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Kochwut

Titel: Kochwut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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neun. Hinrich starrte unverwandt auf den Katenschinken, die Käseauswahl, den Korb mit den knusprigen Brötchen, und Hilde hörte vernehmlich seinen Magen knurren.
    »Ich weiß auch nicht, wo Pierre bleibt. Eigentlich ist er bisher immer pünktlich gewesen«, meinte Hilde entschuldigend zu ihrem Vater. »Ich versuche mal, ihn anzurufen, vielleicht hat er sich eine falsche Uhrzeit gemerkt.«
    Doch sie erreichte ihn weder in seiner Wohnung im Herrenhaus noch auf seinem Handy. Jetzt hinüberzulaufen ins Kavaliershaus, wo das ganze Team versammelt war, danach war Hilde überhaupt nicht. Vielleicht gab’s irgendwelche Probleme bei der Produktion, so was kam hier immer mal wieder vor, das hatte sie auch schon mitbekommen. In so einem Moment war es nicht ratsam, Pierre auch noch wegen einer nicht eingehaltenen Verabredung zum Frühstück zusätzlich zu belästigen. Wenn er es nicht einmal geschafft hatte, Bescheid zu sagen, dass er erst später oder gar nicht mehr kommen könnte, dann ließ sie ihn jetzt lieber in Ruhe seine Arbeit machen.
    »Wir fangen einfach an, Vadder. Guten Appetit wünsch ich dir!«
    Die Enttäuschung war Hilde deutlich anzuhören, und zum ersten Mal in der Zeit ihrer Beziehung ärgerte sie sich über Pierre. Natürlich, er hatte eine große Verantwortung für die Show und das ganze Team, aber er hätte ja wenigstens jemand beauftragen können, sie anzurufen. Appetit hatte sie nun auch keinen mehr.
    »Tut mir ja leid für dich, Hilde. Trotzdem dir auch guten Appetit! Ich freu mich schon die ganze Zeit auf die Heißwecken.«

     
    »Papi! Aufstehen!«
    Wie von weit her drangen diese Worte an sein Ohr. Er versuchte, sie zu ignorieren und in seinen Traum zurückzukehren. Doch plötzlich wurde Angermüller kalt. Mit geschlossenen Augen angelte er nach seiner Bettdecke, um sie wieder nach oben und bis über die Ohren zu ziehen, aber die Decke widerstand seinem Griff.
    »Buuh!«, machte es ganz nah und ziemlich laut an seinem Ohr. Erschrocken öffnete Georg die Augen. Direkt vor sich sah er Judiths grinsendes Gesicht.
    »Mama sagt, du sollst endlich aufstehen! Wir müssen doch gleich los nach Travemünde.«
    Sie rannte zur Tür.
    »Ich hab ihm die Decke weggenommen, und dann ist er aufgewacht, Mama!«, schrie sie triumphierend und stürmte die Treppe hinunter.
    Es dauerte einen Moment, bis Georg einigermaßen wach war und seine Gedanken sortiert hatte. Ja, richtig, Travemünde: Sigrids Geburtstagsfeier. Nach Travemünde fuhren sie normalerweise mit dem Auto. Heute Nacht hatte er das Auto stehen gelassen, und Liz, David und Steffen hatten darauf bestanden, ihn zu Fuß von St. Gertrud nach Hause zu begleiten. Es war eine sehr fröhliche Nachtwanderung geworden. Schon lange hatte er nicht mehr so viel gelacht, und es hatte auch eine ganze Weile gedauert, bis sie endlich in St. Jürgen in der kleinen Straße angelangt waren, die zur Wakenitz führte und in der das Angermüller’sche Haus lag. Immer wieder war jedem von ihnen noch etwas eingefallen, das unbedingt erzählt werden musste, und so zog sich der Abschied vor der Haustür etwas länger hin, sie umarmten sich, dann kam die nächste Geschichte, und danach fingen sie wieder von vorn an, sich zu verabschieden. Obwohl sich das Quartett bemühte, leise zu sein, wurde im gegenüberliegenden Haus plötzlich Licht eingeschaltet, und man sah eine Gardine wackeln. Da war sein Begleittross schließlich abgezogen, und Georg hatte so leise wie möglich das Haus betreten. Astrid hatte nicht zu erkennen gegeben, ob sie von dem Lärm im Vorgarten etwas mitbekommen hatte. Sie schien fest zu schlafen, als er sich endlich zu Bett legte. Klar war jedenfalls, dass der Wagen jetzt immer noch vor der Villa am Burgfeld stand.
    Bei dieser Erkenntnis schwang sich Georg endlich aus dem Bett, denn dann hieß es, sich zu beeilen.
    »Guten Morgen. Magst du eine Tasse Tee? Ich habe schon einen für dich gemacht«, begrüßte ihn Astrid, die mit ihrer Kaffeetasse am Tisch saß, als Georg wenig später in die Küche kam. Er sah ihren prüfenden Blick, mit dem sie seine Kleidung streifte. Früher wäre ihm das gar nicht aufgefallen, doch seit einiger Zeit hatte er sich angewöhnt, aufmerksamer zu sein, genauer auf Astrids Verhalten und ihre Reaktionen zu achten. Es war der gleiche Kontrollblick, stellte er zu seiner Verwunderung fest, mit dem ihn seine Schwiegermutter Johanna stets bedachte, wenn sie sich bei festlichen Ereignissen vor der versammelten Familie begegneten. Da Astrid

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