Kodezeichen Großer Bär
eines Raumfluges die Spritze angesetzt. Ein einzelner Einstich fiel aber kaum auf, zumal ich in seinem Apothekenschrank eine hervorragende Bioplast-Salbe entdeckt hatte, die so kleine Hautverletzungen in wenigen Stunden restlos abheilte.
Dann, vor etwa drei Minuten, hatte ich die zarten Stromstöße in meinem Bein gespürt. Jemand morste auf meiner Körpersender-Frequenz das Zeichen QQLR, das nach dem ausgemachten Kode bedeutete, daß man eine Nachricht für mich hatte.
Noch konnte ich es riskieren, ein kleines Supultra-Bildsprechgerät mit mir zu führen. Sobald ich das Haus endgültig verließ, durfte ich es nicht mehr mitnehmen.
Hannibal war mit gezogener Dienstwaffe an die Tür geeilt. Ich beobachtete ihn durch die spaltweit geöffnete Tür des Arbeitszimmers. Er nickte beruhigend.
Ich schaltete das GWA-Gerät ein und meldete mich mit meiner Agentennummer.
Der winzige Bildschirm erhellte sich. Ich war völlig überrascht, als ich Mousers Gesicht erkannte.
»Sind Sie allein?« klang es leise aus dem Mikrolautsprecher.
Ich bestätigte, gespannt, was der stellvertretende GWA-Chef persönlich wollte.
»Achtung, Gefahrenstufe I. Ich befinde mich in einem GWA-Bomber hundert Kilometer über dem TESCO-Gelände. Verstehen Sie mich gut?«
»Ausgezeichnet, Sir. Bisher keine besonderen Vorkommnisse. Meine Maschine ist aufgetankt.«
Hannibal schaute für eine Sekunde ins Zimmer. Als er Mousers Gesicht sah, stieß er eine unhörbare Verwünschung aus. Ich sah Schwierigkeiten auf mich zukommen.
»Kreuzer 1418 unter TS-19 hat vor fünf Stunden ein unerlaubt startendes Raumschiff vom Kurierboot-Typ nahe der Zwölf-Stunden-Kreisbahn abgeschossen. Das Boot war mit irrsinnigen Beschleunigungswerten in den Raum gerast und der Raumjagdflotte schon entkommen, als der Kreuzer angriff. Es wurden gewöhnliche Lenkraketen mit chemischen Sprengköpfen verwendet. Drei Tote konnten, im Raum treibend, aufgefischt werden. Zwei der Leichen sind kaum noch identifizierbar, jedoch deutet die erste Untersuchung im HQ darauf hin, daß einer der Toten General Reling ist. Uniform, Ausrüstung, Papiere, Gebiß usw. könnten ihm gehören. Wir zweifeln aber daran.«
Ich glaubte zu ersticken! Der Chef tot!
Mousers Stimme kam wieder durch. Sie klang verstört.
»Wir nehmen an, daß der Unbekannte versuchte, uns auf eine falsche Spur zu locken. Die Obduktion läuft. Anschließend werden biochemische Untersuchungen vorgenommen. Wir setzen voraus, daß es sich bei dem Toten nicht um den Chef handelt. Der zweite Mann ist unbekannt. Der Pilot konnte dagegen sofort identifiziert werden. Wir haben ihn in der Zentralkartei. Achtung, wichtig für Sie.«
Störgeräusche kamen durch. Sofort darauf war die Tonqualität wieder gut.
»Es handelt sich um Captain Roman Perani, sechsunddreißig Jahre, ehemals Pilot in der US-Flotte. Vor zwei Jahren wegen einer Rauschgiftaffäre verabschiedet, dann sechs Monate Gefängnis. Er versumpfte und trat in Kreise ein, die das FBI als ›Nebelsyndikat‹ kennt. Eine weltumspannende Verbrecherorganisation, getarnt hinter guten Firmennamen und zwielichtigen Persönlichkeiten. Das Nebelsyndikat hatte sich in das europäische Katalyse-Programm eingeschaltet. Achtung: Es war Roman Perani, der Dolveti das erste Rauschgift zuführte. Anscheinend in höherem Auftrag, um den langsam süchtig werdenden Testpiloten gefügig zu machen. Sie kennen also einen ehemaligen Captain Perani. Hier das Bild!«
Auf meinem Schirm erschien die farbige Fotografie eines drahtigen, dunkelhaarigen Mannes mit einer breiten Narbe auf der linken
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