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Kochwut

Titel: Kochwut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Rundum-Angebot eines Caterers genutzt hatte.
    »Und ich finde ja, dass der Lebouton ein ganz toller Mann ist! So witzig und charmant, und der sieht verdammt gut aus! Hast du den denn persönlich kennengelernt?«, fragte jetzt auch Gudrun. Die übermäßige Aufmerksamkeit seiner Schwägerinnen war für Georg ziemlich ungewohnt. Üblicherweise hatten sie sich nicht so viel zu sagen. Auch jetzt erlahmte ihr Interesse ziemlich schnell, obwohl sie ihn bewunderten und beneideten, dass er bei einer Lebouton-Show live dabei gewesen war.
    Die Gläser wurden eingeschenkt, der übliche Prosecco für die Erwachsenen, Orangensaft für die Kinder, und Sigrid begrüßte noch einmal offiziell ihre Gäste.
    »Hat jeder ein Glas? Dann wollen wir doch mal anstoßen! Einen schönen Tag und herzlich willkommen euch allen!«
    Man prostete sich zu, es folgte das Geburtstagslied, und danach verkündete Sigrid:
    »Das Buffet ist eröffnet!«
    Ausladende Tabletts mit Hähnchenschenkeln, die papierne Rüschenmanschetten trugen, Kasslerscheiben mit Ananas und Kirsche verziert, Roastbeef und geräucherter Pute standen auf dem Tisch im Esszimmer bereit. Daneben fanden sich etwas kleinere Platten mit Räucherlachs und Forellenfilets. Alles professionell geschnitten und akkurat angerichtet. Georg fühlte sich bei der Ästhetik der Dekoration an die Theke im Fleischerladen erinnert, grüne Paprikaschoten und rote Tomaten aus Plastik, die zwischen Schinken und Leberwurst die Auslage schmücken. Es gab diverse Schüsseln mit Fleischsalat, Krabbensalat, Eier- und Kartoffelsalat sowie eine große Käseauswahl handelsüblicher Sorten und Körbe mit Baguettes und dunklen Broten. Zum Nachtisch wurde Rote Grütze und das unvermeidliche Tiramisu angeboten. Sicher, es war von allem reichlich, und wahrscheinlich war es auch nicht das billigste Angebot, das der Catering Service liefern konnte, aber weder war es originell noch abwechslungsreich, und irgendwie sah es lieblos aus.
    Das Buffet weckte jedenfalls nicht gerade Angermüllers Neugier. Aber er war eh nicht sehr hungrig, weshalb er nur ein wenig Roastbeef und Forelle und dazu ein Stück Baguette nahm.
    »Mensch, Georg! Nu iss mal ordentlich! Nich sone Damenportiönchen«, forderte ihn Jochen nach einem Blick auf seinen Teller auf. »Wir haben extra wegen dir reichlich bestellt, du sollst uns doch nicht vom Fleische fallen.«
    Jochen grinste breit und sah sich Beifall heischend um, als ob er einen guten Witz gemacht hätte. Angermüller rang sich ein schwaches Lächeln ab. Als ob es ihm jemals darum gegangen wäre, sich mit Fleischbergen und Fertigsalaten den Bauch vollzuschlagen. Die Leute verwechselten immer Qualität mit Quantität. Klar war Essen seine Leidenschaft – mit allen Vor- und Nachteilen –, aber er hatte bestimmte Ansprüche an die Herkunft, die Zubereitung und den Geschmack der Speisen, die so leicht nicht zu erfüllen waren. Mit diesem Buffet hier schon gar nicht.
    Um ihn herum wurde das Angebot in den höchsten Tönen gelobt, was die meisten Gäste mit ihren Komplimenten wahrscheinlich sogar ehrlich meinten.
    Auf Martins Teller türmten sich die Hühnerbeine auf den Kasslerscheiben, und bestimmt fand er alles sehr lecker, denn er aß mit gesundem Appetit. Trotzdem fand er dabei noch die Zeit, seine Umgebung mit Schnurren aus seinem unglaublich aufregenden Seglerleben zu unterhalten.
    Angermüller hatte sich einen ruhigen Platz zum Essen am Wohnzimmertisch gesucht. Doch kaum saß er auf seinem Stuhl, da sah er Volker und Hella mit ihren voll geladenen Tellern anrücken. Zum Entkommen war es zu spät, und sie nahmen ihn von rechts und links in die Zange.
    »Na Georg, was macht die Kunst?«, fragte der rotgesichtige Volker, inzwischen in Hemdsärmeln, zwischen einem Stück Kassler und einer Gabel Kartoffelsalat.
    »Nu lass ihn doch essen, Volker!«, protestierte Hella mit ihrer von den vielen Zigaretten tiefen Stimme und schenkte Georg ein faltiges Lächeln. Er lächelte ebenfalls und musste unwillkürlich an eine Schildkröte denken.
    »Lass mich doch, Hella! Ich würde zu gern mal aus erster Hand hören, was die Polizei so mit unseren Steuergeldern macht. Die Kriminalität is ja nich gerade weniger geworden in den letzten Jahren, was?«
    Volkers raues Lachen dröhnte in Angermüllers Ohr, und er merkte, wie er sich wieder einmal über die provokante Einfalt des Autohändlers zu ärgern begann. Normalerweise ging er auf solche hirnlosen Anwürfe ja gar nicht ein, schon gar nicht im Kreise

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