Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kochwut

Titel: Kochwut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
Vom Netzwerk:
frönen konnte. Die Segelsaison war lange vorbei, Martin immer noch allgegenwärtig. Und Astrid war gereizt, ungeduldig, schien nur darauf zu warten, dass er wieder einmal seine Unzuverlässigkeit bewies, und hielt ihm bei jeder Gelegenheit sein Übergewicht vor – fair fand er das nicht. Doch gleichzeitig schämte er sich seiner selbstmitleidigen Bilanz. Vielleicht sollte er ab morgen endlich regelmäßig den Terminplaner nutzen, den ihm Julia und Judith zu Weihnachten geschenkt hatten. Und natürlich hatte Astrid auch in puncto seines Essverhaltens wieder recht gehabt. Gleich beim Frühstück würde er mit dem Kampf gegen die Pfunde beginnen. Allerdings war er morgen Abend bei Steffen zum Essen eingeladen, da würde er wohl noch einmal eine Ausnahme machen müssen. Und außerdem, was nutzte ein Terminplaner, wenn einem ein neuer Fall dazwischenkam?
    Wieder wälzte er sich in seinem Bett herum. Gleich drei, und er hatte das Gefühl, noch kein Auge zugetan zu haben. Verdammt. Er hatte einen vollen Tag vor sich und musste fit sein. Dann fiel ihm wieder Maja Graflinger ein, die prominente, gleichwohl bei Publikum und Kollegen unbeliebte Köchin. Ob es sich tatsächlich um einen Mordanschlag handelte? Vielleicht wollte ihr ja jemand nur einen Denkzettel verpassen oder sie für die Zeit der Aufzeichnung ausschalten? Zum Glück dauerte es ja nicht mehr lange, und sie würden die Graflinger selbst dazu befragen können.
    Es dauerte wirklich nicht mehr lange, sagte ihm sein erneuter Blick auf den Wecker. Die Nacht war gleich vorbei. Jetzt bloß nicht tiefer in den Fall einsteigen und über Güldenbrook nachdenken, dann könnte er seine Nachtruhe endgültig vergessen. Das Bild des Toten in der Kühlkammer tauchte vor Georgs innerem Auge auf, das in Panik verzerrte Gesicht der Maja Graflinger, Pierre Lebouton, Alix Blomberg, der schmierige Moderator von TVX Kabel, Steffen und David, seine Schwiegermutter Johanna. Die Bilderfolge wurde immer schneller, verdichtete sich und begann sich zu drehen wie ein Karussell. Da endlich fiel er in einen tiefen, festen Schlaf.

Kapitel VI
    Was für ein grandioser Anblick! Nach Wochen, kalt und grau, mit nur wenig Schnee, die Natur nackt, mit kahlen Bäumen und schmutzigbraunen Wiesen, hatten sich die Knicks, die Bäume und Sträucher in filigrane, von Raureif überzogene Gebilde verwandelt. Sanft drang das Licht durch die dunstige Luft und schuf eine märchenhaft anmutende Landschaft. Auch die Dächer der Scheunen und anderen Gebäude waren von einer glitzernden weißen Schicht bedeckt, die Felder und Wiesen damit überzogen. Während sie die Allee entlangging, betrachtete Hilde fasziniert die Halme am Straßenrand und die Äste der Bäume, die gleichermaßen von den feinen Eiskristallen umhüllt wurden, und genoss das von Wind und Wetter geschaffene Kunstwerk. Es war immer noch eisig kalt.
    Hilde erreichte das Torhaus und schloss die Tür des Gutshofladens auf. Sie zog ihre dicke Jacke aus, schaute sich um und rieb sich die Hände. Sofort sah sie, dass die Hausmachernudeln komplett ausverkauft waren, bei den Konfitüren klaffte eine Lücke, und auch das Eau de vie schien gut nachgefragt worden zu sein. Sie machte sich Notizen über die fehlenden Artikel und ging mit einem Einkaufskorb in das kleine Lager, das neben dem Verkaufsraum lag, um Ware zum Nachfüllen zu holen. Der Laden öffnete erst um 10. Erfahrungsgemäß aber war am Sonnabend, vor allem wenn Produktion war, immer ziemlich viel los in dem hübschen, kleinen Geschäft, und so fing sie schon um 9 Uhr an, die Artikel in der Kühltruhe auf Frische zu kontrollieren und die Regale aufzufüllen.
    Die Arbeit machte Hilde Spaß. Das Sortiment bestand hauptsächlich aus Lebouton-Produkten, hochwertigen, handgemachten Lebensmitteln nach traditionellen Rezepten und direkt aus dem Elsass importierten frischen Spezialitäten wie zum Beispiel Gänseleber, Knackwurst, verschiedenen Pasteten und dem berühmten Munster Käse. Der köstlich duftende Kugelhopf wurde hier auf dem Hof hergestellt, und das Elsässer Traditionsgebäck fand immer begeisterte Abnehmer. Natürlich konnte man auch das Fleisch der auf Güldenbrook gezüchteten Welsh Blacks hier erstehen, und es gab Holsteiner Katenschinken, eine luftgetrocknete Wildschweinsalami, Honig von einem benachbarten Imker, Tilsiter und Ziegenkäse aus der Umgebung und noch so manch andere landestypische Köstlichkeit.
    Es war nicht besonders warm im Verkaufsraum. Vorsorglich hatte Hilde einen

Weitere Kostenlose Bücher