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Kochwut

Titel: Kochwut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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die Geschwindigkeit, um etwas mehr Abstand zwischen sich und Güldenbrook zu legen. Angermüller war das ganz recht. Die rasante Fahrweise seines Kollegen kostete ihn gewöhnlich reichlich Nerven, und bei dieser Wetterlage erst recht. Die beiden Kommissare sprachen nicht viel, und jeder hing seinen Gedanken nach. Einzig die Frage, ob Lebouton absichtlich seinen Personalausweis nicht zeigen wollte, weil er eigentlich Knopf hieß, beschäftigte sie für einen Moment. Schließlich erreichten sie Travemünde, das still und ziemlich dunkel dalag. Kein Tourist promenierte durch die Straßen des Seebades, einige kleine Hotels und Restaurants hatten geschlossen, Travemünde hielt Winterschlaf.
    »Ich rieche Geld«, sagte Jansen plötzlich, als sie am Kurhaus vorbeifuhren und dann in die Kaiserallee einbogen.
    »Ich auch«, nickte Angermüller, dem inzwischen auch klar war, welches Ziel der junge Güldenbrook hatte. »Bestimmt ging’s zwischen unserem jungen Grafen und seinem Vater ums liebe Geld. Das ist ja in Kreisen, die welches haben, immer mal wieder ein beliebtes Motiv für einen Mord. Und wenn der junge Mann seine Freizeit in der Spielbank verbringt …«
    Sie blieben am Straßenrand stehen, Jansen schaltete das Licht aus, und sie beobachteten, wie Clemens von Güldenbrook seinen Wagen parkte, dann ausstieg und schnellen Schrittes in Richtung Casino ging.
    »Vielleicht ist der spielsüchtig. Was meinst du?«
    »Ich weiß nicht. Möglich ist alles«, antwortete Angermüller und holte sein Mobiltelefon heraus. »Na, dann will ich mein Glück mal versuchen.«
    »Willst du mich zu ’ner Runde Black Jack einladen, oder was?«
    »Seh ich so aus? Dafür bist du außerdem gar nicht richtig angezogen. Besitzt du überhaupt ein richtiges Jackett?«
    Jansen zog nur eine Grimasse als Antwort.
    »Nee, ich ruf jetzt den Lüthge an. Der soll gleich auch die Freigabe der Bankdaten von Güldenbrook senior und junior regeln. Hoffentlich ist von den Bankmenschen am Wochenende jemand greifbar.«
    Aber Angermüller erreichte nur die Mobilbox des Staatsanwalts und hinterließ darauf sein Anliegen.
    »Und morgen soll der Thomas schauen, was er über von Güldenbrook junior bei Inpol findet.«
    Sie machten sich auf den Weg zurück nach Lübeck. Als Jansen an einer roten Ampel etwas zu scharf bremste, scherte der Wagen sofort nach rechts aus.
    »Siehste, jetzt isses wirklich glatt«, sagte er zu seinem Kollegen auf dem Beifahrersitz. Aber sie kamen ohne weitere Probleme sicher nach Lübeck, Jansen zu seiner Freundin und ins Nachtleben, Angermüller nach Hause zu Pasta und Wein.

     
    Mittlerweile hatte er sich ein drittes Glas Barolo eingeschenkt und grübelte immer noch über Clemens von Güldenbrook. Das Foto von Vater und Sohn an der Wand neben dem Schreibtisch des Ermordeten fiel ihm ein. So stolz und glücklich schaute Christian von Güldenbrook darauf aus. Eltern wünschten sich Kinder und hatten bestimmte Vorstellungen davon, wie sie zu sein hatten. Oft übersahen sie dabei, dass Kinder zwar ein Teil von ihnen, aber trotzdem eigenständige Personen waren. War es so auch zwischen Clemens und seinem Vater gelaufen? Oder lag es daran, dass seine Eltern sich getrennt hatten? Zwölf Jahre alt war er damals. Eine ohnehin schwierige Zeit im Leben eines Kindes, die Pubertät beginnt, man versucht sich zurechtzufinden in der Welt der Erwachsenen, auf die man aber eigentlich nicht hören will, schon gar nicht auf die eigenen Eltern. Trotzdem orientieren die Jungs sich an ihren Vätern, sie sind ihre Vorbilder, ob sie es wollen oder nicht. Und genau da trennen sich die Eltern. Das ist nicht leicht für einen zwölfjährigen Jungen, ein Einzelkind noch dazu.
    Georg musste an Judith und Julia denken und wie sie so eine Veränderung in ihrem Leben wohl verkraften würden. Kinder hatten ein großes Harmoniebedürfnis und waren so voller Vertrauen in ihre Eltern. Sie fühlten sich sofort schuldig, wenn es zwischen den Erwachsenen Probleme gab. Das hatte er an seinen Töchtern auch schon beobachtet, die keinen noch so kleinen Streit zwischen ihm und Astrid ertrugen.
    Er sah auf seine Uhr. Es war Mitternacht vorbei. Wo Astrid nur so lange blieb? Mit dem Wagen war sie bei diesen Straßenverhältnissen zum Glück nicht unterwegs, den Volvo hatte er beim Nachhausekommen draußen stehen sehen. Er für sein Teil musste jetzt jedenfalls schlafen gehen. Die Mordkommission hatte morgen volles Programm, sodass es wieder ein langer Tag werden würde. Georg

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