzelle, aber signifikante Spuren gibt es nicht. Soweit wir das bisher sehen, gab es keinen Kampf, auch keine Spuren, die auf einen Transport des Opfers hindeuten. Die Tat wurde an Ort und Stelle verübt. Das kann für einen dem Toten bekannten, ortskundigen Täter sprechen, muss aber nicht. Wichtig ist vielleicht, dass sich niemand durch Einbruch Zugang verschafft hat, aber der Täter kann mit dem Opfer auch verabredet gewesen sein. Das war’s von unserer Seite. Ich würde auf jeden Fall für das Restaurant auf Güldenbrook eine Empfehlung aussprechen, zumindest die Vorratsräume dort sind von peinlicher Sauberkeit. Ich drück euch die Daumen, dass der Bericht unseres charmanten Rechtsmediziners etwas mehr Aufschluss gibt.«
»Danke, Andreas.«
Nach dem Kriminaltechniker meldete sich Thomas Niemann zu Wort, der in bewährter Manier die Akte zu dem Fall führte. Bei ihm liefen alle Informationen zusammen. Er war ein Fuchs am Computer und schien außerdem ein fotografisches Gedächtnis zu besitzen, denn er erinnerte sich oft an Details, Nebensächlichkeiten, die er nur einmal kurz in einer Datei, auf einer Website oder in einer Akte gesehen hatte. Er war absolut zuverlässig und gewissenhaft, ihm entging so leicht nichts. Außerdem liebte er seinen Job, wenn der Fall Konturen annahm und aus den vielen unterschiedlichen Informationen langsam ein Ganzes wurde. Wahrscheinlich war seine Leidenschaft für diese Puzzlearbeit auch die Grundlage seines Erfolges.
»Ich hab bei Inpol den Pächter Kalle Mientau abgefragt, von dem Anja-Lena sagte, der sei so ein Hochdrucktyp, und siehe da, bingo: Der ist schon verurteilt worden wegen Totschlags. Das war vor 18 Jahren. Mientau hat seine Strafe abgesessen und ist wegen guter Führung früher entlassen
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