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Kochwut

Titel: Kochwut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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bekommen. Geduldig hörte er also seinem Chef zu, der sich über die Härte seines Jobs beklagte und es von allen wieder einmal am schwersten hatte.
    »Tut mir leid, das ist dumm gelaufen. Aber TVX Kabel, der Sender, für den auch die Lebouton-Show produziert wird, hat schon gestern Abend einen Exklusivbericht über Güldenbrook gebracht«, versuchte Angermüller zu erklären.
    Ein aufgeregter Kommentar kam von der anderen Seite. Angermüller blieb ruhig und verdrehte nur die Augen.
    »Was soll ich dazu sagen? Die Kollegen und ich, wir haben das alle gar nicht mitbekommen, dass da gefilmt wurde. Die haben das ja zum Teil mit dem Handy gemacht, da bist du eh machtlos dagegen.«
    Der Kriminaldirektor machte den Vorschlag, den er meistens machte.
    »Nein! Bloß keine Pressekonferenz!«, widersprach Angermüller vehement. »Da stehen wir doch noch mit völlig leeren Händen da! Gib eine Erklärung heraus, dass es einige vielversprechende Ansätze gibt und wir in alle Richtungen ermitteln, das Übliche halt. Ansonsten würde ich keinerlei Details nennen.«
    So ganz zufrieden war der Chef nicht mit diesem Vorschlag, und Angermüller suchte nach weiteren Argumenten.
    »Ich halte gar nichts davon, zu diesem Zeitpunkt mit den Medien zu reden. Wenn die mitkriegen, was wir wissen oder auch nicht wissen, das kann nur gegen uns ausgelegt werden. In Lübeck wie auch hier vor Ort sollte gelten: Wir geben keinerlei Kommentar.«
    Gern hätte der leitende Kriminaldirektor auf einer Pressekonferenz Erfolgsmeldungen verbreitet und dafür sogar sein Wochenende geopfert, doch schließlich sah er ein, dass Angermüller recht hatte.
    »Ich erwarte jede Minute den Bericht aus der Rechtsmedizin, der bringt uns hoffentlich einen Schritt weiter. Und noch eine gute Nachricht habe ich für dich: In den Vergiftungsfall scheint Bewegung zu kommen. Vielleicht gibt es da heute noch ein Ergebnis. Ich informiere dich dann sofort.«
    Mit diesem kleinen Trost beendete Angermüller das Gespräch mit seinem Chef.
    Als er zurück in die Küche kam, sah sein Kollege ihn dankbar an. Lilo saß mit dem Rücken zur Tür und erläuterte Jansen wortreich, wie sie sich gestern zum Sieg gekocht hatte.
    »Frau Sinkewitz, mal ganz was anderes: Machen Sie hin und wieder Urlaub in den Bergen?«, sprach Angermüller sie von hinten an. Lilo drehte sich erstaunt nach ihm um.

     
    Kurz nachdem die erste Aufzeichnung vorüber war, füllte sich der Gutshofladen wieder mit Publikum. Die Kochbücher ›Kochen mit Lebouton und Co‹ fanden jetzt reißenden Absatz, und auch einheimische und Elsässer Spezialitäten wurden gut nachgefragt. Vor dem Verkaufstresen bildete sich eine kleine Schlange. Hilde kam ganz schön ins Schwitzen. Zwischendurch tauchten nacheinander zwei junge Fotografen im Laden auf, die gar nicht erst um Erlaubnis baten, sondern wahllos Fotos schossen, nach dem Mord fragten, mit ihrer rüden Art die Kunden verärgerten und dann wieder verschwanden. Als es sich etwas geleert hatte, stellte ein Mann ein Glas Hagebuttenmus aus dem Elsass auf den Tresen und begann, nett mit ihr zu plaudern. Hilde erkannte in ihm einen der Fernsehleute, die schon die ganze Zeit draußen bei laufenden Motoren an ihren Autos herumlungerten, rauchten, Kaffee tranken und darauf zu warten schienen, dass irgendetwas passierte. Offensichtlich hatte er sich über sie erkundigt, denn er wusste ihren Namen und dass sie hier auf dem Gutshof wohnte. Er stellte ihr ein paar unverfängliche Fragen, auf die sie bereitwillig antwortete. Einige seiner Kollegen hatten das schon auf die Art versucht, und natürlich landete auch er irgendwann beim Mord an Christian von Güldenbrook, und Hilde schüttelte den Kopf.
    »Tut mir leid, da kann ich Ihnen wirklich nicht weiterhelfen. Möchten Sie das Buttemues trotzdem haben?«
    Mit einer kurzen Kopfbewegung bejahte er, holte ein paar Münzen aus seiner Jackentasche, zahlte, sagte nichts mehr, nahm sein Hagebuttenmus und ging. Hilde sah ihm nach, wie er zu dem Kleinbus seines Senders zurückschlenderte. Es war schon ein komischer Job, den diese Leute da machten, im Dienst an der Sensationslust ihres Publikums. Zum größten Teil schien er aus Warten zu bestehen. Drüben vor dem Kavaliershaus standen die drei Kochlehrlinge, in ihrer Mitte das junge Mädchen, das Patricia hieß. Der freche Thorsten und Anatol, dieser Hübsche, der gestern Abend so stolz auf seinen großen Auftritt in der Show gewesen war, alberten mit ihr herum. Ihr Kumpel mit den

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