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Kochwut

Titel: Kochwut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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räumte das Geschirr aus dem Wohnzimmer, holte dann noch die Weinflasche und löschte das Licht. Der Klang der sich schließenden Gartenpforte war zu hören und gleich darauf ein kurzes Lachen. Georg blieb im dunklen Zimmer stehen und sah aus dem Fenster. Er erhaschte gerade noch einen Blick auf Astrid und Martin, wie sie auf die Haustür zustrebten, dann verdeckte ihm die große Thujahecke die Sicht. In der Annahme, seine Frau gleich im Flur begrüßen zu können, brachte er die Weinflasche in die Küche und setzte sich wartend an den Tisch, aber niemand kam.
    Nach einer Weile stand er auf und ging zurück in den Flur. Leise hörte er Astrid und Martin draußen reden. Zu verstehen war zwar nichts, aber er kam sich trotzdem irgendwie komisch vor, wie er da so auf der anderen Seite der Tür stand, wie ein heimlicher Lauscher. Das ist doch albern, dachte er dann, räusperte sich laut und öffnete entschlossen die Haustür. Astrid wendete ihm den Rücken zu, Martins Hände lagen auf ihren Schultern. Überrascht drehte sie sich um, und Martin ließ sie los.
    »Du bist noch wach? Ich dachte – es war doch schon alles dunkel im Wohnzimmer.«
    »Guten Abend. Ich wollte gerade hoch gehen, da hab ich euch gehört. Wollt ihr nicht lieber reinkommen? Ist ziemlich kalt hier draußen.«
    Abwehrend hob Martin die Hände.
    »Ich will los! Ich hab Astrid nur begleitet, weil es so verdammt glatt ist überall. Bis dann! Gut Nacht!«
    Martin schien es jetzt eilig zu haben.
    »Ich wollte euch nicht unterbrechen, also wenn ihr noch was zu besprechen habt …«, versuchte es Georg noch einmal. Martin schüttelte den Kopf.
    »Tschüss Astrid. Wir sehen uns«, sagte er, gab ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange und hob grüßend die Hand. »Tschüss Georg.«
    Und schon war er an der Gartenpforte. Georg schloss die Tür und nahm Astrid den Mantel ab.
    »Hat aber lang gedauert, eure Sitzung.«
    »Wir hatten keine Sitzung. Wir waren bei einer Podiumsdiskussion zum Thema Wirtschaftsflüchtlinge und Asyl, davon hatte ich dir auch erzählt. Hast wahrscheinlich wieder nicht zugehört. Martin und ich sind danach noch was trinken gegangen.«
    Das war alles völlig normal, und Georg wusste nicht, wieso er sich trotzdem darüber ärgerte. Wahrscheinlich weil es schon Ewigkeiten her war, dass er und Astrid allein aus waren, einfach mal ganz spontan ›was trinken‹.
    Sie gingen in die Küche. Astrid schenkte sich ein Glas Leitungswasser ein, und Georg verstaute seine Rotweinflasche in der Speisekammer.
    »Ach, hast du gar keine Pfannkuchen für die Kinder gemacht?«
    »Wieso?«
    »Na ja, weil da die Packungen vom Chinesen aus dem Mülleimer gucken.«
    Typisch! Die Kinder hatten den Müll unsortiert und ohne die Becher und Tüten klein zu machen einfach in den Eimer gestopft, und zwar so, dass der Deckel noch offen stand.
    »Tja, das lief heute leider anders als geplant. Wir haben einen neuen Fall, und ich bin später vom Dienst gekommen. Da hab ich den Mädchen gesagt, sie sollen sich was beim Chinesen bestellen. Die haben sich gefreut, wie du dir vorstellen kannst!«
    Seine Frau nickte nur und sah zum Herd. Dort stand noch der Topf, in dem Georg die Spaghetti gekocht hatte. Die halbleere Nudelpackung lag daneben.
    »Wann bist du denn nach Hause gekommen?«
    »So zwischen 22 und 23 Uhr irgendwann«, antwortete Georg nicht ganz korrekt.
    »Du hättest mich doch übers Handy anrufen können. Ich finde das nicht gut, wenn die Mädchen abends allein im Haus sind, das weißt du doch. Vor allem nicht, wenn sie Schlafbesuch von anderen Kindern haben. Wenn die das ihren Eltern erzählen, wer weiß, was die dann von uns denken. Schließlich haben wir die Verantwortung auch für deren Kinder.«
    Astrid klang resigniert, wie jemand, der zum hundertsten Mal das Gleiche erklärt, ohne Hoffnung, dass sich etwas ändern wird.
    »Ich wollte dich nicht stören.«
    Die Wahrheit war, dass er überhaupt nicht daran gedacht hatte. Astrid sagte nichts mehr dazu.
    »Übrigens, Carola wollte dich sprechen. Sie hat schon zum dritten Mal in dieser Woche angerufen. Du hättest ihr versprochen, dich zu melden. Du wüsstest schon, worum es geht, meinte sie.«
    »Ach Carola«, seufzte Georg. »Die nervt.«
    »Was soll das denn heißen? Du solltest es dir vorher überlegen, wenn du Leuten was versprichst. Und Carola ist schließlich eine gute Freundin von uns.«
    »Sie ist in erster Linie deine Freundin, und ich habe ihr überhaupt nichts versprochen. Außerdem halte ich sie

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